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In alle Ewigkeit

In alle Ewigkeit

Titel: In alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Ordnung. Sie beabsichtigte nicht, ihm an diesem Abend zu folgen.
    Samic ging allein in Richtung Norden, aufs Wasser zu. Sara Heiander konnte ihn kaum unter all den Menschen ausmachen, die sich zwischen Fluss und Zentrum hin und her bewegten.
    Samic überquerte die Straße und bog nach rechts zum Gästehafen ab. Das Opernhaus strahlte über dem Wasser. Das Lokal, das sich in einem Halbkreis um das Gebäude zog, war voll besetzt.
    Sara Heiander sah Samic auf der anderen Seite des Kanals. Er stand still und schien nachzudenken. Hinter ihm war eine Creperie, die gerade schloss. Es war halb zwei. Plötzlich stand eine Frau vor Samic und sprach mit ihm. Sara Heiander konnte aus der Entfernung ihre Gesichtszüge nicht erkennen. Nach fünf Minuten gingen sie zusammen weiter zum hinteren Ende des Kais. Sara Heiander folgte ihnen rasch um den Kanal herum, ohne die beiden aus den Augen zu lassen. Das war jetzt leichter, da weniger Leute unterwegs waren.
    Sie sah, wie Samic und die Frau um eine Ecke bogen. Von ihr aus waren es immer noch dreißig Meter bis dorthin. Sie blieb stehen und überlegte. Zwischen ihr und der Ecke war niemand, sie machte noch ein paar Schritte. Aus einem Lokal ertönte Musik. Den Motor hörte sie nicht, aber sie sah das Boot, als es hinter der Ecke auftauchte und Kurs nach Norden nahm. Ein mittelgroßes Motorschiff, das weiß, beige, hellblau oder gelb sein mochte, aber jetzt im schwarzen Licht der Nacht wirkte es orange. Samic stand am Steuer. Er schaute nicht zurück. Neben ihm stand die Frau mit flatternden Haaren.
    Als Lars-Olof und Ann Hansson am frühen Morgen nach Hause kamen, merkten sie gleich, dass etwas nicht stimmte. Sie hatten bei Bekannten draußen auf einer der Inseln übernachtet. Schon im Vorraum schlug ihnen kühle Nachtluft entgegen.
    Das Fenster in Angelikas Zimmer war aufgebrochen und stand halb offen. Auf dem Fußboden lagen Papiere, Bücher und zerbrochenes Porzellan verstreut. Die Kommodenschubladen waren herausgezogen. Angelikas Kleider hingen unordentlich im Schrank, die Tür war nur angelehnt. Ihr Bett war zerwühlt, und die nackte Matratze lag quer über dem Bettgestell.
    Ann Hansson brach zusammen. Ihr Mann rief Winter an.
    Winter und Ringmar standen im Zimmer. Winter sah, dass die frischen Blumen, die in einer Vase auf der Kommode gestanden hatten, jetzt im Halbkreis verstreut waren.
    »Hier hat jemand nach etwas gesucht«, sagte Ringmar.
    »Kannst du raten, wonach?«
    »Nach dem Foto«, sagte Ringmar.
    Winter nickte.
    »Hat sich nicht die Mühe gemacht, hinterher aufzuräumen«, sagte Ringmar.
    »Er weiß, wonach wir suchen«, sagte Winter.
    »Könnte auch ein gewöhnlicher Dieb gewesen sein«, sagte Ringmar.
    »Da steht ein Fernseher. Und da ein Telefon.« Winter zeigte auf das Nachttischchen. »Und ihr Schmuck liegt bestimmt immer noch in der obersten Schublade.«
    »Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als die Sache Beiers Jungs zu übergeben«, sagte Ringmar.
    »Die werden auch nicht mehr finden«, sagte Winter.

29
    Winter versuchte, etwas von Andys Gesicht abzulesen. Eine sich ständig verändernde Landkarte.
    »An welcher Flussseite ist es?«, fragte Winter.
    »Ist wer?«
    »Dort gibt es eine Bar, oder? Die Anne manchmal besuchte?«
    Andys Gesicht verriet, dass er der Meinung war, das gehe Winter nichts an, das gehöre nicht hierher.
    »Die Sache ist verdammt wichtig«, sagte Winter.
    »Wie bitte?«
    »Begreifen Sie nicht, dass sie hochgradig mit ihrem Tod zusammenhängen kann?« Dieser kleine Scheißer.
    Ringmar sah, was Winter dachte. Sein Gesicht war jetzt auch eine Karte, die man lesen konnte. Winter legte die Fotos auf den Tisch. Er ließ Andy viel Zeit. »Kenn keinen von denen«, sagte er. »Sie sind beide tot«, sagte Winter. Andy antwortete nicht. »Genau wie Anne.« Andys Gesicht veränderte sich. War er der Mörder? War es Andy gewesen? »Trotzdem kenn ich sie nicht«, sagte er. »Erkennen Sie denn was anderes?« Andy hob den Blick zu Winters Augen. »Wie meinen Sie das?« »Das Lokal. Die Einrichtung.«
    »Nein.«
    »Lassen Sie sich Zeit.« »Kenn ich nicht.«
    Winter schwieg. Er hörte leise Sommergeräusche, die von draußen hereinwehten. Sie saßen in einem Verhörraum, dem alles fehlte, was es dort draußen gab. Es gab keine Farben, die Geräusche waren gedämpft, übertönt von der Klimaanlage, ausgewalzt zu einem Brausen, das alles und nichts bedeuten konnte.
    Winter tastete nach dem Zigarillopäckchen in seiner Brusttasche. Er sah Schweiß auf

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