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Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
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und DNS und Ähnliches«, sagte Sara. »Das kann man doch nicht mit einem Computer machen, oder?«
    Jian sprang auf und ging schwankend zu einer weißen Maschine. Sie schien erleichtert, weil sie etwas hatte, worüber sie sprechen konnte – oder jemanden, mit dem sie sprechen konnte. Sie deutete auf die Maschine wie ein Fotomodell, das auf einer Automesse einen neuen Prototypen präsentiert.
    »Das ist unser Oligo-Synthesizer. Wenn ich im Computer ein Genom herstelle, baut diese Maschine die DNS Nukleotid für Nukleotid zusammen. Das ist ungefähr so, als würde man Kettenglieder herstellen, nur in viel kleinerem Maßstab.«
    Das Gerät wirkte in Saras Augen nicht besonders beeindruckend. Es war hüfthoch und bestand größtenteils aus gebrochen weißem Plastik; überall blitzten strahlend saubere Röhren, Schläuche und Kunststoffbehälter. Es sah nicht unbedingt so aus, als handle es sich um ein Science-Fiction-Gerät, doch angesichts dessen, was Jian gesagt hatte, war es … nun ja, jenseits aller Science Fiction.
    »Ich glaube nicht, dass ich das verstanden habe«, erwiderte Sara. »Sie behaupten, dass das eine Art biologischer Tintenstrahldrucker
ist? Er kann … wie soll ich sagen, getunte DNS herstellen?«
    Jian nickte. »Das ist die am weitesten fortgeschrittene Maschine ihrer Art auf der ganzen Welt. Sie kann vollständige, maßgeschneiderte Chromosomen herstellen, die wir entwickeln und im Computer testen.«
    »Heilige Scheiße. Das ist unglaublich. Man muss sich mal das Gehirn vorstellen, das sich so etwas ausgedacht hat.«
    »Dieses Gehirn gehört mir«, sagte Jian. Sie lächelte stolz, ein Gesichtsausdruck, der eine verborgene Schönheit zutage brachte, die Sara zuvor nicht gesehen hatte. »Ich habe sie erfunden. Ich nenne meinen Computer die Gottesmaschine, und dementsprechend wäre dieses Gerät hier die Hand Gottes. Ist das nicht witzig?«
    Nein, es war nicht witzig. Der Name jagte Sara sogar einen Schauder über den Rücken. Die Gottesmaschine. Und das mitten in ihrem Flugzeug.
    Sara gefiel das nicht. Ganz und gar nicht.
    »Ich hole Ihnen etwas Eis für Ihren Hals«, sagte Sara. »Ich bin gleich wieder da.«

8. November: Gottesmaschinen
    Behutsam wickelte Sara eine dünne Binde um Jians Hals. Die Binde hielt eine kleine Packung Eis an Ort und Stelle über den dunkler werdenden Blutergüssen. Jian neigte den Kopf zur Seite, um Saras Bewegungen zu folgen, doch sie hörte dabei nicht auf zu tippen. Ihr Blick huschte über die im Halbkreis angeordneten Bildschirme. Sara verstand
nicht, was diese Frau tat, denn auf den Monitoren war nichts anderes zu sehen als eine endlose Folge von vier Buchstaben : C, G, T und A.
    »Ich weiß, dass Sie jede Menge Grips haben«, sagte Sara. »Aber müsste nicht eigentlich der Computer eine solche Kodierung übernehmen?«
    Jian zuckte mit den Schultern. »Manchmal sehe ich gewisse Dinge, und dann habe ich eine Idee. Ich verschiebe mal hier ein Gen, mal da. Ich hoffe, dass ich unsere letzten Forschungsergebnisse aus dem Speicher, den ich mit an Bord gebracht habe, hochladen kann.« Wie um ihre Worte zu unterstreichen, öffnete Jian ein neues Fenster, tippte einige Zeilen eines Codes ein und ging dann wieder zur endlos abrollenden Reihe von A, G, T und C zurück.
    Der Computer gab ein einzelnes lautes Piepsgeräusch von sich. Jian schnappte heftig nach Luft und hielt den Atem an. Mit gespenstischer Eindringlichkeit starrte sie auf den Bildschirm. Jian erinnerte Sara an einen fanatischen Spieler, der darauf wartet, dass die Würfel zum Liegen kommen.
    Jian klickte mit der Maus etwas an, und Sara sah, dass richtige Worte auf dem Bildschirm erschienen.
    REKONSTRUKTION VON SICHERUNGSKOPIE: VOLLSTÄNDIG GENOMA 17: GELADEN VORAUSSICHTLICHE LEBENSFÄHIGKEIT: 95,0567 % SYNTHESE BEGINNEN: JA/NEIN
    Rhumkorrfs Kopf tauchte hinter seinem Computer auf.
    »Ist alles geladen?«
    »Ja, Doktor Rhumkorrf«, sagte Jian.
    Er kam zu ihnen gerannt. Zu ihnen getrippelt, wäre die
bessere Bezeichnung, denn der zappelige Mann erinnerte Sara an eine Ratte mit einer Brille.
    »Sara«, sagte er, »bitte wecken Sie Mister Feely. Sagen Sie ihm, dass wir unverzüglich einen Immunreaktionstest vorbereiten und durchführen müssen.«
    Sara sah, wie Jians rechte Hand die Maus bewegte. Der Pfeil auf dem Bildschirm schwebte über dem JA. Jians linke Hand lag flach auf dem Tisch. Sie kreuzte tatsächlich die Finger, dann klickte sie mit der Maus das Wort an.
    Ein mechanisches Summen kam aus der

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