Implantiert
woher die auch immer gekommen waren. Und dieser Müll aus dem Reagenzglas würde ihn ganz sicher auch nicht erledigen.
Dann sah er den Baum, der sich neigte, umstürzte und im Fallen immer mehr an Geschwindigkeit zulegte, während
der Schnee von den Ästen rutschte und in hohem Bogen durch die Luft geschleudert wurde. Der Baum krachte zu Boden und wirbelte eine Woge weißen Pulverschnees auf, der in fünfzig Metern Entfernung Andy vollkommen die Sicht versperrte.
Andy bremste mit der linken Hand, während er mit der rechten in seinem Schneeanzug nach der Waffe fischte. Die Scheinwerfer seines Schneemobils beleuchteten den Weg, den als Hindernis dienenden Baum und eine weitere Kreatur mit weit aufgerissenem Maul. Und das Paar, das ihm im Abstand von wenigen Sekunden folgte.
Der Schlitten wurde langsamer, der Schwung drückte Andys Körper nach vorn. Andy drehte sich auf seinem Sitz und wollte auf seine Verfolger feuern.
Sie waren schneller, als er gedacht hatte.
Noch während er sich umwandte, sah er eine heranstürmende schwarz-weiße Masse und mitten darin ein riesiges, weit aufgerissenes Maul. Die Zähne schlossen sich um seine Schusshand und durchdrangen Haut und Knochen, als wären es mit Papier umwickelte dünne Zweige. Klauenfüße schlidderten über den Boden und bohrten sich in den Schnee, während die Kreatur ihren großen Kopf nach rechts riss und Andy vom Sitz schleuderte. Er stürzte zu Boden, hatte jedoch noch so viel Schwung, dass er sich abrollen und wieder auf die Beine kommen konnte.
Erst da bemerkte er, dass sein Arm vom Ellbogen abwärts verschwunden war.
Er hatte nur einen kurzen Moment, um alles zu betrachten und sich über den surrealen Anblick des nicht vorhandenen Arms, über die gesplitterten Knochen und das zerfetzte Fleisch zu wundern, als ihn die zweite Kreatur auch schon in vollem Lauf rammte. Zähne bohrten sich in seine Brust und
seine Schulter. Andy konnte nur einen einzigen Schrei ausstoßen, bevor sich die beiden Kreaturen zu seiner Rechten in den Streit um die Nahrung stürzten.
Weniger als dreißig Sekunden nach dem ersten Biss erinnerten nur noch Blutflecken und ein umgestürztes Schneemobil an Andy Crosthwaites Ende.
3. Dezember, 22:00 Uhr
Colding stoppte auf einem kleinen Hügel, von dem aus er sowohl Svens Haus sehen als auch die Piste hinter sich überblicken konnte. Der verrückte Kampf auf Leben und Tod lag erst zehn Minuten zurück, doch sein Herz hämmerte noch immer so heftig, dass er sich fragte, ob sein Ende möglicherweise gar nicht durch eine Kugel oder ein Monster kommen würde, sondern durch einen Herzstillstand.
Er drehte sich um und sah zurück, der Lauf seiner Beretta folgte seiner Blickrichtung. Direkt hinter ihm war nichts, doch wie konnte er sicher sein? Er spähte tiefer in die Dunkelheit, in die von Schatten erfüllten Wälder rechts und links des Wegs, und hielt Ausschau, ob sich etwas bewegte oder sich ein schwarz-weißes Fell zeigte.
Seine Muskeln blieben angespannt. Der Lauf der Waffe zuckte im Rhythmus seiner zitternden Hand. Sein Magen war so verkrampft, dass er kaum Luft holen konnte. Er sah Hunderte dieser Kreaturen in der Dunkelheit; hinter jedem Stamm, unter den schneebeladenen Ästen jedes Baumes schienen sie auf ihn zu lauern. Sie warteten darauf, loszuspringen, warteten, bis er sich umdrehen würde, um sich auf ihn zu stürzen und ihn in Stücke zu reißen.
Colding hielt die Luft an. Dann zwang er sich, langsam und ruhig auszuatmen. Er musste sich wieder unter Kontrolle bekommen. Da draußen war nichts. Die unterschiedlichsten Gefühle zerrten an ihm – Angst vor den Kreaturen, Frustration, weil er nicht wusste, was mit Sara geschehen war, Demütigung, weil er um sein Leben gebettelt hatte. Er musste sich beruhigen. Er musste sich beruhigen und nachdenken. Vielleicht war Sara noch am Leben. Vielleicht war sie bei Rhumkorrf und versteckte sich irgendwo in Svens Haus. Dort musste Colding anfangen.
Er schob die Pistole in die rechte Hand, griff mit der linken nach hinten und tastete zum ersten Mal nach der Wunde in seiner rechten Schulter. Es war, als stecke ein glühender Schürhaken unverrückbar in seiner kreischenden Haut fest. Als er die Hand wegzog, waren seine Finger nass von Blut, aber es war nicht besonders viel. Langsam ließ er den Arm kreisen. Es tat weh, sicher, doch er konnte die Bewegung vollständig ausführen. Andys Kugel hatte keinen Knochen getroffen.
Colding war noch nie zuvor angeschossen worden, doch die
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