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Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
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und schlurfte zu den Kojen.
    Vorsichtig griff Sara von hinten Coldings rechten Arm. »Komm mit.« Sie führte ihn wenige Meter weiter zu der kleinen Krankenstation und deutete auf eines der beiden Metallbetten. Er setzte sich. Wortlos half sie ihm aus seinem ruinierten Parka. Einige weiße Daunenfedern lösten sich und schwebten durch die Luft. Sie griff nach einer chirurgischen Schere und schnitt sein zerrissenes blutiges Hemd auf.
    Sie hatte kein Parfüm aufgelegt, doch weil sie ihm so nahe war, stieg der Geruch ihrer Haut in seine Nase. Sie roch genauso, wie sie vor zweieinhalb Jahren gerochen hatte.
    Er reckte den Hals, um die Wunde besser sehen zu können. Die Schneide der Axt hatte ihn von der linken Schulter bis zum Brustbein verletzt. Doch er hatte Glück. Wäre die Spitze nur ein klein wenig tiefer eingedrungen, hätte sie seinen Pektoralmuskel durchtrennt. Sara säuberte den Schnitt.
    »Muss es genäht werden?«
    Sara schüttelte den Kopf. »Es ist eigentlich nicht mehr als ein tiefer Kratzer.«
    Ihre Hände bewegten sich behutsam über seine Haut und wischten das noch immer nachtropfende Blut weg. Sie zog Teile weißer Daunenfedern aus der Schnittwunde, bevor sie mit sanften Bewegungen eine antibiotische Salbe über der Wunde verteilte. Es tat weh, doch die Berührung ihrer Finger beruhigte ihn. Rasch beendete sie die Arbeit und wickelte eine Binde über die Wunde und um seine Brust. Schließlich fixierte sie alles mit chirurgischem Klebeband.
    Trotz ihrer behutsamen Berührungen strahlte sie Feindseligkeit aus. Er musste mit ihr reden und einige Dinge klären. »Hör zu, Sara, ich – «

    »Gib dir keine Mühe. Du hast bekommen, was du wolltest – mich, und durch mich eine Crew für dieses Flugzeug.«
    Glaubte sie das wirklich? Dass er sie benutzt hatte? »So war es nicht.«
    »Oh?« Sie richtete sich auf und sah ihm in die Augen. Da er auf dem Metallbett saß, war ihr Kopf ein wenig höher als seiner. »So war es nicht? Wie war es dann, Peej?«
    Peej. Der seltsame Spitzname, mit dem sie ihn bedacht hatte, nachdem sie miteinander geschlafen hatten. Damals hatte ihm der Name gefallen. Jetzt fühlte er sich unwohl damit.
    »Bitte, nenn mich P.J.«
    »Wie bitte?«
    »Na ja, du weißt schon. Das letzte Mal, als du mich Peej genannt hast, da haben wir, na ja … »
    Sie hielt den Kopf schräg und lächelte, wie man irgendein Großmaul in einer Bar anlächelt, bevor man ihm eins auf die Nase gibt.
    »Ich sag dir was«, erwiderte sie. »Ich überlasse dir die Entscheidung. Ich nenne dich entweder Peej oder Mister Verrottetes Stück Scheiße, Das Mich Wie Eine Abgelegte Hure Behandelt Hat. Wie wär’s damit?«
    Colding blinzelte nur. »Nun … es war … ich meine … es war nicht so.«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Wie war es dann? Hast du deinen Zauberschwanz benutzt, damit ich den Vertrag unterschreibe?«
    Er spürte, wie er rot wurde. Clarissa hatte nie so mit ihm geredet.
    »Und?«, fragte Sara. »Welcher Name ist dir lieber?«
    Er wollte das Gespräch einfach nur noch beenden – und zwar sofort. »Peej ist in Ordnung.«
    »Das dachte ich mir. Und jetzt solltest du ein wenig schlafen.
Ich werde jemanden schicken, der dich weckt, kurz bevor wir Black Manitou erreichen.«
    Sara verließ die Krankenstation und wandte sich nach links in Richtung Cockpit. Colding sah ihr nach – sah der einzigen Frau nach, mit der er, von seiner Ehefrau abgesehen, in den letzten sechs Jahren geschlafen hatte.
    Vielleicht hatte sie Recht. Vielleicht hatte er das verdient. Doch dann erinnerte er sich wieder an Bradys Leiche, und daran, wie er Erika Hoel in die Rippen getreten hatte. Und er dachte daran, dass Fischer sie alle auch weiterhin jagen würde. Diese Dinge waren weitaus wichtiger, als sich über Sara Purinams Gefühle Sorgen zu machen.
    Er hüpfte vom Bett und ging zu den Kojen. Gunther schnarchte bereits. Der Lärm konnte Colding nicht lange wach halten.

8. November: Die ganze Bande ist hier
    »Hört auf, Hände.«
    Jians blutige Hände ignorierten sie. Sie nähten einfach weiter. Die Nadelstiche wurden immer schlimmer, bei jeder Bewegung spürte sie den Stich bis hinab auf den Knochen. Ein nasses Rot drang in das schwarz-weiße Fell des Pandas.
    »Hört auf, Hände.«
    Sie hörte auf zu nähen. Wie beim letzten Mal und so oft davor, erwachten die großen, schwarzen Augen der Mischmasch-Kreatur flatternd zum Leben. Sie blinzelten wie die eines Betrunkenen, der in der Mittagssonne zu sich

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