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In allertiefster Wälder Nacht

In allertiefster Wälder Nacht

Titel: In allertiefster Wälder Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy McNamara
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jaaa … ich hab geschlafen«, sage ich. Als ob ihm das nicht egal wäre. Ist nicht leicht für uns, die wir gerade erst raus sind aus der Anstalt, gibt nicht viel Neues zu berichten.
    »Ich will damit sagen, ich bin eingeschlafen, und jetzt bin ich wach.«
    Gott. Ich muss damit aufhören. Bevor ich alles noch schlimmer mache. Und noch mal rot werde. Ich schau aus dem Fenster, lehne den Kopf dagegen. Er lacht mich an. Wahrscheinlich hält er mich für geisteskrank. Ich riskiere einen Blick aus den Augenwinkeln. Er lächelt immer noch.
    Mein Magen knurrt so laut, dass wir es beide hören.
    Wieder lacht er.
    Ich hab nichts gegessen. »Hab das Mittagessen verpasst«, sage ich. Und dann: Augen auf die Landschaft.
    »Es ist was zu essen im Haus. Wir finden was für dich.«
    Er macht Musik an, also muss ich für den Rest der Fahrt nicht versuchen, noch was zu sagen.
    Sein Haus ist wie unseres, nur größer. Doppelt, vielleicht sogar dreimal so groß. Wir fahren vor, und ich sehe, dass der Garten landschaftlich gestaltet ist. Sieht sogar unterm Schnee gut aus. Riesige in Hanf gewickelte Pflanzkübel. Steinstufen, die sich an der gesamten Front des Hauses entlangziehen. Nicht diese Steine jeder Größe oder irre anmutende Schrottkollektionen, die mein Dad um unser Haus herum angehäuft hat. Eine angebaute Garage, mustergültig. Der Jeep ist daneben geparkt. Cal verzieht das Gesicht ein wenig, als er merkt, dass ich sie ansehe.
    »Die Garage war ein wunder Punkt für meinen Vater. Er ist gegen solche Sachen, Garagen an Häusern, aber als er dieses Haus gebaut hat, wohnten wir fest hier und meine Mutter war noch bei uns. Sie musste ohne Mühe ins Haus kommen können, also hat er die Garage in den Entwurf integriert.«
    Er hält an und steigt aus. Eine Krücke. Ich steig auch aus. Er zerrt eine schwer anmutende Botentasche vom Rücksitz. Ans Auto gelehnt schlingt er sie sich quer über die Brust. Das Garagentor senkt sich leise hinter uns, als er die Haustür aufschließt.
    Es war freundlich von ihm zu sagen, dass unsere Häuser gleich sind. Dieses ist was aus Architectural Digest . Blasse, schimmernde Böden, weichweiße Möbel, viele bequem aussehende Sitzgelegenheiten. Schlicht und geschmackvoll. Meine Mutter würde das gutheißen. Die getäfelte Wand neben uns gibt einen Schrank preis. Cal setzt sich auf eine Bank an der Tür und zieht Jacke und Stiefel aus. In der schäbigen Arbeitsjacke meines Vaters komm ich mir vor wie ein Penner. Ich schlüpfe raus und hänge sie an einen der vielen Haken.
    »Das hier«, sagt er und zeigt auf die überquellende Botentasche neben ihm auf der Bank, »ist Teil des Problems und gehört zu den Dingen, bei denen ich Hilfe gebrauchen könnte.« Er seufzt und macht den Schrank zu, geht langsam rüber zum Esstisch. Ich versuche, ihn nicht zu beobachten, hab den Eindruck, ich sollte das nicht tun. Ich bleib an der Tür stehen, weiß nicht, was ich machen soll.
    »Komm rein.« Er winkt mich zu sich. »Und würdest du wohl die Tasche mitbringen?«
    Ich nehm sie und geh zu ihm. Mein Herz galoppiert und macht Lärm in meinem Kopf. Das Licht in diesem Haus … es ist nicht so zwischen Bäumen versteckt wie unseres und die Fensterfläche hat beinahe die doppelte Größe. Am anderen Ende des Esszimmers führt eine Stufe runter zu einem Arbeitszimmer und weiteren Fenstern. Überall Papiere, ein langer Tisch, Stapel von Büchern, ein paar Stühle. An einer Wand ein riesiges Foto von Cal und jemandem, der sein Bruder sein muss, beim Windsurfen – sie sehen sich ähnlich. Der Raum wird von einer Regalwand abgeschlossen, und wenn es ist wie bei uns, führt dahinter ein Flur zu den Schlafräumen.
    Cal beobachtet, wie ich alles betrachte. Ich schau ihn an. Er lächelt. »Ist ein gutes Haus«, sagt er. Nickend bestätige ich diese Untertreibung. »Dad wollte was anderes schaffen als das vom Meer gebleichte Standard-Schindelstrandhaus, das man in dieser Gegend normalerweise sieht. Wenn man in so einer eindrucksvollen Landschaft leben will, fand er, sollte man ein Haus bauen, das einen nicht davon trennt«, sagt er. »Ich wünschte, es wäre meins.«
    »Ist es das nicht?« Ich bin verwirrt.
    »Ich will Architekt werden. Wollte es. Ich hab an der Cornell studiert. Ich meine, ich wünschte, ich hätte das Haus entworfen. Es ist so schlicht, die ideale Nutzung dieses Geländes.«
    Er schaut aufs Wasser hinaus.
    Er hat recht. Wo unser Haus herausfordernd ganz am Rand der Klippe sitzt, ist seines etwas

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