Implantiert
kommt.
Böse.
Jian spürte, wie das Böse aus dem Leib dieser Kreatur strömte wie der beißende Gestank aus einem Stinktier. Sie wollte sich bewegen, wollte wegrennen, doch ihr Körper gehorchte ihr genauso wenig wie ihre besessenen Hände.
Böse genug, um sie zu töten. Und war es nicht genau das, was sie in Wahrheit verdiente?
Die Kreatur sah sie an. Sie öffnete ihren breiten Mund.
Jian fing an zu schreien.
Sara und Alonzo saßen im Cockpit der C-5. Dank eines grünen Auto-Wunderbaums, den Alonzo über ihren Köpfen angebracht hatte, roch der mit Instrumenten vollgestopfte Raum nach künstlichem Kiefernduft.
Sara konnte die Anspannung spüren, die von ihrem Kopiloten ausging, und sie hatte genug davon.
»Raus damit, ’Zo«, sagte sie. »Du beißt dir schon seit Stunden auf die Zunge. Wenn du etwas zu sagen hast, dann sag es.«
Er überprüfte seine Instrumente und betrachtete übertrieben genau jede einzelne Anzeige, die er vor sich hatte. Sara brach das Schweigen nicht. Sie starrte ihn nur an.
Die Tür zum Cockpit öffnete sich. Miller und Cappy kamen herein. Üblicherweise betraten sie das Cockpit während eines Fluges nicht.
»Nanu, nanu, nanu«, sagte Sara. »Die ganze Bande ist hier. Ich wette, jetzt bist du bereit zu reden, ’Zo?«
Alonzo nickte. »Willst du wirklich, dass wir es aussprechen?«
»Was aussprechen?«
Miller lachte leise. »Wir sind ja sooo reserviert und geheimnisvoll. Versuch mal, ob du rausfinden kannst, was wir denken.«
»Genau«, sagte Cappy. »Versuch das mal rauszufinden und so.«
»Dann wollen wir doch mal sehen«, erwiderte Sara, rieb sich das Kinn und sah nach oben. »Die Geister verraten mir … dass ihr besorgt seid, weil wir ein genetisches Experiment transportieren, über das wir nichts wissen?«
»Bsssst«, brummte Alonzo. »Falsch, aber danke, dass Sie mitgespielt haben.«
»Bitte Jungs, es reicht. Redet mit mir. Miller, pflanz deinen Arsch hierher und lass es raus.«
Miller setzte sich auf den Sitz des Flugbeobachters, der sich direkt hinter dem des Kopiloten befand. »Klar, dieser Genetikkram macht mich wahnsinnig nervös«, sagte er. »Aber dafür habe ich unterschrieben. Ich wusste, worauf ich mich einlasse.«
Cappy blieb stehen. Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Aber, mein Vögelchen, wir haben nicht dafür unterschrieben, Fred in eine verdammte Kampfzone mit brennenden Häusern und Leichen zu fliegen, um dann die Verwundeten einzuladen und so schnell wie möglich zu verschwinden. Selbst ein neuer Fred ist für solche Operationen in einer Hot Zone nicht eingerichtet, ganz zu schweigen von einem umgebauten. Das weißt du.«
Fred war der Spitzname für die gesamte C-5-Produktionslinie; er stand für Fucking Ridiculous Economic Disaster – verdammt lachhafte wirtschaftliche Katastrophe. Üblicherweise kamen bei diesen Flugzeugen etwa sechzehn Wartungsstunden auf eine Stunde reiner Flugzeit. Ihre modifizierte Version war mit Geräten auf dem neuesten Stand der Technik ausgerüstet und dadurch leichter zu warten, doch auch so hatte Miller den Nagel auf den Kopf getroffen: Die Maschine war nicht für Kampfeinsätze vorgesehen.
Aber was konnten sie schon tun? Sara zuckte mit den Schultern. Sie fragte sich, ob sie dabei so lässig wirkte, wie sie hoffte.
Alonzo mochte diese Haltung nicht besonders. »Sara, ein Mann ist dort ums Leben gekommen. Das hier soll ein wissenschaftliches Experiment sein, kein Actionfilm.«
Jetzt war es Sara, die sich abwandte und mit übertriebener Geste die Instrumente studierte. Seit sieben Jahren waren sie und die Jungs zusammen. Die Männer hatten schon bei der Air Force zu ihrer C-5-Crew gehört. Als sie aus dem Militär ausgeschieden waren, hatten sie ihr Geld zusammengeworfen und eine 747 gekauft, die zu einer reinen Frachtmaschine umgebaut worden war. Sie hatten jede Menge Angebote von Drogenschmugglern bekommen, doch Sara und die Jungs hatten keinen dieser Aufträge akzeptiert. Am meisten verdienten sie durch FedEx und UPS, wenn diese Firmen einen Überschuss an Frachtaufträgen hatten, die sie selbst nicht bearbeiten konnten und die absolut zuverlässig über Nacht erledigt werden mussten.
Sie besaßen ihre eigene Firma und hatten ihr Schicksal selbst in der Hand, und das war ein gutes Gefühl gewesen. Doch unglücklicherweise traf sie der weltweite Rückgang der Transportnachfrage völlig unvorbereitet. Sie bekamen die Kosten nicht mehr in den Griff und standen kurz davor, alles zu verlieren.
Dann
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