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In alle Ewigkeit

In alle Ewigkeit

Titel: In alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Andys Stirn, obwohl es hier so kühl war.
    Vielleicht würde es jetzt passieren.
    »Kenn ich nicht«, wiederholte Andy.
    Dann sagte er es:
    »Ich bin nie da gewesen.«
    Winter, das Päckchen schon in der Hand, stockte mitten in der Bewegung.
    »Wie bitte?«
    »Ich bin nie da gewesen.«
    »Wo?«
    »Da«, sagte Andy und wedelte mit der Hand in Richtung der Fotos, die auf dem Schreibtisch lagen.
    »Wo ist das, Andy?«
    »Da... wo sie hingingen.«
    »Sie?«
    »Ja, sie. Sind es etwa nicht mehrere?«
    Winter wartete. Auf dem Hinterhof hörte er ein Sondereinsatzkommando starten. Jemand schrie lauter als normal. Oder war das ein normaler Tonfall in dünner Luft?
    »Sie wissen also, wo das ist, Andy.« Der Junge antwortete nicht. »Wo ist es, Andy?«
    Er sah Winter an. Sein Gesicht veränderte sich ständig.
    »Was spielt das für eine Rolle?«
    »Sie haben es also nicht begriffen?«
    »Ich denke nur an.. an sie.«
    Winter nickte.
    »Verstehen Sie?«
    »Sie können ihr jetzt helfen«, sagte Winter. »Es war doch ganz... unschuldig«, sagte Andy. »Was war unschuldig, Andy, was?« »Der... Tanz.«
    »Der Tanz«, wiederholte Winter, als ob er den ganzen Nachmittag auf das Wort gewartet hätte. Als ob all dies hier zu dem Wort führen würde: der Tanz.
    Ein Tanz vorm Mörder?
    »Erzählen Sie von dem Tanz«, sagte Winter.
    »War nur so 'ne Art Extrajob.«
    »Erzählen Sie von dem Extrajob.«
    »Ich weiß nicht genau, wo es war.«
    »Was wissen Sie von dem Tanz?«
    »Ein bisschen Strip«, sagte Andy. »Nichts weiter.«
    »Ein bisschen Strip? Striptease?«
    Andy nickte.
    »Sie hat Striptease gemacht? Haben Sie das gemeint?« »Ja... das hat sie mir jedenfalls erzählt.« Winter hielt seinen Blick fest. Warum hatte Andy es nicht gleich gesagt? In der ersten Minute, als er erfahren hatte, was Anne passiert war. Nackt zu tanzen bedeutete nicht den Untergang der Welt, nicht mal für alte Kerle wie... wie ihn, wie Winter, Männer um die einundvierzig, auf dem Weg ins zweiundvierzigste Jahr. Es war vielleicht nicht gerade der empfehlenswerteste Sommerjob, aber er brachte auch nicht ewige Verdammung mit sich.
    Aber er hatte den Tod gebracht. Für Anne. Für die anderen? Hatten die anderen Mädchen auch als Stripteasetänzerinnen gearbeitet?
    Winter war nicht schockiert, dass junge Mädchen um die zwanzig sich in den Stripclubs im Zentrum etwas dazuverdienten. Das war nicht neu.
    Schon zu Anfang der Voruntersuchungen hatte er angeordnet, die schäbigen Lokale, die sie unten am Hafen und ostwärts an der Bahnlinie entlang kannten, zu überprüfen. Sie bildeten sich ein, alles einigermaßen unter Kontrolle zu haben. Kontrolle über die Mädchen, die dort arbeiteten. Manche gingen noch in die Unterstufe.
    Winter schaute auf die Fotos von Angelika und Beatrice. War es dort? Hatten sie sich zu breiiger Discountermalung hinter dieser potemkinschen Wand bewegt?
    Er dachte nach. Plötzlich sah er etwas anderes. Etwas ganz anderes. Es war nicht in einem Club, nicht in einem Restaurant, nicht in einem Striplokal, nicht in einer Bar. Und in keinem schwarzen Club.
    Es war ein Haus.
    Es war bei jemandem zu Hause.
    Das würde bedeuten, dass sie anders suchen müssten. Auf eine neue und unmögliche Art. Es könnte bei jedem sein. Bei irgendeinem Mann.
    »Sie haben gesagt, Sie wissen nicht genau, wo es war«, sagte Winter.
    »Ja.«
    »Aber ungefähr?«
    »Ich weiß, in welchem Stadtteil.«
    Andy erzählte es. Es war ein anderer Teil der Stadt, als Winter geglaubt hatte. Nicht dort, wo er nach einem gemeinsamen... Ausgangspunkt gesucht hatte. Wo die Spuren begannen. In einem anderen Teil der Stadt. Jenseits des Flusses. Über den Hügel, unter den Viadukten hindurch, unter den Autobahnen. Ein riesiges Gebiet, verglichen mit der Nordstan. Wenn er Andy glauben konnte. Er hatte schon beschlossen, Andy weitere sechs Stunden festzuhalten, den Staatsanwalt würde er erst später informieren.
    »Haben Sie Anne nie begleitet?«, fragte Winter.
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil sie es nicht wollte.«
    »Das hat gereicht?«
    Er nickte. »Und viele Male waren es auch nicht.«
    »Was viele Male?«
    »Dass sie es gemacht hat, getanzt.«
    »Ist das alles, was sie getan hat? Tanzen?«
    »Was... was meinen Sie damit?«
    »Ich frage mich, warum es so lange gedauert hat, ehe Sie mir das erzählt haben, Andy.« »So lange doch auch wieder nicht.«
    »Vielleicht wissen Sie noch mehr, als Sie bisher gesagt haben?«
    »Was sollte ich noch mehr wissen?«
    Winter antwortete

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