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In aller Unschuld Thriller

In aller Unschuld Thriller

Titel: In aller Unschuld Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Stadtverordnung sagt, dass ich nach sieben Uhr dreißig so viel herumklopfen darf, wie ich will.«
    Er drehte sich von Kovac weg, nahm einen Nagel und schlug ihn in das Dach. Jedes Jahr war es dasselbe mit Fudd – der grauenvollste Weihnachtsschmuck zierte seinen Garten, krönte sein Dach, hing von der Regenrinne, leuchtete in den Bäumen. Ein Weihnachtsmann, der dem Kind in der Krippe Geschenke brachte. Der Verkündigungsengel, der auf Heerscharen von Sperrholzschneemännern herunterstrahlte. Alles mit mehr Watt beleuchtet, als auf dem gesamten Times Square gebraucht wurden. Es war, als würde man acht Wochen lang direkt unter einer Höhensonne wohnen.
    »Schon mal was von Höflichkeit und Anstand gehört, Idiot?«
    Der alte Mann streckte ihm die Zunge raus.
    Kovac drehte sich um und zeigte ihm seinen bloßen Hintern.
    So fing sein Tag an. Dann die Dusche. Ein Nikotinpflaster. Kaffee. Ein paar Doughnuts, nur um nicht mit lieb gewonnenen Gewohnheiten zu brechen. In den Frühnachrichten ging es ausschließlich um Karls Dahls Flucht und den Aufschrei in der Öffentlichkeit, den sie hervorrief. Der Überfall auf Carey Moore war dagegen nicht mehr als eine Fußnote. Wahrscheinlich war ohnehin die halbe Stadt davon überzeugt, dass sie es verdient hatte. Nachdem die Nachrichten alles dazu getan hatten, dass man ihre Adresse erraten konnte, würden die Leute wahrscheinlich in Horden an ihrem Haus vorbeifahren, um es mit Eiern zu bewerfen.
    Oder Schlimmeres …
    Kovac seufzte, rieb sich mit der Hand übers Gesicht und überlegte, womit er anfangen sollte. Er oder Liska mussten mit der Sekretärin der Richterin sprechen. Vielleicht hatte sie ja irgendwelche Drohbriefe bekommen. Dann musste die Telefonnummer von den beiden Drohanrufen mit den Telefonprotokollen der Richterin abgeglichen werden. Sie brauchten eine Liste mit den Namen aller Gefängnisinsassen, die kürzlich aus der Haft entlassen worden waren und die Carey Moore hinter Gitter gebracht hatte, entweder noch in ihrer Zeit als Staatsanwältin oder später als Richterin.
    Um neun waren sie mit Lieutenant Dawes in Downtown verabredet, so dass sie ihnen dieselbe Standpauke halten konnte, die sie sich inzwischen bestimmt schon von ihrem Vorgesetzten hatte anhören müssen, und der wiederum vom Polizeichef, dem der Bürgermeister die Leviten gelesen hatte, und der Staatsanwalt, der dasselbe vom Oberstaatsanwalt zu hören bekommen hatte. Kovac und Liska würden erfahren, wie ernst die Lage war, so als wären sie irgendwelche Vollidioten, die das nicht von sich aus wüssten.
    Mann, wie er diesen hierarchischen Quatsch hasste. Er träumte schon lange davon, die Epaulettenträger bei der Polizei in Reih und Glied antreten und diejenigen unter ihnen, die in den letzten zehn Jahren nicht mehr an der Front gearbeitet hatten, einen großen Schritt vortreten und in einen tiefen schwarzen Abgrund fallen zu lassen.
    Wenn er dieses Treffen vermeiden oder wenigstens verschieben könnte, bis der Fall gelöst war, würde er es tun.
    Er musste mit Stan Dempsey reden.
    O Mann, du musst ganz schön verzweifelt sein.
    Kovac hatte nie die Konfrontation mit einem Polizisten gescheut, der auf Abwege geraten war. Ein übler Typ war ein übler Typ, Polizeimarke oder nicht. Vor ewigen Zeiten hatte er sogar mal veranlasst, dass gegen einen Kollegen ermittelt wurde.
    Es hatte ihn Überwindung gekostet, aber er hatte es getan. Stan Dempsey war jedoch kein schlechter Polizist. Für diesen Mann konnte man letztlich nur Mitleid empfinden.
    Stan Dempsey gehörte zu den Leuten, die irgendwie niemals auffielen. Ein brauchbarer Polizist, aber keiner, von dem seine Vorgesetzten Notiz genommen hatten, bevor er zu einer Belastung wurde. Er hatte keine richtigen Freunde, weil er ein merkwürdiger, stiller Typ war und noch dazu ungesellig. Stan Dempsey wäre vielleicht an einem Arbeitsplatz im Leichenschauhaus besser aufgehoben gewesen als bei der Polizei, aber er war nun mal Polizist geworden, und das war wahrscheinlich sogar alles, was er jemals gewollt hatte.
    Kovac bezweifelte, dass einer der Kollegen, mit denen Dempsey jemals zusammengearbeitet hat, etwas Persönliches von ihm wusste. Dagegen wusste jeder, dass Dempsey bei der ersten Vernehmung von Karl Dahl die Fassung verloren hatte. Dempsey hatte einen Wutanfall bekommen, wie man ihn dem stillen Mann niemals zugetraut hätte. Er war völlig außer sich geraten. Zwei Detectives hatten sich auf ihn werfen müssen, um ihn von Dahl loszureißen. Er hatte

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