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Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
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weiter sie sich von der Mine entfernten, umso mehr schien sich Claytons Stimmung zu bessern. »Ich glaube, ich rieche Eichhörnchendärme«, sagte er. »Ist Ihr Fenster ganz unten, Colding?«
    »Ja. Überzeugen Sie sich selbst.«
    Clayton sah hinüber und nickte. »Okay, eh? Lassen Sie’s unten. Mir ist ein wenig kühl, also drehe ich meins hoch. Sie wissen ja, dass sich so ein alter Kerl wie ich leicht eine Erkältung einfängt.« Er packte den Griff und drehte das Fenster hoch, als sie die Bäume hinter sich ließen und den Rand einer Farm erreichten. Colding erkannte den Schuppen, dessen Dachschindeln das Wort Ballantine formten. Hier begann – oder endete – die einzige richtige Straße der Insel, je nach dem, wie man es sehen wollte.
    Clayton blieb in Svens Auffahrt stehen. Er stieg aus, trat unerklärlicherweise auf das schwere Metallgitter, das als Stoßstange diente, und zog sich auf das Dach des Fahrzeugs. Colding sah einen Augenblick zur Wagendecke hoch. Dann beugte er sich aus dem Fenster auf der Beifahrerseite, um Clayton zu fragen, was er da eigentlich tat.
    Als er sich hinausbeugte, erkannte er verschwommen eine Bewegung, die von rechts kam. Er drehte sich gerade noch rechtzeitig um und erkannte, wie eine schwarze Gestalt mit großen Augen, deren Zähne in einem gewaltigen Maul aufblitzten, durch die Luft schoss. Das heranstürmende Tier flog direkt durch das offene Fenster, krachte mit voller Geschwindigkeit gegen Colding und riss ihn aus dem Sitz.
    Ein Hund. Ein nasser Hund. Coldings in Panik ausgeschüttetes Adrenalin verflog, als ihm eine Zunge energisch das Gesicht ableckte. Er versuchte, den Hund wegzuschieben, doch dieser drückte sich gegen ihn, als hinge sein Leben davon ab. Trotz des lauten, freudigen Wimmerns des
Tieres konnte Colding Claytons schmirgelpapierkratziges Lachen hören.
    »Oh mein Gott«, sagte Sara vom Rücksitz aus. »Er ist ja allerliebst!«
    »Sie ist allerliebst«, rief ein anderer Mann. »Mookie! Komm runter von diesem Mann und verschwinde aus dem Wagen, eh?«
    Der Hütehund mit dem schwarzen Fell und den großen Augen leckte Colding ein letztes Mal lässig über das Gesicht, bevor er sich umdrehte und so anmutig wie eine Gazelle aus dem Fenster sprang.
    »Was für ein süßer Schatz«, sagte Sara.
    Colding setzte sich auf und wischte sich mit dem Jackenärmel den Hundespeichel aus dem Gesicht. »Das gibt’s doch nicht. Ich bin völlig vollgesabbert.«
    Sven Ballantine kam auf den Bv 206 zu, blieb aber in anderthalb Metern Entfernung stehen. Mookie saß neben ihm. Sie hatte den Kopf nach vorn gereckt und die großen Augen weit geöffnet, doch bis auf ihren langfelligen Schwanz, der mit einem leise wischenden Geräusch über den Schnee strich, verharrte sie so regungslos wie eine Statue.
    Clayton stand immer noch auf dem Dach und lachte.
    Und dann bemerkte Colding den Geruch.
    »Oh Gott«, hörte er Sara vom Rücksitz. Ihr Lachen verlieh den Worten einen Stakkato-Rhythmus. »Was … stinkt … hier … so?«
    Der grässliche Geruch, so schien es, kam von Coldings Händen und seiner Kleidung. Er rümpfte unwillkürlich die Nase.
    »Sie werden sich wahrscheinlich saubermachen wollen«, sagte Sven. »Mookie hat heute Morgen ein totes Tier gefunden. Sie wälzt sich gerne in solchen Sachen. Tut mir leid.«
    Claytons Lachen wurde noch lauter.
    »Schon in Ordnung«, sagte Colding. »Jesus Christus, wie das stinkt! Verdammt, was ist das eigentlich?«
    »Ein totes Eich … hörn … chen!«, rief Clayton vom Dach aus. Sein Lachen hatte sich in ein hysterisches, keuchendes Husten verwandelt. »Ich mach mir … in die Hose. Deshalb war ich zu spät. Ich hab … das tote Eichhörnchen gefunden … und wusste, dass sich der verdammte Hund … darin rumwälzen und … Sie anspringen würde … so witzig! «
    »Tut mir leid«, wiederholte Sven. »Es tut mir wirklich leid, dass Sie so fürchterlich stinken. Mookie hat eine besondere Begabung dafür, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Sie kann einem manchmal richtig auf die Nerven gehen.«
    Colding fiel auf, dass Sven trotz dieser Worte mit seiner großen Hand geistesabwesend den stinkenden Kopf des schwarzen Hundes kraulte. Entweder liebte Sven den Hund bedingungslos, oder der alte Mann roch überhaupt nichts mehr. Mookie sah hingerissen und voller Verehrung zu Sven auf.
    Colding hämmerte gegen die Innenseite des Wagendachs. »Fahren wir!« Er schaffte es, Sven anzulächeln. Sven nickte nur. Mookies Maul öffnete sich und ihre Zunge

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