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In allertiefster Wälder Nacht

In allertiefster Wälder Nacht

Titel: In allertiefster Wälder Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy McNamara
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er.
    »Ich hab kein Interesse an Nick. Er nervt. Zu fröhlich.«
    Cal lacht.
    »Ich hab ihm jedes erdenkliche Signal gegeben, dass ich ihn nicht dabeihaben wollte, aber er hat es nicht begriffen. Ich musste stehen bleiben und ihn anbrüllen, ehe er mich in Ruhe hat laufen lassen.«
    Ich zwirbele die Ecke meiner Wolldecke in der Hand, erinnere mich an Nicks Gesicht letzte Nacht, da hat er nicht fröhlich ausgesehen. Sondern verängstigt. Ich hab einer Menge Leute Angst eingejagt. Ich mach die Augen zu.
    »Ich hätte es dir erzählen sollen.«
    »Du kannst mich nicht beschützen«, sagt er. »Du musst mich meinen Scheiß auf meine Art bewältigen lassen. Und ja, der Gedanke, dass du mit einem anderen Typen läufst, macht mich eifersüchtig. Aber wenn du Sachen verbirgst …« Er schüttelt den Kopf. »Glaub mir, was ich mir vorstelle, ist schlimmer als die Wahrheit.«
    »Ich bin total daneben als Mensch.«
    »Halt die Klappe.« Er lacht und stupst mich mit der Schulter an. »Wer ist das nicht.«
    »Lach nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich ein Wrack bin. Weil du nicht noch mehr Schwierigkeiten brauchst. Michael hat mich gewarnt, es nicht zu versauen. Und ich hab’s trotzdem getan.«
    Sein Körper erstarrt. »Michael hat was gemacht?«, fragt er in einem scharfen Ton.
    »Vergiss es«, sage ich. Er soll nicht auch noch wütend auf seinen Bruder sein.
    »Nein, sag’s mir.«
    Ich schüttele den Kopf.
    »Wren. Sag’s mir.« Er schaut auf mich runter, mit dunklen Augen.
    »Beim Frühstück. Nach der Swap Night. Er hat mich beiseitegenommen. Mir gesagt, dass ich dir keinen Kummer machen soll.«
    »Er hat kein Recht, so was zu sagen. Kein Recht, dir irgendwas zu sagen.«
    »Er lag aber ganz richtig.«
    »Was redest du da? Ich weiß überhaupt nicht, was er sich eigentlich einbildet.«
    »Ich verletze alle in meiner Nähe. Ich werde dir wehtun.«
    »Vielleicht. Wahrscheinlich werden wir uns gegenseitig wehtun. So läuft das. Für alle. Aber jetzt sollten mal alle aufhören, mich zu behandeln, als wäre ich zerbrechlich.«
    Ich guck zur Decke. So ist das also. Das Leben. Die Liebe. Wir verbringen so viel Zeit damit, uns nacheinander zu sehnen, und meistens tun wir uns dann nur weh, bis es vorüber ist.
    »Hör auf damit«, sagt er, denn er hat meine Gedanken gelesen. »Guck nicht so.« Er küsst mich.
    »Und Susanna?«
    »Was ist mit ihr? Sie hat mir vor ein paar Wochen geschrieben. Wollte wissen, ob sie mich besuchen dürfe, wenn sie wieder in den Staaten ist.« Er guckt mich an. Küsst meine Nasenspitze. »Wir waren fast zwei Jahre zusammen.«
    »Was heißt das?« Ich knote und entknote meine Finger auf den Wolldecken. Sie fühlen sich an wie Sandpapier, ganz blass und fleckig von der Kälte.
    »Das heißt, es ist vorbei.« Er dreht mein Gesicht zu sich. »Aber es ging mit so einem Misston zu Ende. Damals. Ich dachte, wir sollten uns richtig verabschieden.«
    »Will sie das?«
    »Keine Ahnung, was sie eigentlich will. Ich rede mit ihr, wenn ich ein bisschen geschlafen habe.«
    Er reibt sich das Gesicht. Wir liegen eine Minute nur da. Wie warm er ist.
    »Ich wünschte, du hättest mich angerufen.«
    »Gleichfalls, Kaninchen«, sagt er. »Zwei sture Leute.«
    »Vielleicht solltest du versuchen, die Sache mit Susanna wieder auf die Reihe zu kriegen. Sie wirkt sehr normal.«
    Cal lacht. »Das alte Leben«, sagt er. »Das neue Normal. Und ich hab nicht angerufen, weil ich dich nicht unter Druck setzen wollte. Ich dachte, du wärst vielleicht glücklich mit jemand anderem – du hast ja schon genug auf dem Zettel, auch ohne zusätzliche Komplikationen.«
    »Du bist keine Komplikation.« Ich schmiege mich an ihn. »Du bist die einzige Luft, die ich zu atmen ertrage.«
    Cal zieht den kleinen blauen Vorhang zu, der zwischen uns und der Tür hängt, dann rutscht er tiefer ins Bett, zieht mich an sich, ganz nah, ganz fest. Mein Anker.

Keine Hintergedanken
    Cal will bleiben, bis ich entlassen werde, aber Dad besteht darauf, ihn nach Hause zu fahren. Sie sehen beide völlig kaputt aus.
    Sobald sie weg sind, kommt Dr. Williams rein, stellt sich vor, zieht einen Stuhl heran und schlägt ein Bein übers andere. Breitcordhosen, ausgetretene Chukka Boots, voll der New Englander.
    »Wren, wolltest du dir letzte Nacht etwas antun?«
    Und ziemlich geradeaus.
    Ich schüttele den Kopf. Nein. Keine Ahnung.
    »Ich hatte Panik. Ich dachte, wenn ich laufe, kriege ich wieder einen klaren Kopf. Dann wurde mir kalt und irgendwie ist alles immer

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