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In allertiefster Wälder Nacht

In allertiefster Wälder Nacht

Titel: In allertiefster Wälder Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy McNamara
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sage ich, dass ich mich hinlegen werde. Versichere ihnen, dass es mir gut geht, dass ich nichts brauche.
    Ich hab den schönsten Traum … dass ich in Cals Armen schlafe. Ich wache mit einem Lächeln daraus auf. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal auf diese Weise aufgewacht bin. Er hat so toll gerochen, sich so echt angefühlt. Und dann ist es echt. Ich schlage die Augen auf und er ist da, schläft, an mich gedrückt und hält mich fest. Im von der Dämmerung beleuchteten Raum fühle ich etwas, das wohl das durchdringendste Glücksgefühl ist, das ich je empfunden habe. Ich entspanne mich in seinen Armen und mache die Augen wieder zu.
    Als ich das nächste Mal aufwache, ist früher Abend. Cal ist wach, drückt sich immer noch an mich in dem schmalen Bett. Auf den Ellenbogen gestützt, beobachtet er mich. Lächelt, als ich die Augen öffne. Tupft einen Kuss auf meine Stirn.
    »Du bist immer noch da.« Ich werde rot vor Freude. Die schmerzende Kälte ist weg.
    »Du könntest mich nicht fernhalten«, sagt er.
    »Mein Dad?«
    Er bewegt den Kopf Richtung Wohnzimmer. »Da draußen. Beim Abendessen, glaub ich.«
    »Wann bist du hergekommen?«
    »Ich wollte nicht mit einem Anruf stören, hab es aber nicht ausgehalten zu warten, also hab ich mich so gegen drei ins Auto gesetzt und bin rübergefahren. Sie lagen zusammen auf der Couch und schliefen. Ich hab sie geweckt. Ich musste dich sehen. Zu Hause. Rosig.«
    »Ich bin nicht rosig«, sage ich und lache ein bisschen.
    »Na, so weiß-grau wie letzte Nacht bist du garantiert nicht mehr«, sagt er mit einem gequälten Blick.
    »Du hast auch wieder Farbe.«
    Ich bin ein Klugscheißer. Ich halte diesen Gesichtsausdruck nicht aus, deshalb versuche ich, die Sache herunterzuspielen, tätschele ihm die Wange.
    Das macht ihn sauer. Er packt mein Handgelenk.
    »Wren, du kapierst das nicht. Das ist nicht witzig. Als du da abgehauen bist …«, er schüttelt den Kopf, »… da wusste ich nicht, was ich tun sollte. Und was du vorhattest. Dann hab ich deine Jacke auf dem Busch gefunden …«
    Er guckt so finster, ich wünschte, ich könnte verschwinden.
    »Du warst bei mir, und dann warst du weg. Ich wusste nicht, wo – oder wie wir dich finden sollten …«
    Er lässt sich wieder aufs Kissen fallen und schaut hoch zur Decke. Holt tief Luft, lässt sie wieder raus.
    »Mach das nicht noch mal«, sagt er.
    »Kommt nicht wieder vor.« Ich mach ein Zelt aus den Decken und klettere auf ihn drauf.
    »Tut mir leid.« Ich küsse ihn auf die Oberlippe. »Tut mir«, dann auf die Unterlippe. »Leid. Ich bin«, ich küsse ihn auf beide Lippen. »Eine Irre. Und ich hatte gar nicht vor, allen Angst einzujagen.«
    Er zieht mich ganz fest an sich, und so liegen wir eine Weile, unsere Herzen schlagen aneinander.
    Wir sind hungrig, als wir schließlich aus meinem Zimmer kommen. Für Dad und Zara ist der Abend zu Ende. Das Essen steht auf dem Herd, ein Eintopf, den Zara gekocht hat, und ein Laib von Dads Sauerteigbrot. Steinharte Kruste, innen weich, man braucht keine andere Nahrung als dieses Brot. Das Haus duftet wunderbar. Als ob Leute darin leben und glücklich sind.
    Wir geben allen beiden Gutenachtküsse. Dad hält mich eine Weile, dann reicht er mich an Zara weiter, die ein paar Haare aus meinen Augen streicht und mich dann umarmt. Gott sei Dank sagt keiner was davon, dass das hier beinahe nie mehr gewesen wäre.
    Cal füllt die Teller und ich trage sie zum Tisch.
    »Also, ist Susanna wieder weggefahren?«, frage ich, als wir uns zum Essen hingesetzt haben. Ich will, dass es ganz lässig klingt. Krieg es aber nicht hin. Ich kann ihn nicht ansehen, reiße ein Stück Brot ab und stippe es in den Eintopf.
    »Noch nicht«, sagt er und probiert sein Essen.
    Mein Magen schnürt sich zusammen, wird kalt.
    »Sie ist also noch da?«
    Er nickt. Nimmt mir das Brot aus der Hand, schmiert Butter drauf, gibt es mir wieder.
    »Bei dir zu Haus?«
    Ich lege das Brot hin. Er nimmt es und drückt es mir wieder in die Hand.
    »Iss«, sagt er und sieht mich von der Seite an. »Sie ist noch hier, weil ich die ganze Nacht unterwegs war und heute den größten Teil des Tages verschlafen habe. Bis sich uns die Gelegenheit bot, miteinander zu reden, war es zu spät für sie, noch einen Flug zu kriegen, deshalb reist sie morgen früh ab.«
    Ich lass das Brot fallen.
    »Sie ist allein bei dir zu Haus und du bist hier bei mir?«
    Er nickt. »Wo sollte ich sonst sein?« Gibt mir das Brot wieder in die Hand. »Isst du

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