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In aller Unschuld Thriller

In aller Unschuld Thriller

Titel: In aller Unschuld Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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nachzudenken. Was passiert war, war passiert. Es ließ sich nicht mehr ändern. Die Vorsehung hatte nicht gewollt, dass er Amanda Savard rettete.
    »Wieder einmal eine Frau in Not, die gerettet werden muss«, hörte er leise Liskas Worte in seinem Kopf. Kovac verdrängte sie und mit ihnen das ganze Thema.
    Die Lobby-Bar war verwaist. Nur die Barfrau war da, damit beschäftigt, die Flaschenbestände zu überprüfen. Kovac zog sich einen Barhocker heran und setzte sich.
    »Tut mir leid, Sir«, sagte die Barfrau. »Wir öffnen erst um vier Uhr.«
    »Das passt mir gut. Dann bin ich weg, bevor ich versucht sein könnte, im Dienst zu trinken.«
    Die Barfrau warf einen Blick über die Schulter und musterte misstrauisch seine Polizeimarke. Sie war ein zierliches Ding, aber sicher keine Frau, mit der sich gut Kirschen essen ließ. Das konnte man an den feinen Linien um ihre Augen und dem entschlossenen Zug um ihren Mund erkennen. Anfang vierzig, schätzte er, die dunklen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, nicht weil es so niedlich aussah, sondern weil es praktischer war. Patty stand auf ihrem Namensschild.
    »Für einen von unseren Freunden und Helfern kann ich eine Ausnahme machen«, sagte sie mit vom Rauchen heiserer Stimme.
    »Führen Sie mich nicht in Versuchung.«
    Er legte das Bild von David Moore auf die Theke.
    »Kenn ich«, sagte sie und verzog das Gesicht. »Weswegen wird er gesucht? Ist es endlich für gesetzeswidrig erklärt worden, ein Arschloch zu sein?«
    »So viele Gefängnisse können wir uns leider nicht leisten«, konterte Kovac.
    Patty gab ein raues Lachen von sich, das besser in eine finstere Kneipe gepasst hätte als in die Bar eines Luxushotels.
    »Kommt er oft hierher?«, fragte Kovac.
    »Oft genug, damit ich weiß, dass er ein übler Zeitgenosse ist. Für sich selbst bestellt er einen Markenwhiskey, für das Freudenmädchen an seiner Seite die Hausmarke.«
    »Freudenmädchen?«
    »Rock, der knapp unterhalb der Scham endet, Dekolleté bis zum Bauchnabel. Sie ist jedenfalls kein Schulmädchen, es sei denn der Kerl ist bereit, noch ein paar Scheinchen draufzule
    gen, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Mittelgroß, blond, dünn?«
    »Teure Titten? Das ist sie.«
    »Waren die beiden gestern Abend hier?«
    »Ja, so um sechs, Viertel nach sechs. Ich wollte gerade die Nachrichten anschauen«, klagte Patty. »Apropos, was ist eigentlich mit diesem Geisteskranken, diesem Dahl? Habt ihr ihn wieder gefasst?«
    »Keine Ahnung«, sagte Kovac. »Ich arbeite nicht an dem Fall.«
    »Was sind das bloß für Schwachköpfe, die die Gefängnisse betreiben? Mannometer!«
    Kovac erwiderte nichts. »Die beiden waren also hier. Waren sie allein?«
    »Eine Weile«, erwiderte Patty. »Sie fummelte ständig an ihm herum. Typisch postkoitales Kuschelsyndrom, wenn Sie wissen, was ich meine. Wenn ich nicht überzeugt wäre, dass er sie bezahlt, würde ich sagen, dass sie in den Clown verliebt ist. Sie schaut ihn mit ihren Kuhaugen an, und dauernd heißt es ›David dies‹ und ›David das‹.« Letzteres gab sie mit piepsender, gehauchter Stimme von sich und klimperte dabei mit den Wimpern. Im nächsten Augenblick verzog sie das Gesicht, als hätte sie in einen verfaulten Apfel gebissen.
    »Ich hätte kotzen können«, sagte sie. »Dann, so um sieben, kam ein älterer Kerl und setzte sich zu ihnen. Schick angezogen, ziemlich etepetete. Teurer Anzug, kleiner frisch gestutzter Schnurrbart.«
    Sie schüttelte angeekelt den Kopf. »Er sah so aus, als würde er gern zusehen, Sie wissen schon. Na ja, immerhin hat er mir ein gutes Trinkgeld gegeben.«
    Patty schenkte einen großzügig bemessenen Johnny Walker Red in ein Glas und stellte es vor ihn auf die Theke.
    »Das geht aufs Haus«, sagte sie. »Und machen Sie sich keine Sorgen, ich werde dem nächsten Idioten einfach das Doppelte abknöpfen.«
    Kovac dankte ihr und nahm einen großen Schluck, genoss die Wärme, die sich in ihm ausbreitete. Einen Moment stillen Vergnügens. Wenn er jetzt auch noch eine Zigarette hätte …
    »Und dann stieß noch dieser andere Typ dazu«, sagte Patty und nahm ein paar Erdnüsse aus dem Schälchen auf der Theke. »Aber er blieb nicht lange.«
    Kovacs Alarmglocken begannen zu schrillen. »Ein anderer Typ?«
    »Ja. Um die dreißig. Klein. Längere blonde Haare. Hatte etwas von einem Fuchs an sich. Scharf geschnittene Züge, eng stehende Augen.«
    »Was hatte er an?«
    »Dunkle Jeans, schwarze Jacke, schwarzes T-Shirt.«
    »Und er blieb

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