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In alle Ewigkeit

In alle Ewigkeit

Titel: In alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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zu kauen, wenn man Zahnschmerzen hat. Und ich hab deswegen zu den Bäumen im Park rübergeguckt, und dann kam da jemand raus.« Er sah Winter an. »Ich weiß nicht, wie spät es da war.«
    »Aber wir wissen das«, sagte Winter.

36
    Alles war vorbereitet für die Gegenüberstellung. Eine verspiegelte Glasscheibe trennte die Zeugen von Kurt Bielke und einigen Statisten, die man im Polizeipräsidium zusammengesucht hatte.
    Bielke sieht normal aus, aber er ist müde, dachte Winter. Bertil wirkt munterer. Munterer und gefährlicher.
    Ringmar starrte direkt in den Spiegel, Nummer zwei links von Bielke. Auf dem Podest standen acht Leute.
    Der Mann und sein Sohn standen neben Winter. Der Junge sah aus, als glaubte er, er sei im Film.
    Winter kannte seine Gerichtspsychologie: Ein Zeuge, der den Täter gesehen hat, soll diese Person in einer Gegenüberstellungsreihe so leicht wie möglich erkennen, gleichzeitig soll es einem Zeugen, der den Verdächtigten noch nie gesehen hat, unmöglich sein zu raten, wer die fragliche Person ist.
    »Nehmen Sie sich Zeit«, sagte er.
    »Jaaa...«, sagte der Mann.
    Bergenhem und Aneta Djanali standen neben Winter.
    »Jaaa...«, wiederholte der Mann, »damals war es ja dunkler als jetzt.«
    Wie viele Male hatte sie Fredrik schon als Statist auf diesem Podest gesehen?, überlegte Aneta Djanali. Unsichere Zeugen hatten nach kurzem Zögern neun Male von zehn ihn als Täter herausgepickt. Die sicheren hatten sofort auf ihn gezeigt.
    Winter gab ein Zeichen, und die Beleuchtung wurde gedimmt. Wir stellen uns eine Straße neben einem Park im Zentrum einer großen Stadt an einem warmen Sommerabend vor. Jemand kommt aus den Büschen. Wischt sich die Hände ab nach einem Mord. Geht nach Hause und schläft.
    »Es ist was mit dem Haar«, sagte der Mann.
    »Wie bitte?«
    »Die Haare standen ihm ein bisschen zu Berge, als er direkt unter der Straßenlaterne war«, sagte der Mann.
    »Wer?«, fragte Winter. »Wer stand unter der Laterne?«
    »Jaaa... er hielt das Gesicht ja gesenkt, deswegen war auch mehr das Haar zu sehen.«
    »Von wem reden Sie?«, fragte Winter.
    »Der da«, sagte der Mann und nickte durch die Glasscheibe, als ob sein Blick einen Lichtkegel werfen würde. »Der Junge sieht aus, als ob ihm das hier nicht grad gefällt.«
    Ringmar, dachte Winter. Er macht es zu gut.
    »Der Dritte von links?«
    »Jaa... «
    »Nehmen Sie sich Zeit.«
    »Ich bin mir ja nicht hunderpro... « Der Mann sah seinen Sohn an, Winter, Bergenhem und dann wieder zum Podest. Zu Bielke. Er sah Bielke an.
    »Der Dritte von rechts ist ihm vielleicht ähnlich«, sagte der Mann und wandte seinen Blick Winter zu. »Mehr kann ich nicht sagen. Es ist so lange her.«
    Winter blickte zu Bielke. Der sah ihn an wie sein eigenes Spiegelbild.
    Der Zeuge nickte, wie um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
    Es war ein kleiner Schritt vorwärts, jedenfalls eine Hilfe bei der Verhaftungsverhandlung morgen früh in dem muffigen kleinen Gerichtssaal quer über den Korridor. Verhaftung, natürlich. Vierzehn Tage für die Anklage, eventuell Verlängerung.
    »Jetzt erinnere ich mich«, ertönte es abgrundtief vom Jungen. Der war im Stimmbruch.
    Sein Vater drehte sich zu ihm um. Sie waren gleich groß. Winter wartete und spürte, wie sich sein Puls beschleunigte.
    »Ich erinnere mich, wie es war«, sagte der Junge. Er schaute weiter durchs Glas. »Komisch, nicht? Das ist doch wirklich komisch, oder? Plötzlich, nach all der Zeit?«
    »Jaa...«, sagte sein Vater.
    »Was?«, fragte Winter. »Woran erinnerst du dich?«
    »Wie es war. Und dass es der Kerl sein könnte, den Vater meint. Der Dritte von rechts.«
    Vielleicht will er sich jetzt nur vor seinem Vater aufspielen, dachte Winter.
    »Irgendwas Besonderes?«, fragte Winter leichthin.
    Der Junge antwortete nicht, starrte weiter Bielke an.
    »Erkennst du was Besonderes bei ihm?«, wiederholte Winter.
    »Das, was er nicht hat«, sagte der Junge.
    »Das, was er nicht hat«, echote Winter mit weiterhin beiläufiger Stimme.
    »Jetzt erinnere ich mich wirklich richtig gut«, sagte der Junge.
    Winter nickte.
    »Die Hundeleine«, sagte der Junge. Winter spürte seinen Puls.
    »Er hatte eine Hundeleine bei sich, die er im Gehen verlor, oder im Laufen. Ich erinnere mich, dass es auf dem Schotter klirrte, und er hob sie auf. Ich weiß, dass ich noch gedacht hab, wie komisch, dass der Hund nicht kommt.« Der Junge sah Winter an. »Seltsam, dass der Hund nicht kommt, dachte ich. Wo war sein Hund? Jetzt

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