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In aller Unschuld Thriller

In aller Unschuld Thriller

Titel: In aller Unschuld Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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hinweg in das Behandlungszimmer. Carey Moore lag in einem Krankenhausbett, dessen Kopfteil aufgestellt war, und sah aus, als hätte sie fünf Runden mit einem Schwergewichtsboxer, der kein Erbarmen kannte, hinter sich. Die Blutergüsse waren noch nicht blau angelaufen, aber Kovac hatte schon genug Leute gesehen, die zusammengeschlagen worden waren, um zu wissen, welches Gesicht Moore am nächsten Morgen im Spiegel begrüßen würde. Sie hatte eine Prellung an der Stirn, die eine Beule von der Größe eines Golfballs zierte. Ein Auge war schon fast zugeschwollen und begann, sich blau zu verfärben.
    Wortlos drängte er sich an der Ärztin vorbei, trat zu der Richterin, nahm ihr das Telefon aus der Hand und unterbrach die Verbindung.
    »Was fällt Ihnen ein?«, fuhr sie ihn an.
    »Ich brauche Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, Richterin Moore. Das heißt, wenn Sie wollen, dass der Täter festgenommen und seiner gerechten Strafe zugeführt wird. Vielleicht interessiert Sie das ja jetzt mehr als noch vor ein paar Stunden.«
    Sie riss ihm das Telefon aus der Hand und drückte die Wahlwiederholung, ohne eine Sekunde den Blick von ihm abzuwenden. »Ich habe gerade mit meinem Kindermädchen gesprochen, um ihr mitzuteilen, dass ich mich verspäte und dass sie meine Tochter keine Fernsehnachrichten anschauen lassen soll. Sie soll nicht durch irgendwelche Fremden erfahren, dass ihre Mutter zusammengeschlagen worden ist. Und es ist mir egal, was Sie brauchen«, fuhr sie fort. »Meine Tochter ist mindestens so wichtig wie Sie.«
    Kovac hob eine Augenbraue und trat einen Schritt zurück. So viel zu ihrem schlechten Zustand. Sie machte den Eindruck einer Tigerin, die ihm jeden Augenblick an die Kehle gehen würde. »Tut mir Leid.«
    »Das sollte es auch.«
    Sie senkte den Blick, hob eine Hand an die Stirn und zuckte zusammen, als ihre Finger die leuchtend rote Schürfwunde berührten. Beim Aufeinanderprallen von Beton und Haut hatte Letztere deutlich sichtbar den Kürzeren gezogen.
    »Entschuldigen Sie, Anka. Die Leitung wurde unterbrochen.
    Stecken Sie Lucy bitte in ihren Schlafanzug und setzen Sie sie vor einen Zeichentrickfilm.« Sie schwieg, während sie dem Kindermädchen zuhörte. »Ja, gut. Geben Sie sie mir … Hallo, mein Spätzchen«, sagte sie mit zärtlicher Stimme, und Tränen stiegen ihr in die Augen.
    Kovac wandte sich ab, damit es nicht den Eindruck machte, er würde lauschen, was er natürlich tat.
    »Nein, Kleines, ich werde erst nach Hause kommen, wenn du schon im Bett bist … Ich weiß, ich habe es versprochen, aber ich hatte einen kleinen Unfall und bin hingefallen, und jetzt bin ich gerade beim Arzt …«
    Sie schloss die Augen, und zwei Tränen stahlen sich unter ihren Wimpern hervor. »Nein, Kleines, ich weiß nicht, wann Daddy nach Hause kommt … Mach es dir doch mit Anka auf dem Sofa gemütlich.«
    Sie wischte sich mit dem Handrücken vorsichtig die Tränen unter dem geschwollenen Auge weg.
    Kovac runzelte die Stirn und trat ein paar Schritte zurück. Er hatte keine Lust, Mitleid mit Carey Moore zu empfinden. Sie hatte ihm mit ihrer Entscheidung keinen Gefallen erwiesen, und erst recht nicht Stan Dempsey, der seit dem Fall Haas nicht mehr richtig Tritt gefasst hatte. Und was Wayne Haas und sein Sohn empfinden mochten, nachdem sie von der Entscheidung der Richterin gegen den Antrag der Staatsanwaltschaft gehört hatten, wagte er sich nicht einmal vorzustellen. Das Letzte, was Kovac wollte, war, Mitleid für sie zu empfinden.
    »Ich sehe dich morgen früh, Spätzchen … Ich hab dich auch lieb …« Ihre Stimme brach, und sie sagte schnell noch gute Nacht und legte auf.
    Kovac wartete. Liska gesellte sich zu ihm.
    »Hast du sie etwa zum Weinen gebracht?«, fragte sie ihn leise und vorwurfsvoll.
    »Ich habe überhaupt nichts gemacht!«
    »Und da fragst du dich, warum du Single bist.«
    »Ich weiß, warum ich Single bin«, grummelte er. »Und warum ich es bleiben werde.«
    »Lassen Sie uns das hier bitte hinter uns bringen.« Richterin Moore hatte ihre Stimme und ihre Haltung wiedergefunden.
    Kovac zuckte die Achseln. Liska warf ihm einen verärgerten Blick zu und drängte sich an ihm vorbei.
    »Richterin Moore, ich bin Detective Liska -«
    »Ich weiß, wer Sie sind«, sagte die Richterin. »Können wir gleich zur Sache kommen, Detective? Ich möchte nach Hause.«
    Jetzt schaltete sich die Stationsärztin ein. »Nein, Mrs. Moore, tut mir Leid. Sie haben eine Gehirnerschütterung. Wir müssen Sie zur Beobachtung

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