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Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
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Clayton. «
    »Ich habe verschlafen. Einer der Vorteile der Jugend.« Er legte den Gang ein und fuhr vom Landhaus weg.
    »Wissen Sie, Clayton«, sagte Colding, »Sie dürfen mich auch Herzchen nennen. Es könnte allerdings sein, dass ich erröte.«
    »Ah, scheiß drauf. Hören Sie, ich bringe Sie hoch an die Küste im Nordwesten und zeige Ihnen die Pisten der Schneemobile. Bevor die Erde gefriert, bestehen sie größtenteils aus Schlamm und Sumpfland. Dann machen wir einen Bogen nach North Pointe, und schließlich würde Sven noch gerne mit Ihnen reden, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    Colding zuckte mit den Schultern. Warum nicht? Er musste ohnehin die ganze Insel sehen, selbst wenn es immer kälter wurde. Colding begann, sein Fenster hochzukurbeln.
    »Ach bitte«, fragte Clayton, »macht es Ihnen etwas aus, das Fenster unten zu lassen? Ich habe vor ein paar Tagen ein Eichhörnchen überfahren. Ich hab’s nicht mehr geschafft, alle Därme hier rauszuschaffen. Wenn Sie das Fenster schließen, stinkt es hier ziemlich übel.«
    Was war denn das? Clayton hatte doch tatsächlich eine höfliche Bitte geäußert. Kein knurriger Ton diesmal. Vielleicht
wurde der alte Mann ja ein wenig lockerer. Colding zuckte mit den Schultern und kurbelte das Fenster wieder herunter.
    Sie fuhren in Richtung Nordwesten. Der größte Teil ihres Weges sah aus wie eine uralte Straße, die inzwischen zugewachsen und von Schlaglöchern übersät war. Einige Stellen waren von tiefen schwarzen Pfützen bedeckt. Der Bv rollte problemlos durch alle hindurch. Ein Sumpf schien in der Mitte gut sechs Meter tief zu sein, doch der Nuge erwies sich als vollwertiges Amphibienfahrzeug: Er fuhr ins Wasser und glitt an der Oberfläche entlang, bis sich die Panzerketten auf der gegenüberliegenden Seite wieder in den Schlamm gruben. Eine wirklich verdammt gute Maschine.
    Durch den dichten Wald hindurch sah Colding gelegentlich einige eingestürzte Häuser. Auf den moosbedeckten Dächern sammelte sich der Schnee, und an einigen Stellen hatten zwischen den Ruinen sogar einige neue Bäume zu wachsen begonnen.
    Sara beugte sich vor. Sie sah lieber aus der Vorderscheibe als durch die Seitenfenster. »Es sieht so aus, als hätten eine Menge Leute hier gewohnt.«
    »Ja«, sagte Clayton. »Vor etwa vierzig Jahren waren etwa dreihundert Leute das ganze Jahr über hier. Die meisten arbeiteten in der Kupfermine, aber es gab auch Touristen, die nur den Sommer über kamen.«
    »Und was ist passiert?«
    »Wir hatten … einen Unfall. In der Kupfermine. Zweiundzwanzig Menschen sind dabei umgekommen. Diese Piste führt direkt daran vorbei. Ich zeige es Ihnen.«
    Er schaltete den Nuge hoch, so dass sie mit atemberaubenden fünfunddreißig Stundenkilometern vorwärtspreschten. Zweige strichen über das Dach und die Seiten des
Gefährts, doch Clayton schaffte es mühelos, den Baumstämmen auszuweichen.
    Sie erreichten eine Lichtung unweit des felsigen Hügelrückens der Insel. Colding erkannte einen kleinen Schuppen, der aus knochentrockenem Holz errichtet worden war; es war durch die jahrzehntelange Sonneneinstrahlung so sehr ausgebleicht, dass es fast weiß ausah. Die Gegend wirkte wie der Drehort eines alten Stummfilms, auf ein Schild hatte jemand das kaum noch lesbare, verblichene Wort GEFAHR gepinselt.
    »Das ist die alte Mine«, sagte Clayton. »Auf der ganzen U.P. gab es früher tonnenweise Kupfer. Hier sind Städte entstanden, die es mit denen zu Zeiten des Goldrauschs im Westen aufnehmen konnten.«
    »Gespenstisch«, meinte Sara. »Sind die Leute hier gestorben?«
    »Die meisten von ihnen«, antwortete Clayton. »Die Männer sind immer noch da drin. Jedenfalls ihre Knochen. Nachts, wenn es ganz still ist, kann man hören, wie sie um Hilfe rufen.«
    Üblicherweise hätte sich Colding über einen solchen Aberglauben lustig gemacht, doch Claytons Erinnerungen waren offensichtlich voller Schmerz – vielleicht sogar voller Angst.
    »Der Grubeneinsturz hat der Stadt sozusagen das Herz gebrochen«, fuhr Clayton fort. »Mit den Jahren sind die Leute weggezogen. Als Danté auftauchte und alles aufkaufte, waren wir nur noch fünfzig. Mich und Sven hat er behalten. James und Stephanie sind neu. Er hat sie geholt, damit sie sich um eine Reserveherde kümmern. Aber genug von dieser Scheiße. Mir gefällt dieser Ort nicht besonders.«
    Clayton legte den Gang des Bv 206 ein, und sie fuhren zurück in den Wald. Die Straße war so uneben, dass alle
durchgeschüttelt wurden, doch je

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