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Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
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streichelte. »Und dann?«
    Noch mehr Erinnerungen, genauso lebhaft. Der Zorn, den er empfunden hatte. All seine Trauer und seine Wut, die sich in purer Aggression entladen hatten.
    »Ich bin in meinen Wagen gestiegen und zu Fischer gefahren.«
    »Um mit ihm zu reden?«
    »Nein«, sagte Colding. »Um ihn umzubringen. Ich habe ihn sofort angegriffen, als ich ihn sah und sein Knie wirklich übel zugerichtet. Als sie mich von ihm wegzogen, war sein Gesicht blutüberströmt. Die Army wollte mich vors Kriegsgericht bringen, doch Fischer hat seinen Einfluss spielen lassen. Er hat dafür gesorgt, dass ich unehrenhaft entlassen wurde, und damit war ich draußen.«
    »Was hast du dann gemacht?«
    »Nichts«, sagte Colding. »Ich saß sechs Monate lang nur auf meinem Hintern herum. Wurde dick. Tat mir selbst leid. Bekam Stütze. Vermisste meine Frau. Dann rief mich Danté Paglione an. Genada versuchte, das Problem mit dem Mangel an Organen zu lösen. Sie experimentierten in verschiedenen Richtungen. Bei einer Reihe von Versuchen sollten Frauen transgene Schwangerschaften eingehen.«
    »Sie sollten … machst du Witze? Ist das überhaupt legal?«
    »Nein. Galina Poriskova, eine Wissenschaftlerin, die für Genada arbeitete, informierte Fischer von dem Experiment.
Zwar ließ Danté gleichzeitig auch in eine ganz andere Richtung forschen, und diese anderen Versuche könnten den Mangel an Organen möglicherweise für immer beheben, doch wenn Fischer Genadas Experimente an Menschen auffliegen ließ, dann würde diese zweite Versuchsreihe nie zu einem guten Ende geführt werden. Ich bot an, mit an Bord zu kommen, aber nur wenn Danté die Versuche an Menschen komplett einstellte. Das gefiel ihm zwar nicht, aber Danté brauchte mich. Ich wusste, wie Fischer tickte und wie das USAMRIID vorging. Danté sorgte dafür, dass die Experimente eingestellt wurden, und als Fischer bei Genada vor der Tür stand, gab es keinerlei Hinweise auf irgendein Fehlverhalten mehr.«
    »Danté ist clever«, sagte Sara. »Rücksichtslos, aber clever. Stell einfach den Typen ein, der alles tun würde, um zu verhindern, dass noch mehr Menschen so sterben müssen wie seine Frau starb, nicht wahr?«
    »Absolut durchschaubar, aber genauso war es.«
    »Und Tim? Wie ist er zu diesem Projekt gestoßen?«
    »Er hat gelegentlich Aufträge für das USAMRIID erledigt«, sagte Colding. »Forschungsaufträge. So habe ich ihn auch kennengelernt. Er war Doktorand in Genetik und Bioinformatik. Einen Teil der wissenschaftlichen Zusammenhänge verstehe ich selbst ganz gut, doch ich brauchte meinen eigenen Mann, um sicherzugehen, dass Genada sich an die Vereinbarungen hielt. Ich habe ihn engagiert, damit er sich zusammen mit mir um die Aufräumarbeiten kümmert. Nachdem Galina Genada verlassen hatte, überschüttete Danté ihn mit Geld, damit er blieb und ihre Aufgaben übernahm.«
    »Aber wie hat Danté dich überhaupt gefunden? Wie konnte er über dich, Fischer und deine Frau Bescheid wissen?«
    »Genauso, wie er dich gefunden hat, als ich die Idee mit
der C-5 hatte. Magnus und Danté haben eine Kontaktperson auf höchster Ebene. Bei der NSA, glaube ich. Dieser Informant kann alle möglichen Dienstakten besorgen. So sind wir auf dich gekommen, und wir haben auch herausgefunden, dass du mit den Zahlungen für die 747 im Rückstand warst. Ich habe den Kontakt zu dir hergestellt, und dann ist passiert … was passiert ist.«
    »Allerdings«, sagte Sara. »Ich erinnere mich. So schließt sich der Kreis. Aber warum hast du nicht wenigstens angerufen oder dich von mir verabschiedet?«
    »Du musst verstehen dass … meine Frau gerade mal sieben Monate tot war, als ich dir begegnet bin. Du hast gesagt, dass da etwas war zwischen uns. Nun, auch ich habe das gespürt, aber ich durfte das einfach nicht fühlen, nicht zu der Zeit, da sie gerade erst unter der Erde war. Ich durfte die Erinnerung an sie nicht einfach so verraten.«
    Sara trat einen Schritt vor, bis sich ihre Oberkörper fast berührten. Sie hob die Hand und strich ihm über die Wange. Trotz der niedrigen Temperatur waren ihre Fingerspitzen warm. »Kein Wunder, dass du dich so energisch auf dieses Projekt gestürzt hast, Peej. Ich habe dich für ein verkommenes Arschloch gehalten, doch jetzt weiß ich, dass ich mich geirrt habe – so verkommen bist du gar nicht.«
    Colding lachte. »Wow. Ich bin wirklich froh, dass ich meine Seele vor dir entblößt habe.«
    Ihr Lächeln verschwand, und wieder berührte sie seine Wange.

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