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In aller Unschuld Thriller

In aller Unschuld Thriller

Titel: In aller Unschuld Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Hardcore.«
    Kovac schob seinen Stuhl so heftig vom Tisch zurück, dass er umfiel. Donny Bergen zuckte erschrocken zusammen und duckte sich. Lieutenant Dawes fuhr herum und sah ihn scharf an. Kovac nahm die beiden kaum wahr.
    Dieses Schwein, dieser Scheißkerl.
    Er sah das Foto auf David Moores Website vor sich, der talentierte, begnadete Künstler. Er war nicht besser als jeder Zuhälter, nein, er war übler als jeder Zuhälter. Er scheffelte Geld damit, Dreck zu produzieren, und ließ sich trotzdem von seiner Frau aushalten.
    Das bedeutete, dass er Bankkonten hatte, von denen niemand etwas wusste. Geldgeil war er auch noch. Er hatte selbst genug auf dem Konto, aber die Rechnungen für seine Geliebte bezahlte er aus der Haushaltskasse der Familie. Einfach unglaublich.
    Kovac rieb sich die Schläfen und begann vor der Tür auf und ab zu gehen.
    Dawes beäugte ihn misstrauisch. »Alles in Ordnung, Detective? Sollen wir eine kurze Pause machen?«
    Bevor Kovac antworten konnte, klopfte jemand an die Tür. Elwood steckte den Kopf ins Zimmer.
    Mit leiser Stimme wandte er sich an Kovac. »Ich glaube, ich habe das Versteck von Stan Dempsey gefunden.«

56
    Careys Bauch fühlte sich an, als hätte er plötzlich ein großes Loch. Sie merkte, wie alles Blut aus ihrem Kopf nach unten strömte.
    Das Babyfoto von Lucy in dem Silberrahmen. Das Schwarzweißfoto von Careys Abschluss an der Law School, auf dem sie ihr Vater mit unverhohlenem Stolz ansah. Das waren die Fotos, die zu Hause auf dem Nachttisch neben ihrem Bett standen.
    Sie blickte sich noch einmal um, und ihr wurde übel, als ihr klar wurde, was sie da vor sich sah. Das war ihr Sektkühler. Ihre Weingläser. Ihre Kissen. Ihre Decken. Karl Dahl hatte ihre Wohnung geplündert und die Dinge mitgenommen, von denen er dachte, dass sie sie gern um sich hätte.
    Gott steh mir bei.
    »Ich hab dir sogar was zum Anziehen mitgebracht«, sagte Dahl und deutete auf einen rostigen Haken, der aus der bröckelnden Wand ragte. Kleider, Wäsche.
    Er hatte vor, sie hierzubehalten. Er schien zu glauben, dass sie glücklich und dankbar sein sollte, wenn er ihr diese Ehre erwies.
    »Du frierst«, sagte er. »Ich hole dir eine Decke.«
    Der perfekte Gastgeber. Das Ganze war vollkommen surreal, und es fiel ihr schwer zu glauben, dass das alles wirklich geschah. Karl Dahl stand vor ihr, seine linke Gesichtshälfte und sein Hals blutüberströmt, kahlköpfig, geschminkt wie eine Frau, angezogen wie eine Frau. Er hatte kein Wort darüber verloren, was sie mit seinem Gesicht gemacht hatte. Als würde er es überhaupt nicht merken.
    Der goldgelbe Chenille-Überwurf stammte von dem Sofa im Arbeitszimmer. David hatte ihn Freitagnacht als Decke benutzt. Er roch nach Zigarrenrauch und Gin und dem schweren Parfüm einer Frau. Carey hätte ihn am liebsten weit von sich geschleudert, als wäre er eine Schlange, aber Dahl legte ihn ihr fürsorglich um die Schultern.
    »Bitte, setz dich«, sagte er und führte sie zu dem einzigen Stuhl im Raum, einem billigen Gartenstuhl, der schon bessere Tage gesehen hatte.
    Er war verrostet und schmutzig, und es war schwer zu sagen, welche Farbe das Plastik einst gehabt haben mochte. Die Art Stuhl, wie sie sie aus ihrer Jugend kannte. Sie und alle ihre Freundinnen hatten das gleiche Modell als Liegestühle gehabt, weil man sie recht flach stellen konnte – hervorragend geeignet zum Sonnenbaden.
    Für einen kurzen Moment sah sie sich selbst und Sandy Butler bäuchlings bei voll aufgedrehtem Radio auf diesen Stühlen im Garten liegen. Sie waren so unschuldig gewesen.
    »Ich muss jetzt wirklich gehen, Karl«, sagte sie. »Nicht, dass ich Ihre Mühe nicht zu schätzen wüsste, aber ich muss nach Hause zu meiner Tochter. Sie hat Angst, wenn sie nicht weiß, wo ich bin.«
    Dahl runzelte die Stirn, erwiderte jedoch nichts, sondern kramte schweigend in einigen Einkaufstüten herum und holte verschiedene Lebensmittel heraus, die wahrscheinlich aus Careys Küche stammten.
    »Es geht ihr doch gut, oder, Karl?«, fragte Carey und hatte fast mehr Angst davor, es zu erfahren, als es nicht zu erfahren.
    Er gab keine Antwort. Auf seiner Stirn erschien eine steile Falte, während er eine Packung Kräcker öffnete.
    »Bitte, sagen Sie mir, dass es ihr gut geht, Karl.«
    Ohne sie auch nur anzusehen, nahm er eine Salami, von der bereits ein Drittel fehlte, und ein Messer, das normalerweise in dem Messerblock auf der Arbeitsplatte rechts neben dem Herd steckte.
    Vor Entsetzen verspürte

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