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In alle Ewigkeit

In alle Ewigkeit

Titel: In alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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versucht, es auszunutzen, dachte Winter. Jetzt ist es endlich gelungen, vielleicht, vielleicht ein wenig. Für die Familie Bielke bricht alles zusammen, und wir nutzen es aus.
    »Wissen Sie, wo Mattias jetzt sein könnte?«, fragte er. Sie antwortete nicht, schien in andere Welten zu blicken, die ihre Lebenskatastrophe mildern konnten. »Frau Bielke, wo ist Mattias? Es ist ungeheuer wichtig, dass wir ihn finden.«
    »Er ist da, wo sie ist.«
    »Was... was haben Sie gesagt?«
    »Er hat das Gleiche gemacht wie sie. Er hat das getan, was meine kleine Jeanette geeetaaaan...«, schrie sie, weinte sie, den Kopf auf den Knien, die nackt waren, als sich der Rock hochschob.
    »WISSEN Sie das?«, fragte Winter und beugte sich über sie, versuchte sie zu beruhigen, legte ihr einen Arm um die Schultern.
    »Was sollte er anderes tun? Er konnte damit nicht le... leben... «
    »Jeanette ist nicht tot«, sagte Winter.
    Sie sagte nichts mehr. Dann murmelte sie etwas, das er nicht verstand.
    »Mein kleines Mädchen«, sagte sie schließlich.
    »Ich muss Sie fragen«, sagte Winter, »ob Sie wissen, was Ihr Mann getan hat.«
    »Was hat er getan?«
    »Was wissen Sie?«
    »Ich kann es nicht glauben«, sagte sie. »Mit dem Mann will ich nie mehr zusammenleben, nie mehr, aber ich kann es nicht glauben. Nicht, dass er jemanden getötet hat. Vielleicht ist er in Pornoclubs gegangen, oder was das war, aber nicht das andere.« Sie schüttelte den Kopf »Aber mir reicht es auch so.« Wieder schüttelte sie den Kopf. »Jeanette und ich werden wegziehen.«
    »Darf ich den Brief lesen?«, fragte Winter. »Er liegt ja da.«
    Er nahm ihn und las. Eine Handschrift, die wie schwarze Möwen über das Papier flog. Da stand auch nicht mehr, als sie erzählt hatte.
    Vielleicht waren das alles wahnsinnige Phantasien.
    »Wer ist die Mutter?«, fragte er.
    Sie antwortete nicht. Winter wiederholte die Frage.
    »Ich hab doch gesagt, mir hat er nichts erzählt.« Sie sah auf. »Er hat das Geheimnis all die Jahre für sich behalten, mit ihr zusammen, und ich weiß nicht, wer sie ist. ICH WILL ES NICHT WISSEN. Ich könn... würde...« Aber sie brach ab, ohne auszusprechen, was sie mit der Frau machen könnte, mit der sie einmal ihren Mann geteilt hatte.
    Winter musste zurück ins Polizeipräsidium, zu Kurt Bielke, bevor der in ewigem Schweigen versank.
    Er holte das Foto von Angelikas Examenstag hervor. Irma Bielke schaute weg.
    »Sie müssen es sich ansehen«, sagte Winter. Sie warf einen Blick auf das Profil der Frau. Winter sah Erleichterung in ihrem Gesicht.
    »Ich hab sie noch nie gesehen«, sagte Irma Bielke. »Ich kenne sie nicht. Wer ist das?«
    »Ich weiß es nicht. Wir haben bisher nur ein Gesicht. Das wir nirgends unterbringen können.«
    »Etwas hab ich ganz vergessen«, sagte sie jetzt. »Himmel, deswegen wollte ich doch überhaupt mit Ihnen sprechen. Oder Sie treffen.«
    Gibt es noch mehr?, dachte er. Die Schleusen sind offenbar immer noch nicht ganz geöffnet.
    »Danke«, sagte sie.
    »Wie bitte?«
    »Danke. Sie haben ihr Leben gerettet. Ja, ich weiß, die Lage ist noch etwas kritisch, aber sie lebt und sie wird leben. Ich werde dafür sorgen, dass sie lebt.«
    Winter konnte nichts sagen. Sie beugte sich vor und legte eine Hand auf seine rechte Schulter. Er zuckte zusammen.
    »Sie sind ein guter Mann.«
    Ein guter Mann am rechten Platz. Er spürte den Schmerz in seinem Ellenbogen. Genau in diesem Moment begann er wieder. Zeit für die nächste Schmerztablette.
    Sie wischte sich über die Augen, putzte sich die Nase, streckte sich. Etwas war vorbei. Over and out, aber es gab etwas wie eine Hoffnung. Er sah es. Etwas konnte nach der Hölle kommen, etwas Kühleres und Stärkeres.
    »Sie müssen noch etwas trinken, bevor Sie fahren. Sagen Sie auch dem Polizisten da unten Bescheid.«
    Auf dem Rückweg klingelte sein Handy. Sein Ellenbogen schmerzte fürchterlich, obwohl er mit dem unverletzten Arm nach dem Handy griff.
    »Ich hab noch ein paar Worte mehr rausbekommen«, sagte Yngvesson. »Dieselbe Stimme, mehr Worte.« »Welche?«, fragte Winter.
    »Das musst du dir selber anhören. Mehr kann ich da jetzt nicht mehr rausholen.«
    »Ich bin schon unterwegs.«
    Er drückte auf Aus und musste blinzeln, weil ihm die Sonne plötzlich in die Augen stach. Noch eine Stunde, vielleicht zwei. Einen Tag. Er sah Halders' verdammtes Gesicht vor sich, es gab nichts anderes als das Gesicht. Wir sehn uns.

37
    Die landesweite Fahndung nach Samic war schon vor Tagen

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