Implantiert
Überwachungsraums.
Magnus war zuerst eingetroffen. Er hatte sich einfach in den dunklen Überwachungsraum gesetzt und gewartet. Clayton war alleine gekommen und hatte das Licht eingeschaltet, Magnus hatte ihn niedergeschlagen, und bei Clayton waren die Lichter ausgegangen. Es hätte nicht einfacher sein können.
Magnus trat an das Waffengestell und nahm sich eine der kompakten MP5-Maschinenpistolen. Er befestigte einen Trageriemen an der Waffe, lud sie und stellte sie auf den Boden.
Die Zeit der Förmlichkeiten war vorbei. Jetzt kam die Zeit, seiner Sammlung ein neues Messer hinzuzufügen.
Magnus zog eine der weißen Ka-Bar-Schachteln aus dem Regal. Er öffnete sie und betrachtete den abgerundeten, von festen Lederstreifen überzogenen Griff und die Messerscheide aus Leder. Neue Messer hatten diesen besonderen Geruch.
Er ließ die Schachtel fallen und schob seinen Gürtel durch die Schlaufe der Scheide. Das Messer hing angenehm an seiner linken Hüfte. Erst als es sich an der vorgesehenen Stelle befand, umfasste er den Griff und zog.
Die siebzehneinhalb Zentimeter lange, tiefschwarze Klinge schien ihn anzulächeln. Bis auf die dünne, rasiermesserscharfe Schneide reflektierte das Messer kein Licht.
»Ich kenne dich«, sagte Magnus zu dem Messer.
Er hielt das Messer in der rechten Hand. Mit der linken hob er die MP5. Beide Waffen fühlten sich solide an. Gut ausbalanciert. Real. Gewiss, die verschiedensten Variablen hatten Einfluss auf seine augenblickliche Lage; vielleicht gab es sogar mehr Aspekte, als er gleichzeitig verarbeiten konnte. Aber was mit dem Messer zu tun war, hatte er immer gewusst. Das Messer machte Entscheidungen leicht. Er trat vor Clayton und legte das Messer auf den Boden.
Der alte Mann starrte das Messer an. Dass er große Angst hatte, war offensichtlich, doch genauso offensichtlich war, wie wütend und trotzig er sich dagegen sträubte.
»Clayton, ich habe nicht viel Zeit. Ich habe das früher schon gemacht. Oft. Ich weiß genau, wie ich bekomme, was ich will. Es wäre besser für dich, wenn du einfach kooperieren würdest. Hast du das verstanden?«
Clayton schwieg.
»Wo hast du Sara Purinam versteckt?«
»Hast du mal in deinem Arschloch nachgeschaut? Nein, Moment, dein Kopf steckt ja bereits drin, also müsstest du sie inzwischen gesehen haben.«
Störrischer alter Bastard. Magnus hatte etwas Besonderes für ihn. Er schob sich die MP5 über die Schulter und ging wieder zum Waffengestell. Dort schraubte er eine Düse auf eine kleine Propangasdose. Er öffnete das Ventil,
nahm ein Feuerzeug aus dem Regal und kam zurück zu Clayton.
Clayton sah die Propandose, hörte das Zischen des Gases und schüttelte den Kopf. »Das wirst du verdammt nochmal nicht tun, du kranker Abschaum.«
Magnus schnippte gegen das Rädchen des Feuerzeugs. Die spitze blaue Gasflamme erwachte zum Leben. Er schob das Feuerzeug in seine Tasche. Magnus hatte eine ganz besondere Einstellung, wenn es um Folter ging: Sehen heißt glauben, aber der wahre Glaube entsteht erst, wenn man es fühlt.
Er hob das Messer auf und hielt die Klinge an die Flamme. Üblicherweise machte er das im Dunkeln, so dass die Flamme des Schneidbrenners das einzige Licht war, bis die Klinge rot glühte. Das war eine großartige Motivationshilfe, bevor das Schneiden begann, doch er hatte einfach nicht die Zeit für solche Extras.
»Letzte Chance«, sagte Magnus, während er die Flamme sanft über die siebzehneinhalb Zentimeter lange Ka-Bar-Klinge streichen ließ. »Du wirst mir sagen, was ich wissen will. Die einzige Frage ist, wie schlimm deine Verbrennungen sein werden, bis du endlich redest.«
»Tu’s einfach«, zischte Clayton und kniff die Augen in Erwartung der Qualen zusammen. »Der Feige stirbt schon vielmal eh’ er stirbt, die Tapfern kosten einmal nur den Tod, eh?«
Das Zitat kam wie aus dem Nichts und überraschte Magnus so, dass er den Schneidbrenner senkte. »Ich bin schockiert. Du kennst Julius Caesar?«
»Hab ihn nie getroffen«, sagte Clayton, die Augen noch immer zusammengekniffen. »Kerouac hat das mal zu mir gesagt, als wir ein paar Huren in Copper Harbor genagelt haben.«
Typisch Amerikaner. So primitiv. Doch ob primitiv oder nicht, der alte Mann war zäher, als Magnus erwartet hatte. Zu reden wäre reine Zeitverschwendung, solange einige Parameter nicht etabliert waren.
Magnus drehte das Ventil zu und stellte die Propangasdose auf den Boden. Dann trat er hinter Clayton. Er packte den kleinen Finger der
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