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In aller Unschuld Thriller

In aller Unschuld Thriller

Titel: In aller Unschuld Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Unterlagen drin, die ich rausnehmen muss, bevor du fährst.«
    »Wir sind höchstens zwanzig Minuten weg. Deine Unterlagen haben den ganzen Tag dort gelegen, und jetzt kannst du plötzlich nicht einmal mehr zwanzig Minuten warten? Was soll das?«
    »Gar nichts«, sagte er schroff und stand auf. »Mir ist nur gerade eingefallen, dass ich sie brauche.«
    »Dann hol sie«, sagte Carey.
    Am liebsten hätte sie hinzugefügt, dass er auf Nummer sicher gehen und auch die vergessenen Dessous seiner Freundin einsammeln sollte, verkniff es sich jedoch.
    »Ja«, blaffte David. »Das tue ich.«
    Er stapfte durch die Diele in die Küche und von dort in die Garage.
    Carey blickte auf ihre Tochter hinunter. Lucy erwiderte ihren Blick mit ernstem Gesicht.
    »Du musst eine Jacke anziehen, meine kleine Zauberfee«, sagte Carey und ging zum Garderobenschrank, um eine herauszuholen.
    Der Streifenpolizist, Paul Young, parkte den Wagen am Straßenrand neben einem Halteverbotsschild und begleitete sie zu Careys Büro. Nachdem er sich in den Räumen umgesehen hatte, um sich zu vergewissern, dass dort keine bösen Überraschungen auf sie warteten, bezog er draußen auf dem Flur Posten.
    Lucy lief hinein und kletterte auf Careys Bürosessel, ihre Augen funkelten vor Aufregung bei der Aussicht, all die Sachen auf dem Schreibtisch zu untersuchen.
    »Mommy, darf ich auf deinem Computer spielen?«
    »Nein, Liebling. Ich arbeite hier. Der Computer ist leider nicht zum Spielen da«, sagte Carey, während sie die Kopien der Telefonrechnung, der Kreditkartenbelege und die Liste der Begleitservice-Agenturen aus der Einkaufstasche holte, die sie mitgebracht hatte. Sie nahm einen leeren Aktendeckel aus dem Schrank, legte die Papiere hinein und verstaute ihn in der linken unteren Schublade ihres Schreibtischs. Die Beweisstücke waren hier gut aufgehoben, bis sie sich entschieden hatte, was sie damit machen wollte.
    »Mommy? Das da war der Hammer von Grandpa Greer, oder?«
    »Ja«, sagte Carey, »der hat Grandpa Greer gehört.«
    Lucy hob den Hammer mit beiden Händen hoch. Er war beinahe so lang wie ihr Arm und passte nicht so recht zu ihrem rosafarbenen Kostüm. Ihr Mund verzog sich zu einem schelmischen Grinsen. Carey wurde warm ums Herz. Das war das einzig Gute, was bei ihrer Ehe herausgekommen war: ihre Tochter.
    Carey strich Lucy mit der Hand über die widerspenstigen dunklen Haare. In ihren Augen brannten Tränen.
    »Ich wollte, Grandpa Greer könnte sich an mich erinnern«, sagte Lucy.
    »Ich auch, Schätzchen.«
    Gott, ich auch.
    Ihr ganzes Leben lang hatte sie mit ihren Problemen zu ihrem Vater kommen können, egal um was es sich handelte, Tag und Nacht. Er war ihr Fels in der Brandung, ihre Stütze, ihr Anker.
    Er hatte David nie richtig gemocht. Er hatte es ihr sogar gesagt, als sie sich mit David verlobt hatte. Nicht auf eine unfreundliche Art, sondern voller Sorge um sie. War sie wirklich sicher, dass sie heiraten wollte? War sie sicher, dass David der Richtige war?
    Sie war damals wütend auf ihn gewesen. Sie hatte gewollt, dass er sich für sie freute, ihr zur Seite stand, mit ihrer Wahl einverstanden war.
    David war damals ganz anders gewesen. Der Erfolg, den er mit seiner Arbeit hatte, und das Lob der Kritiker hatten ihm Selbstvertrauen gegeben. Aber schon damals hatte ihr Vater bemerkt, dass es ihm an Rückgrat fehlte. Und er hatte zu ihr gesagt, wenn sie ihn wirklich heiraten wollte, würde er ihr seinen Segen geben, aber sie sollte sich darüber im Klaren sein, dass sie in dieser Ehe immer die Stärkere sein müsste, dass sie sich im Notfall nur auf sich selbst verlassen könnte. Er hatte den Eindruck, dass Davids Stärke immer davon abhing, welche Meinung andere Leute von ihm hatten.
    Ihr Vater hatte sie zum Altar geführt und sie dem Mann übergeben, mit dem gemeinsam sie ihr Leben verbringen wollte. Und er hatte nie wieder ein Wort darüber verloren, was er von David hielt.
    »Wein doch nicht, Mommy«, sagte Lucy. Sie legte den Hammer zurück auf den Schreibtisch, kletterte auf die Sitzfläche des Stuhls und schlang die Arme um ihre Mutter.
    Der Schmerz in ihrer Brust ließ Carey leise aufstöhnen, aber sie sagte Lucy nicht, dass sie sie loslassen sollte. Sie wollte von jemandem in den Arm genommen werden, der sie liebte, auch wenn dieser Jemand erst fünf Jahre alt war.
    Ein lautes Klopfen an der Tür ließ sie zusammenzucken. Bevor sie fragen konnte, wer es war, stand Kovac bereits mit finsterer Miene im Zimmer. Bei dem Anblick,

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