Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
zerfetzten Sitz schob. Wer konnte schon sagen, wie viele seiner Verletzungen sich im Augenblick bemerkbar machten? Vielleicht alle zugleich.
    Colding fuhr den Schlitten die fünfzig Meter zum Haus hinüber und hielt an der Rückwand, damit er von der Straße aus nicht zu sehen war. Er rannte hinein, spürte die Wärme schon auf seinem Gesicht, während er nach einem Telefon suchte. Schließlich fand er es.
    Rhumkorrf folgte ihm. »Wen rufen Sie an? Ich habe bereits im Landhaus angerufen und mit Andy gesprochen.«
    »Das ist mir durchaus bewusst«, sagte Colding. »Ich rufe die Harveys an.«
    Das Telefon klingelte. Und klingelte. Und klingelte.
    »Rufen Sie im Landhaus an«, sagte Rhumkorrf. »Die sollen dieses Panzer-Ding mit Zebramuster nehmen und uns hier wegbringen.«
    Colding legte auf. »Das kann ich nicht. Ich bin auf Anweisung von Magnus mit Andy zusammen hierhergekommen. Andy hat versucht, mich umzubringen.«

    »Ist Andy tot?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht haben ihn die Kreaturen geschnappt, vielleicht ist er uns schon längst auf den Fersen.«
    Rhumkorrf sackte in sich zusammen. Er hielt immer noch das braune Etwas in der Hand. »Also will Magnus wirklich, dass ich sterbe.«
    »Sieh mal an. Man nennt Sie also nicht umsonst ein Genie. Kommen Sie, wir müssen los.«
    »Los? Wohin? Magnus wird uns umbringen.«
    »Wir müssen zu den Harveys. Sie haben nicht abgenommen.«
    »Dann sind sie tot«, sagte Rhumkorrf und schüttelte den Kopf. »Wir können nicht da raus.«
    »Doc, wir müssen. Und ich werde Sie hier nicht zurücklassen. Also, auf geht’s.«
    Rhumkorrf schüttelte den Kopf heftiger. Seine Augen waren weit aufgerissen, und ein wenig Speichel tropfte aus seinem rechten Mundwinkel. »Nein! Nein! Ich habe diese Kreaturen durch das Schuppenfenster beobachtet. Sie haben sich die Kühe geschnappt, sie getötet und gefressen. Sie haben alles gefressen, Colding, alles, sogar die Knochen.«
    Wieder streckte er die von Erfrierungen gezeichnete Hand aus und hielt Colding das weiß gesprenkelte Etwas hin. Es sah aus wie ein Stein … aber es war kein Stein. Es war ein Klumpen dunkelbraunen Materials, der mit winzigen weißen Eiskristallen bedeckt war.
    »Doc, was ist das?«
    »Stuhl.«
    »Was?«
    »Kot. Scheiße. Von diesen Kreaturen.«
    Schließlich erkannte Colding einen der weißen Einsprengsel
– es war ein menschlicher Zahn, ein Backenzahn. »Oh Jesus Christus.«
    »Sie haben Sven gefressen«, sagte Rhumkorrf. »Sie haben Sven und alle Kühe gefressen, Colding. Sogar die Knochen. Verstehen Sie? Sogar die Knochen.«
    Die Kreaturen waren da draußen, und sie waren auf der Jagd. Sie konnten überall auf der Insel sein. Buchstäblich überall. Colding zwang sich, das Zittern seiner Hände zu unterdrücken. Er wusste nicht, wo Sara war – falls sie überhaupt noch lebte.
    Doch die Harveys? Wo sie waren, wusste er genau. Und Magnus wusste, wo Rhumkorrf war, ob Andy nun überlebt hatte oder nicht. Sie mussten aus Svens Haus verschwinden, und zwar sofort.
    »Doc, wir fahren zum Hof der Harveys. Sie können sich entweder freiwillig auf dieses Schneemobil setzen, oder ich werde dafür sorgen, dass Sie es tun. Ich möchte wirklich nicht noch einmal die Hand gegen Sie erheben, okay?«
    Der kleine Mann sah ihn an, schüttelte noch einmal den Kopf und ließ den gefrorenen Kot der Kreaturen auf den Küchenboden fallen. »Sie werden uns umbringen«, sagte er. »Fahren wir.«

3. Dezember, 22:45 Uhr
    Magnus wickelte den letzten Streifen Klebeband um Claytons Fußknöchel und fixierte ihn damit an dem Klappstuhl. Er hatte Clayton die Hände bereits auf den Rücken gefesselt. Das harsche Neonlicht des Überwachungsraums spiegelte sich im verquollenen linken Auge des alten Mannes.
Claytons Kopf hing herab und wackelte jedes Mal, wenn der Stuhl angestoßen wurde.
    Schließlich hob sich der Kopf ein wenig. Clayton blinzelte mehrmals rasch hintereinander, als versuche er, seine Benommenheit abzuschütteln. »Hilfe! Ist hier jemand? Haltet mir dieses verrückte Arschloch vom Leib!« Er war nicht verwirrt. Er wusste, wo er sich befand, und er wusste, was geschehen war.
    Magnus schlug ihm ins Gesicht. Der Kopf des alten Mannes sackte nach hinten und Blut strömte aus seiner Unterlippe.
    »Es ist niemand hier, Clayton. Gunther ist auf dem Wachturm. Colding ist inzwischen tot. Der einzige Mensch, der hierher zurückkommt, ist Andy, und wir wissen beide, wie sehr er dich mag.«
    Clayton spuckte Blut auf den Boden des

Weitere Kostenlose Bücher