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In alle Ewigkeit

In alle Ewigkeit

Titel: In alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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nichts«, fügte Irma Bielke hinzu.
    »Nicht?«
    »Sie hatte sich ja schon beworben und war auch angenommen worden, aber sie hat beschlossen, nicht zu studieren.«
    »Was will sie stattdessen tun?«
    »Nichts, glaube ich.«
    »Irgendwas arbeiten?«
    »Nichts, hab ich gesagt.«
    Sie setzte sich und sah ihn an.
    »Wollen Sie mich nicht fragen, was das für ein Gefühl ist?«
    »Was ist das für ein Gefühl?«
    Sie schaute weg ins Zimmer, wo die Kerze brannte.
    »Das ist kein Weltuntergang. Es gibt Schlimmeres.« Sie sah Winter wieder an, der sich auch wieder gesetzt hatte. »Wollen Sie nicht fragen, was es an Schlimmerem gibt?«
    »Was könnte das sein?«
    »So was wie Aids«, sagte sie. »Wir haben heute Morgen das Ergebnis des zweiten Tests bekommen.« Winter wartete.
    »Negativ«, sagte sie. »Gott sei Dank. Es ist noch nie so positiv gewesen, eine negative Nachricht zu bekommen.« Winter hatte den Eindruck, dass sie lachte, ganz kurz. »Sie haben einen guten Zeitpunkt für Ihren Besuch gewählt. Wir sind wieder glücklich.«
    Sie rückte in den Halbschatten zurück. Winter überlegte, was sie als Nächstes sagen würde.
    »Wo ist Jeanette heute Abend?«
    »Mit Freunden baden«, antwortete sie. »Das erste Mal... seit es passiert ist.« »Und Ihr Mann?« »Kurt? Warum fragen Sie?« Winter antwortete nicht. »Warum fragen Sie das?«, wiederholte sie.
    Jetzt kommt es drauf an, dachte Winter. Die Kerzenflamme im Zimmer war plötzlich erloschen. Es roch nach Meer, jetzt viel stärker als vorher.

28
    Sie sah an ihm vorbei, auf etwas im Garten. Winter hörte den Wind wie eine Bewegung in den Baumkronen. Ihr Gesicht war ganz ausdruckslos. »Ich weiß nicht, wo er ist.« Sie schien wieder zu lachen, aber vielleicht war es auch ein anderer Laut. »Das weiß ich selten.«
    »Ist er mit Jeanette zusammen?«
    »Das glaube ich nicht.«
    Sie stand auf.
    »Sind wir jetzt fertig?«
    »Noch nicht ganz.«
    »Ich hab keine Lust mehr, mit Ihnen zu reden.«
    »Wann haben Sie zuletzt von Mattias gehört?«
    Sie hielt mitten im Schritt inne. Wie wenn man ein Bild auf einem Video anhält, dachte Winter, nur mit größerer Bildschärfe.
    »Wie bitte?«
    »Mattias. Es ist ihm doch offenbar schwer gefallen, sich von hier fern zu halten.«
    »Reden Sie von Jeanettes früherem Freund?«
    »Gibt es noch mehr Mattiasse?«, fragte Winter.
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Ich rede von ihrem Freund. Wann haben Sie zuletzt von ihm gehört?«
    »Ja... ich weiß nicht.« »Was ist zwischen den beiden passiert?« »Ist das für Ihre Ermittlung wichtig?« Sie schien ehrlich erstaunt. »Was spielt das für eine Rolle? Jetzt?«
    »Verstehen Sie das nicht?«, sagte er nur. »Nein.«
    »Sie haben nie darüber nachgedacht?« Sie dachte nach.
    »Mattias? Nein. Das ist nicht möglich.«
    Winter antwortete nicht. Sie sah ihn geradewegs an.
    »Das glauben Sie doch nicht allen Ernstes? Dass Mattias... dass er Jeanette etwas angetan haben könnte?«
    Nein, dachte Winter. Er nicht. Aber er antwortete nicht. Stattdessen kommentierte er das Geräusch eines Autos auf der Straße.
    »Kommt Ihr Mann jetzt nach Hause?«
    »Jedenfalls ist es sein Auto«, sagte sie und sah wieder an ihm vorbei.
    Eine Autotür wurde geöffnet und geschlossen. Schritte auf dem Schotter, Schritte auf der Treppe, eine Stimme: »Was macht der denn schon wieder hier?«
    Winter drehte sich um. Kurt Bielke stand auf der obersten Treppenstufe. Er trug ein weißes Hemd, graue Hose und schwarze Slipper. Sein Gesicht war schweißbedeckt. Er kam näher. Winter nahm Alkoholgeruch in seinem Atem wahr. Bielke musste wissen, dass er es merkte, aber es war ihm offenbar egal.
    »Kaum dreht man sich um, und schon sind Sie oder ein anderer Bu... jemand von der Kripo wieder hier«, sagte er. Er machte einen schrägen Schritt nach vorn, schwankte für den Bruchteil einer Sekunde, machte noch einen Schritt. Sah seine Frau an.
    »Was hat er gesagt?« Sie antwortete nicht. Bielke sah Winter an.
    »Was hat sie gesagt?«
    »Wo ist Jeanette?«, fragte Winter.
    Bielke drehte sich zu seiner Frau um. »Kannst du mir ein Bier holen?« Sie sah Winter an. »Ich meine ein Bier«, sagte Bielke und nickte Winter zu. »Der Kommissar darf keins, er will ja jetzt fahren, und man darf kein Bier trinken, wenn man Auto fährt.«
    Jetzt ganz ruhig bleiben, dachte Winter. Dies ist ein wichtiger Moment. Der sagt mir was über Bielke und seine Frau. Vielleicht über Jeanette.
    Irma Bielke hatte sich nicht vom Fleck bewegt.
    »Muss ich

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