In aller Unschuld Thriller
sich?«
»Benommen.«
»Gut! Was gibt es Besseres als eine kleine Glückspille. Ich werde der Krankenhausverwaltung vorschlagen, im Schwesternzimmer einen Kaugummiautomaten aufzustellen und ihn mit Valium zu füllen. Dann wären alle gleich viel besser gelaunt, während sie ihrer Arbeit nachgehen.«
Kovac steckte den Kopf durch die Tür.
»Geht Ihnen Casey auf die Nerven?«, fragte er und trat ins Zimmer.
Die Schwester sah ihn mit Unschuldsmiene an. »Wer, ich?«
»Das letzte Mal, als ich bei ihr in der Notaufnahme war«, sagte er und stellte sich neben sie, »hat sie meine Stirn mit einem Tacker zusammengeklammert.«
»Hab ich nicht!«, widersprach Casey, um ihn gleich darauf verschmitzt anzugrinsen. »Und wenn, dann haben Sie es bestimmt verdient.«
»Ich sehe sie noch vor mir, wie sie sich über mich beugt. Sie hielt mir das Ding vor die Nase und sagte: ›Was soll ich lange herumreden. Es wird wehtun.‹ Ich habe bis heute Albträume davon.«
Casey schnaubte. »Sie können sich glücklich schätzen, wenn Sie überhaupt von mir träumen.«
Sie wandte sich wieder Carey zu. »Der Doktor kommt später noch mal vorbei, um nach Ihnen zu sehen. Wahrscheinlich, wenn Sie gerade eingeschlafen sind.«
Als sie zur Tür ging, sagte Kovac: »Das ist Casey, wie man sie kennt und liebt. Ich nenne sie immer die Eiserne Lady.«
»Aber nicht, wenn ich nahe genug bin, um ihn zu verhauen«, sagte Casey, bevor sie hinausging.
Kovac trat neben das Bett. Seine Haare waren feucht und standen nach allen Richtungen ab. Sein nasses Hemd hatte er gegen das Oberteil eines Operationsanzugs getauscht.
»Wie geht es Ihnen?«
»Dr. Kovac.« Sie versuchte zu lächeln, scheiterte jedoch kläglich. »Ich weiß nicht. Das klingt sicher ziemlich dumm.«
Er schüttelte den Kopf. »Sie haben Entsetzliches durchgemacht, Carey. Es wird eine Weile dauern, bis Sie das alles verarbeitet haben. Und das schaffen Sie nicht allein. Ich habe bereits mit Kate telefoniert. Wenn sie nicht auf Lucy aufpassen müsste, wäre sie sofort hergekommen.«
Carey holte zitternd Luft. »Lucy. Wie geht es ihr? Ist mit ihr alles in Ordnung?«
»Sie will, dass ihre Mom wiederkommt. Sie hat Angst.«
»So ging es mir auch«, gab Carey zu. »Ich hatte solche Angst, dass er ihr etwas angetan hat, dass sie verletzt ist oder …«
Kovac legte ihr die Hand auf die Schulter. »Es geht ihr gut. Machen Sie sich nicht verrückt, indem Sie darüber nachgrübeln, was hätte passieren können. Es ist auch so genug Scheiße passiert, mit der Sie fertig werden müssen.«
»Sie haben wirklich eine besondere Art, Dinge beim Namen zu nennen, Detective«, sagte sie und bemühte sich erneut, ein kleines Lächeln zustande zu bringen. Im nächsten Augenblick war es bereits wieder von ihrem Gesicht verschwunden. »Er hat Anka getötet, nicht wahr?«
Kovac nickte. »Es tut mir leid.«
Eine tiefe Traurigkeit überkam sie. »Ich werde ihre Familie in Schweden benachrichtigen müssen. Wie soll ich ihren Eltern beibringen, dass ihre Tochter meinetwegen tot ist?«
»Das stimmt nicht«, sagte er. »Sie ist nicht Ihretwegen tot. Sie ist tot, weil Karl Dahl sie umgebracht hat.«
Carey schwieg. So leicht würde es ihr nicht fallen, die Schuld von sich zu schieben.
»Wo war David während der ganzen Zeit?«, fragte sie.
Kovac legte die Stirn in Falten. »Als ich ihn zuletzt gesehen habe, war er im Haus. Mit seinem Anwalt.«
»Seinem Anwalt?«
»Das ist eine lange Geschichte.«
»Er hatte nichts mit all dem zu tun«, sagte Carey.
»Er hatte nichts damit zu tun, dass Karl Dahl Sie entführt hat«, erklärte Kovac. »Wir ermitteln immer noch, was den Überfall auf Sie betrifft.«
Carey sah ihn fragend an. Er wich ihrem Blick geflissentlich aus.
»Wissen Sie etwas, das ich nicht weiß?«
»Wir haben vielleicht den Fünfundzwanzigtausend-Dollar-Mann gefunden«, sagte er. »Aber darüber sollten wir jetzt nicht reden.«
»Sie erzählen mir, Sie hätten den Mann gefunden, von dem Sie glauben, dass ihn David dafür bezahlt hat, mich umzubringen, und ich soll nicht darüber reden?«, sagte sie. »Ich muss darüber reden. Wer ist es? Können Sie ihn mit dem Geld in Verbindung bringen?«
»Er ist der Bruder der Freundin. Ein Pornodarsteller namens Donny Bergen.« Er zögerte und atmete tief durch. »Carey, Ihr Mann war und ist in ziemlich hässliche Dinge verwickelt.«
»Ich weiß«, sagte sie leise. »Ich habe letzte Nacht ein paar davon auf seinem Computer entdeckt. Es war widerlich.
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