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In allertiefster Wälder Nacht

In allertiefster Wälder Nacht

Titel: In allertiefster Wälder Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy McNamara
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schlimmer geworden.«
    »Gerätst du häufig in Panik?« Er guckt mich genauso an wie die Krankenschwester. Entwaffnend. Ich könnte heulen.
    »Nein? Weiß ich nicht«, sage ich. Meine Stimme ist nicht so ganz zuverlässig. »Glaub schon. Vielleicht. Manchmal krieg ich Panik. Ich muss was tun, damit es aufhört. Laufen hilft normalerweise.«
    Er nickt, fragt mich, ob ich irgendwas einnehme, nickt wieder. Ich erzähle ihm von den anderen Rezepten von Dr. Lang. Denen, die ich weggeworfen habe. Mit Dr. Williams zu reden ist leicht. Allem Anschein nach denkt er nicht mehr, als er mir erzählt. So als hätte er keine Hintergedanken.
    Er tätschelt mir den Arm. »Meine Liebe, Menschen machen allerlei durch. Fühlen sich unsicher, ängstlich. Manche mehr als andere. Antidepressiva helfen manchmal. Falls du es dir anders überlegst, gebe ich dir eins.«
    Einfach so. Keine große Sache. Keine gewichtige Untersuchung. Er nimmt mein Krankenblatt von einem Haken an der Wand und macht einen kleinen Eintrag darauf. Den kürzesten meiner ganzen Ostküstenpapierspur.
    »Ich möchte dich nächste Woche noch mal sehen. Deine Finger und Zehen waren ziemlich weiß, als du ankamst, aber sie sind wieder schön rosig geworden. Halte sie warm, reib sie, reg die Durchblutung an. Eventuell bemerkst du ein leichtes Brennen, empfindliche Reaktionen auf heißes und kaltes Wasser, aber das sollte vorübergehen.«
    Er steht auf, lächelt mich an. »Du hast ganz schön Glück gehabt letzte Nacht«, sagt er. Wieder legt er mir die Hand auf den Unterarm. Sanftes Tätscheln. Das Stichwort für die Wasserwerke. Er guckt mich irgendwie reumütig an. »Du hattest angefangen, dir die Kleider auszuziehen. Das kommt vor bei Unterkühlung. Die Leute denken, ihnen sei heiß. Das ist ein fataler Irrtum. Ich bin froh, dass wir dich rechtzeitig hierhatten.«
    Ich kann nicht reden. Ich nicke, wische mir wieder die Augen mit der Wolldecke. Er lehnt sich rüber und reicht mir ein frisches Taschentuch, geht zur Tür.
    »Wo ist dein Dad?«
    »Er bringt Cal nach Hause. Er kommt wieder.«
    »Ich versuch, ihn zu erwischen, wenn er zurückkommt, aber sollte ich ihn nicht sehen, kannst du ihm ausrichten, dass wir dich entlassen, wenn du versprichst, nach Hause zu gehen, einen riesigen Teller heiße Suppe zu essen, ein langes Bad zu nehmen und dann zu Bett zu gehen. Ruhe wird Wunder wirken. Wren, du kommst wieder in Ordnung.«
    »Okay.« Ich weiß nicht genau, ob er meint, dass ich mich davon erholen werde, beinahe erfroren zu sein, oder im Allgemeinen. Egal wie, ich hoffe, er hat recht.
    »Und keine Mitternachtsläufe, verstanden?« Er lacht ein bisschen, kriegt Fältchen um die Augen. Ganz so, als ob es gar nicht so schrecklich war, was ich gemacht habe, als ob man sogar ganz leicht ein bisschen drüber lachen könnte.
    »Keine Mitternachtsläufe mehr«, verspreche ich.

Du hast auch wieder Farbe
    Dad und Zara kommen mit sauberen Kleidern und nehmen mich mit nach Hause. Sie quetschen mich zwischen sich auf den Vordersitz vom Truck, und wickeln mich in einen Quilt, den Zara mitgebracht hat. Als ob ich auf dem Rückweg erfrieren könnte oder so. Ich komm mir echt blöd vor, aber ich glaube, das bin ich ihnen schuldig.
    Als wir die Tür aufmachen, ist das Haus von der Sonne durchflutet, die sich auf dem Wasser spiegelt. Ich halte kurz inne, schau mich um. Ich war so nah dran, das hier nicht wiederzusehen.
    Emmas Päckchen ist weg. Jemand hat sauber gemacht. Mein Bett steht wieder an der üblichen Stelle. Auf dem Fußboden liegen keine Kleider mehr, alles ist gewaschen und gefaltet. Und Zara hat überall Quilts bereitgelegt. So als wäre die Heizung ausgefallen und wir müssten uns nun alle einhüllen. Ich nehme das längste und heißeste Bad der Weltgeschichte, ziehe frische Trainingshosen, ein Tanktop und einen Pullover an. Dann meinen Bademantel. Die Wahrheit ist: Mir ist immer noch kalt. Und müde bin ich auch.
    Die beiden sitzen auf der Couch, so als ob sie nicht jede meiner Bewegungen beobachten würden. Zara liest. Dad hat Musik aufgelegt und tut so, als würde er die Zeitung lesen. In Wirklichkeit guckt er nur aus dem Fenster. Schließlich geht Zara in die Küche, fängt an, rumzurumoren und bringt mir einen Becher Kamillentee. Wie seltsam. Dad und ich hängen nicht zusammen im Haus herum und mit Zara haben wir das ganz bestimmt noch nie gemacht, aber es ist ganz klar, dass sie heute nicht ins Atelier gehen wird. Ist anstrengend, all dieses Zusammensein. Schließlich

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