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In alle Ewigkeit

In alle Ewigkeit

Titel: In alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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nicht geantwortet. Alle, mit denen er in Kontakt kam, waren von einem Band des Schweigens umgeben. Einer Leine, einem Gürtel.
    Er musste zu den Akten zurückkehren. Dort war die Lösung versteckt. Wie immer. Er musste nur suchen.
    Er las, bis seine Augen schmerzten.
    Einige Stunden später war er wieder da, nicht ausgeschlafen, aber mit klarerem Kopf. Ich werde nicht eher wieder schlafen, bis dieser Fall gelöst ist.
    Die Prioritäten hatten sich verschoben, das spürte er bei allen. Wichtig war, Halders zu finden. Das Wichtigste. Nein. Genauso wichtig. Das eine führte zum anderen.
    Winter hatte Vennerhag angerufen, und der wollte alle seine Gangster in Marsch setzen. Dein größter Job bis jetzt, hatte Winter gesagt.
    Das Telefon klingelte.
    »Ich hab hier was Interessantes«, sagte Möllerström.
    Winter wartete, dass das Gespräch durchgestellt wurde. »Jaa... hallo?«
    »Kriminalkommissar Winter hier.«
    »Ja, also... wir haben die Artikel in der Zeitung gelesen.«
    Winters und Bülows Zeitungskampagne trug endlich Früchte.
    Der Mann und sein Sohn kamen eine Stunde später. Sie waren jetzt fünf Jahre älter als damals.
    Winter hatte etwas über sie gelesen, vor drei Tagen in der Mordbibel und gerade eben noch. Sie hatten fünf Jahre nur dort existiert, hatten ewig ihr Auto vor dem Park gepackt, um nie mehr von sich hören zu lassen. Bis jetzt.
    »Das ist eine lange Zeit«, sagte der Mann. »Aber jetzt sind wir hier. Was das nun bedeuten mag.«
    »Wie steht's mit der Erinnerung?«, fragte Winter.
    Der Mann lächelte, versuchte es jedenfalls. Der Sohn sah aus, als fragte er sich, was zum Teufel er hier zu suchen hatte. Kein Wunder, er war damals schließlich erst zehn Jahre alt gewesen.
    »Warum haben Sie sich nicht eher gemeldet?«, fragte Winter.
    »Jaa... wir sind damals ja in Urlaub gefahren, als das passierte... es war eine lange Reise, die sich bis in die Schulzeit hinzog«, sagte der Mann und sah seinen Sohn an. »Ich hatte Erlaubnis, ihn zu unterrichten.« Vielleicht war das ein Fehler, sagte sein Blick. »Jaa... und dann kamen wir nach Hause und das mit dem... Mord war irgendwie kein Thema mehr... verstehen Sie?«
    »Aber jetzt haben Sie sich doch gemeldet«, sagte Winter.
    »Jaa... diese Artikel schienen ja direkt an uns gerichtet zu sein.«
    »Aber ich kann mich an nichts erinnern.« Das war das Erste, was der Junge sagte. »Nur, dass es warm war in der Nacht. Und ich war müde.«
    »Und es war spät«, sagte der Mann. Er sah sich um. »Jaa... wie sollen wir eigentlich helfen können?«
    Wir werden sehen, dachte Winter. Die Psychologie der Erinnerung hatte in mehreren Studien bewiesen, dass Menschen sich besonders gut an Gesichter erinnern können. Selbst nach langer Zeit. Im Gehirn gibt es ein separates System für die Speicherung von Gesichtern. Winter hatte oft darüber nachgedacht. Es klang überzeugend, wenn man die Entwicklung des Menschen im Lauf der Geschichte bedachte: Es ist wichtig, andere und ihre Absichten wieder zu erkennen, um sein Leben zu retten. Gefühle in den Gesichtern anderer lesen zu können.
    Ich kann mich noch endlos mit Vater und Sohn unterhalten, aber das hilft nichts, dachte er.
    Es war eine besondere Erinnerung, hinter der er bei ihnen her war, die Erinnerung an ein Gesicht, an das Gesicht.
    Fünf Jahre waren vergangen. Er wollte, dass man ihnen Kurt Bielke bei einer Zeugengegenüberstellung gegenüberstellte, aber es würde eine mühsame Personenidentifizierung werden, war vielleicht unmöglich. Die Jahre, die vergangen waren, bildeten ein großes Hindernis, jetzt würden sie mit einem Gesicht mit einer womöglich anderen Frisur konfrontiert werden, aus einem anderen Blickwinkel, unter anderer Beleuchtung. In einer anderen Umgebung. Hatten sie überhaupt einen Menschen in jener Nacht gesehen?
    »Haben Sie jemanden gesehen?«, fragte Winter.
    »Jaa...«, sagte der Mann, »darüber hab ich ja inzwischen nachgedacht. Das ist nicht leicht zu sagen. Aber es war eine besondere Nacht... ich erinnere mich an sie, weil ich solche Zahnschmerzen hatte, und der erste Urlaubstag, also der nächste Tag ging dafür drauf, einen Zahnarzt in Schonen zu suchen.«
    Winter wartete.
    »Jaa... dann erinnert man sich ja eher, nicht? Und ich erinnere mich tatsächlich daran, dass jemand aus dem Park kam. Ich hatte nämlich eine Tasche abgesetzt und überlegt, dass man vielleicht in einen Wald gehen und sich ein bisschen Harz holen sollte. Meine Großmutter hat immer gesagt, es ist gut, auf Harz

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