Implantiert
schönes Holzbett mit vier Bettpfosten erwartete sie, seine dicke weiße Steppdecke rief nach ihr wie ein Liebhaber.
Aber am wichtigsten war natürlich der mit sieben Monitoren ausgestattete Computertisch. Genau wie in der C-5, genau wie auf Baffin Island. Das hatte Danté verstanden. Er sorgte immer dafür, dass Jian arbeiten konnte, wo immer sie auch sein mochte.
»Früher war das ein Ort für die Reichen und Berühmten«, sagte Colding. »Und genau das werden Sie auch bald sein. Reich und berühmt.«
Jian seufzte, als sie auf die Matratze kroch und überrascht
feststellte, wie weich die dicke Daunensteppdecke war. Sie legte den Kopf aufs Kissen. Colding legte ihr die Decke um die Schultern.
Sie sah zu Colding auf. »Sie mögen Sara, nicht wahr?«
Er machte den Mund auf, schloss ihn aber gleich wieder.
»Mister Colding, sie ist sehr nett. Sie sollten sich mit ihr verabreden.«
»Ich kann mich mit niemandem verabreden, Jian. Ich will damit sagen, meine Frau starb …« Seine Stimme verklang matt.
»Vor mehr als drei Jahren«, brachte Jian seinen Satz zu Ende. »Das ist eine lange Zeit, Mister Colding.«
»Drei Jahre«, sagte Colding leise, als probiere er aus, ob die Worte ihn schmerzten.
»Gehen Sie zu Sara. Gehen Sie sofort zu ihrem Zimmer und sprechen Sie mit ihr.«
Mit einer Handbewegung schickte sie ihn weg und war eingeschlafen, noch bevor er das Zimmer verlassen hatte.
9. November: Das ist meine Waffe, das ist meine Pistole
Ein Klopfen an ihrer Tür. Saras Puls schlug schneller. Vielleicht war es P.J. Peej. Vielleicht war er gekommen, um sich angemessen bei ihr zu entschuldigen. Sie wollte ihn hassen, doch es war ein Fehler gewesen, mit ihm im Hummer mitzufahren. Dadurch war ihr nämlich wieder klargeworden, warum sie ihn vor zwei Jahren überhaupt gewollt hatte.
Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass es Viertel nach elf war. Rasch musterte sie sich im großen Spiegel ihres Zimmers,
der fast vom Boden bis zur Decke reichte. Laut Stephanie hatte Marilyn bei ihren häufigen Besuchen auf Black Manitou immer Zimmer 17 bekommen und genau diesen Spiegel viele Male benutzt. Doch Marilyn hatte wahrscheinlich keine dicken Augenringe gehabt und einen zerknitterten Pilotenanzug getragen. Und sie war wohl auch nicht schmutzig und verschwitzt nach einem langen Flug gewesen.
Doch was spielte das schon für eine Rolle? Sara würde nicht mit Colding schlafen. Sie konnte ihre Hormone unter Kontrolle halten. Colding war jemand, der andere Menschen benutzte, so einfach war das. Sie hatte kein Interesse an seinen braunen Augen. Oder an der Art, wie er küsste.
Hör endlich auf, du Idiot. Du hast mich einmal reingelegt, schäm dich. Du willst mich nochmal reinlegen – fick dich doch selbst.
Sie holte tief Luft. Dann ging sie zur Tür, öffnete sie und … sah das lüstern grinsende Gesicht von Andy Crosthwaite vor sich.
»Hiya, Schätzchen. Willst du immer noch meine Pistole konfiszieren?«
Sara war zugleich abgestoßen und enttäuscht.
»Andy, es ist Zeit, ins Bett zu gehen.«
»Genau«, sagte er und versuchte, sich durch die halbgeöffnete Tür zu schieben.
Sara Purinam hatte sich in einer Männerwelt nicht so erfolgreich durchgesetzt, ohne das eine oder andere zu lernen. Sie versperrte den Türspalt mit ihrem Körper. Die Bewegung brachte die beiden einander so nahe, dass sie sich hätten küssen können. Andys lüsternes Grinsen wurde immer breiter.
»Yeah«, sagte er. »Das habe ich gemeint.«
»Letzte Warnung, Andy. Du solltest jetzt gehen.«
Er lachte ihr ins Gesicht.
Sara riss ihr Knie hoch und traf Andy voll zwischen die Beine. Sie hätte sehr viel mehr Schwung in die Bewegung legen können, doch sie wollte ihn nur ein wenig benommen machen und ihn nicht auf die Krankenstation bringen. Er stieß ein leises wuff aus und wäre fast nach vorn gestürzt. Sie legte eine Hand auf seinen Kopf und schob ihn weg. Er stolperte zwei Schritte zurück – weit genug, damit sie die Tür schließen und verriegeln konnte.
Sie sah durch den Spion. Andy starrte die Tür an. Sein lüsternes Grinsen war verschwunden. Jetzt sah er aus wie jemand, der fähig war, aus purem Vergnügen ein Regierungsgebäude in die Luft zu jagen. Trotz der verschlossenen Tür spürte Sara einen Hauch Angst.
Dann richtete Andy sich auf und lächelte. Er wusste, dass sie ihn beobachtete. Er drehte sich um und ging den Flur hinab, die rechte Hand noch immer an seinen Hoden.
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