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Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
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restliche Körper. Die winzigen Pfoten waren unter der langen Schnauze gefaltet, die von einem gewaltigen bläulichen Auge dominiert wurde, das noch geschlossen war. Colding konnte sogar ein winziges flatterndes Etwas erkennen – das schlagende Herz der Kreatur.
    »Die Föten sind im Durchschnitt achtzehn Pfund schwer«, sagte Jian leise. »Sie haben innerhalb von sechs Tagen ein Gewicht von achtzehn Pfund erreicht.«
    Rhumkorrfs Finger zeichneten die Konturen des geschlossenen Auges nach. Er drehte sich um und starrte Colding mit wildem Blick an. Sein Ärger war verschwunden.
    »Sehen Sie? Wir haben das Unmögliche geschafft!«
    Colding war sprachlos. Bis jetzt hatte sich das alles für ihn nur auf dem Papier abgespielt – ein Prozess, den er überwachte, wie jemand die Arbeiten an einem Montageband oder in einer kleinen Handwerksfabrik überwacht. Sogar die golden schimmernde 3-D-Ultraschallaufnahme hatte auf ihn wie … Hollywood gewirkt. Doch das aktuelle Bild, das die faseroptische Kamera lieferte, zeigte alles in so satten Farben, dass er es schließlich begriff: Dies war ein Lebewesen. Ein von Menschen geschaffener Organismus, der irgendwo in Jians und Rhumkorrfs genialen Gehirnen seinen Anfang genommen hatte und sich jetzt seinen Weg ins Leben bahnte.
    Colding wandte mühsam seinen Blick von der Aufnahme
ab und sah den kleinen Mann an, der das alles möglich gemacht hatte. »Verdammt beeindruckend, Doc.«
    Rhumkorrf drehte sich um, lächelte und wollte gerade antworten, als er von einem halb abgewürgten Schrei Jians unterbrochen wurde. Entsetzen entstellte ihr Gesicht zu einer beunruhigenden Karikatur; sie konnte ihren Blick nicht vom Bildschirm abwenden. Colding und Rhumkorrf sahen gleichzeitig wieder zum Monitor.
    Das offene Auge des Fötus starrte ihnen direkt ins Gesicht.
    Rhumkorrf riss die Finger vom Bildschirm zurück und fiel fast nach hinten gegen Colding.
    Eine unerklärliche Woge der Furcht lief Colding den Rücken herunter, bevor er sich klarmachen konnte, dass er nur einen Computermonitor und das Bild eines kleinen Fötus vor sich hatte – und keine einen Meter achtzig große Kreatur, die ihn mit bösem Blick anstarrte.
    Jian riss die Hände zum Kopf und verkrallte sich in ihr Haar. »Tian a! Er wird uns holen!«
    »Jian, beruhige dich!«, sagte Colding mit scharfer Stimme. »Claus, konnte man mit so etwas rechnen?«
    »Nein«, sagte Tim. »Fuck. So etwas sollte eigentlich überhaupt nicht passieren.«
    Rhumkorrfs Haut war sogar noch bleicher als üblich. Er sah aus wie eine wandelnde Leiche. »Ich muss zugeben, das ist ein bisschen ungewöhnlich, aber nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste.«
    »Was?«, sagte Tim. »Ein bisschen ungewöhnlich? Du steckst echt voll Scheiße, Kumpel! Schau dir dieses gottverdammte Ding doch an!«
    »Mister Feely, ich werde nicht – «
    Wieder wurde Rhumkorrf unterbrochen, doch diesmal war es eine verschwommene Bewegung auf dem Monitor,
die die Aufmerksamkeit aller auf sich zog. Wieder hatte der Fötus seinen keilförmigen Kopf gedreht. Jetzt starrten plötzlich zwei schwarze Augen durch die transparente, sackförmige Plazenta hindurch aus dem Bildschirm. Colding wusste, dass der Fötus in Wirklichkeit die faseroptische Kamera im Mutterleib betrachtete, doch die – in Wahrheit winzigen – Augen schienen ihn direkt anzusehen.
    »Merkwürdig«, sagte Rhumkorrf. »Die meisten Tiere öffnen die Augen erst nach der Geburt.«
    Der Fötus riss das Maul auf und sprang nach vorn. Er stieß gegen die Innenseite der Plazenta und dehnte das Gewebe nach außen wie einen nassen, rosafarbenen Ballon. Alle zuckten zusammen. Jian schrie auf, lauter als zuvor. Die Kreatur warf den Kopf zurück, und die gespannte und eingerissene weißliche Membran sackte zusammen. Ein weiterer heftiger Stoß. Der überdimensionierte Kopf schob sich in einer Wolke wirbelnder Flüssigkeit aus der sackartigen Plazenta. Ein weit aufgerissener Rachen, spitze Zähne. Die Kiefer schnappten zu, ein kurzes Blinken, und dann war nur noch weißes Rauschen zu erkennen.
    Sie hörten ein platschendes Geräusch aus der Box der Kuh. Colding drehte sich um und sah, wie Flüssigkeit aus der Vagina des Tiers spritzte. Drei Sekunden lang ergoss sich ein wahrer Strom auf den Boden. Gerade war die Fruchtblase der Kuh geplatzt.
    Jian rief etwas auf Chinesisch, ihre zittrige Stimme unverkennbar voller Furcht. Sie fuhr sich mit beiden Händen durch ihr Haar und begann, daran zu zerren. Als sie die Hände

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