Implantiert
irgendwo an der Küste hinter den ersten Baumreihen versteckten und sie beobachteten.
Als er den schneebedeckten Horse Head Rock erreichte, wurde Colding langsamer; schließlich stoppte er die Maschine. Er musste darüber nachdenken, welche taktischen Möglichkeiten die Lage ihnen bot. Die Boyd Bay war bis nach Emma Island vollständig zugefroren. Was vor zwei Monaten trügerisches, von Felsen durchzogenes Wasser gewesen war, war inzwischen festes Eis. Das Landhaus thronte hoch über dem Strand wie ein düsteres Bollwerk aus einer Geschichte von Edgar Allan Poe.
Dann bemerkte er, dass sich ein Hubschrauber näherte.
Er kniff die Augen vor der aufgehenden Sonne zusammen … ja, das war tatsächlich Bobbys Sikorski. Vielleicht saß Danté darin. Wenn Magnus noch lebte, würde er sicher kommen, um seinen Bruder in Empfang zu nehmen, was Colding innerhalb eines sehr begrenzten Zeitraums die Möglichkeit verschaffen könnte, ins Landhaus zu gelangen und sich schwerere Waffen zu besorgen – zum Schutz gegen die Kreaturen und gegen Magnus. Und wenn Andy noch lebte und sich im Landhaus aufhielt, dann wäre die ganze Sache ohnehin bald zu Ende – so oder so.
Aber sollte er Danté und Bobby vor den amoklaufenden Kreaturen warnen? Möglicherweise hatte Danté über die Bombe im Flugzeug Bescheid gewusst. Bescheid gewusst und nichts dagegen unternommen. Quatsch, vielleicht hatte sogar Danté selbst den Befehl dazu gegeben. Obwohl es durchaus möglich war, dass Magnus von sich aus gehandelt hatte. Würden zwei Unschuldige sterben, wenn Colding nichts tat? Und wenn er versuchte, sie zu warnen – würden sie dann versuchen, ihn umzubringen? Würde Magnus es versuchen? Es gab keine richtigen Antworten darauf; jede Handlung und jede Unterlassung führte in den Tod.
Rhumkorrf zerrte an seiner Schulter. »Werden wir sie an der Landebahn empfangen? Sie könnten uns hier rausfliegen.«
Colding schüttelte den Kopf. »Wir müssen uns ein paar Waffen besorgen. Diese Monster könnten überall sein.«
»Was bedeutet, dass wir zu Fuß die Stufen am Strand hinauf und ins Landhaus gehen müssen, wo Magnus vielleicht schon auf uns wartet?«
»Genau«, sagte Colding. »Also, sind Sie bereit?«
»Ich könnte nicht weniger bereit sein zu diesem Irrsinn. Los geht’s!«
Colding wartete, bis Rhumkorrf sich wieder an ihm festhielt. Dann gab er Gas, und sie schossen über das Eis auf die Küste zu.
6:41 Uhr
Colding kroch die letzten Stufen hinauf. Er hielt die Beretta dicht über das steinerne Deck des Patios, führte sie von links nach rechts und hielt Ausschau nach der kleinsten Bewegung.
Würde er Magnus überhaupt entdecken? Der Mann war so gut ausgebildet und so gefährlich. Was war mit Andy? Und wo war Gunther? Auf wessen Seite würde Gun überhaupt stehen?
Colding fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. Er hatte keine Wahl. Er brauchte bessere Waffen, und er musste dafür sorgen, dass auch Claus bewaffnet war. Colding richtete sich halb auf und ging weiter. Er hörte, dass sich Rhumkorrf dicht hinter ihm hielt.
Sie gingen über die Veranda in die Lounge – Colding immer voraus mit der Beretta im Anschlag. Zügig, aber vorsichtig und leise folgten sie dem Flur nach unten bis zum verschlossenen Überwachungsraum.
Colding drehte sich zu Rhumkorrf um und flüsterte: »Bleiben Sie ein, zwei Meter hinter mir. Wenn Sie sehen, dass ich mich umdrehe, rennen Sie, so schnell Sie können. Wenn Sie sehen, dass ich zu Boden gehe, rennen Sie sogar noch schneller, verstanden?«
Rhumkorrf nickte rasch. Seine angeklebte Brille hüpfte leicht gegen seinen blutigen Kopfverband.
Colding gab 0 —0 —0 — ein und öffnete die Tür zu dem dunklen Raum. Er hörte ein Grunzen.
Er verdrängte seine Angst, dass ihm eine der Kreaturen oder Magnus in der Dunkelheit auflauern könnte, drückte auf den Lichtschalter und …
… sah Clayton Detweiler, der mit Klebeband an einen Klappstuhl gefesselt in einer Blutlache saß. Colding streckte die Hand nach hinten, packte Rhumkorrf, zog ihn in den Raum und schloss die Tür. Sie betraten die Blutlache, um Clayton zu befreien.
»Sorgen Sie dafür, dass er sofort mitkommen kann«, sagte Colding. Er rannte zum Waffengestell, griff sich ein Erste-Hilfe-Set und warf es Rhumkorrf zu.
»Das ist Klebeband«, sagte Rhumkorrf. »Ich brauche ein Messer.«
Colding warf ihm eine der Ka-Bar-Schachteln zu. Rhumkorrf fing an zu schneiden, während Colding sich an den Schreibtisch setzte und sich durch die
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