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In allertiefster Wälder Nacht

In allertiefster Wälder Nacht

Titel: In allertiefster Wälder Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy McNamara
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Wahres
    Cal tritt gerade von der Haustür weg, als ich vor unserem Haus vorfahre.
    »Da bist du ja«, sagt er lächelnd.
    Statt auszusteigen, lege ich den Kopf aufs Lenkrad.
    Cal kommt rüber.
    »Wren?«
    »Ich hatte gerade Streit mit meinem Dad. Ich glaub nicht, dass das schon mal vorgekommen ist. Wenigstens kann ich mich nicht dran erinnern.«
    »Komm«, sagt er, macht die Autotür auf, gibt mir seine Hand.
    Ich schlüpfe an ihm vorbei, ins Haus, in mein Zimmer.
    »Willst du drüber reden?«, fragt er, an den Türpfosten gelehnt.
    Ich antworte nicht. Ich beuge mich über die Kleiderstapel auf dem Regal, gehe sie durch, suche nach was, das ich zum Laufen anziehen kann. Meine Sachen von neulich Nacht sind immer noch ganz unten in der Plastiktüte, die das Krankenhaus uns mit nach Hause gegeben hat.
    »Was machst du da?«
    Ich sehe Cal an, dann schüttele ich den Kopf.
    »Du traust mir auch nicht«, sage ich und finde eine Jogginghose. Ich stolziere Richtung Bad zum Umziehen.
    »Wren, warte.« Er kommt hinterher.
    Ich bleib im Flur stehen, zerre mir die Jeans runter, ein Bein nach dem anderen, ziehe die Innenseite nach außen. Der Ratscher von meinem Sturz prangt gelb auf meinem Schienbein. Sieht aus wie eine traurige Banane.
    »Er hat Zara gebeten einzuziehen.«
    Ich schaue zu ihm hoch. Überrascht wirkt er nicht. Erleichtert vielleicht. Macht mich nur noch wütender. »Sie kümmern sich um mich.«
    Das sage ich so vernichtend wie möglich, obwohl ich mir nicht mal sicher bin, dass ich deswegen so wütend bin. Es ist noch eine Veränderung, noch etwas zum Verarbeiten. Warum ist das so schwer? Ich hab das Gefühl, auf der Welt gibt es keinen beschisseneren Menschen als mich.
    »Ach, komm«, sagt er und sieht mich an, als hätte er alles gehört, was ich gerade gedacht habe. »Du weißt, es ist mehr als das … weswegen sie einzieht. Sie machen das nicht nur für dich. Und um mich hat man sich auch gekümmert, als es mir nicht so gut ging«, er atmet tief durch. »Ist kein tolles Gefühl, ich weiß, aber das heißt nicht, dass es keine gute Sache ist.«
    »Du bist auf ihrer Seite.«
    »Ich glaube, dir geht es gerade nicht gut, und was neulich Nacht passiert ist, hat uns Angst gemacht.«
    Cal guckt mir direkt in die Augen, als könne er mich auffangen, mich festhalten, mir seinen Standpunkt aufdrücken, als würde ich aufgrund seiner Beharrlichkeit alles besser aufnehmen.
    Angewidert wende ich mich von ihm ab.
    »Sei nicht sauer, bitte.«
    »Warum nicht?« Ruppig binde ich mir das Haar zum Pferdeschwanz und steuere mein Zimmer wieder an. Er folgt mir. »Eine Frau, die ich kaum kenne, zieht in mein Haus, um mich im Auge zu behalten. Und du hältst das für eine tolle Idee. Ja, was kann man bloß dagegen haben?«
    Ich dreh mich zu ihm um.
    Cal schwankt und lehnt sich an die Wand.
    Ich lasse mein Sweatshirt auf den Boden fallen und will ihm helfen.
    »Cal?«
    Er schließt die Augen eine Weile, presst beide Hände an die Wand. Nickt.
    »Das Gleichgewicht ist heute mies«, sagt er, als wäre das kein Ding. Nur ein Ärgernis.
    Toll. Ich mach ihn krank. Kränker. All meine Wut verfliegt.
    »Ich lass das mit dem Laufen heute. Ist sowieso zu früh. Wahrscheinlich würde ich mich Scheiße fühlen. Wir fahren zu dir, liegen rum und lesen?«
    Ich schlinge die Arme um seine Hüfte. Will, dass er die Augen aufmacht und mich wieder ansieht.
    »Sorry«, sage ich, so langsam wird es mir unheimlich.
    Nichts.
    »Es fühlt sich einfach blöd an, dass Zara einzieht. Den ganzen Tag beobachtet zu werden. Als ob ihr alle auf mich aufpassen würdet. Als ob man mir nicht trauen kann.«
    Ich lache auf. »Aber es ist schwer, gegen das Beweismaterial zu argumentieren.« Ich bemüh mich um einen leichten Ton.
    Endlich, endlich macht er die Augen auf, schaut mich an.
    »Hör schon auf, dich zu entschuldigen. Lauf jetzt. Und keiner passt auf dich auf.« Er küsst mich. »Wenn du fertig bist, fahren wir zu mir. Dann können wir weiterreden.«
    Ich löse mich von ihm und mach mich wieder auf die Suche nach Socken. Dabei geb ich mir wirklich Mühe, nicht alle ordentlichen Stapel zu verwüsten, die Zara für mich aufgeschichtet hat. Als ich wieder hochschaue, lehnt Cal immer noch mit geschlossenen Augen an der Wand.
    »Bist du sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist? Also, ich weiß, ich soll das nicht sagen, aber du siehst nicht besonders gut aus.«
    »Jaja.« Er klingt verärgert. »Alles bestens. Wenn nur das Zimmer aufhören würde sich zu drehen.

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