Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In angenehmer Gesellschaft

In angenehmer Gesellschaft

Titel: In angenehmer Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
Vom Netzwerk:
und nahm sie in die Arme, voll Wärme und ehrlicher Zuneigung. Er küßte sie auf die Wange; sie lehnte sich sehr fest an ihn und lachte entzückt wie ein kleines Kind. Als er sie losließ, standen ihr Tränen in den Augen.
    »Oh — ich freue mich so sehr!« sagte sie.
    »Ich auch!«
    Sie sah ihn voller Stolz an. »Und du kommst vom Ende der Welt?!
    Er nickte.
    »Woher?«
    »Von den grünen Hügeln Afrikas.«
    »Natürlich!« sagte sie, als ob sie sich nicht vorstellen könne, daß er irgendwo anders herkäme. Dann trat ein verwunderter Ausdruck in ihre nassen Augen; sie drehte sich um und wies auf die groteske afrikanische Schnitzerei. »Dann ist das von dir!«
    Er lachte leise. Seine Fassung kehrte zurück. »Ja«, sagte er, »das ist von mir. Aber nicht für dich, sondern für deine Mutter.«
    Entrüstet rief ich: »Für mich?«
    Er lächelte boshaft. »Siehst du, Kate, als ich das sah, erinnerte es mich sofort...«, er machte eine Pause, und ich hätte ihn am liebsten geschlagen. »Nein«, fuhr er fort, »das könnte falsch ausgelegt werden. Aber mir fiel ein, wie sehr du damals, in Paris, in die Kunst der Primitiven verliebt warst, und ich glaubte, es würde dir gefallen.«
    Er drehte sich zu Jessica um. »Deine Mutter hat diese Kunst für sich entdeckt, lange, ehe sie zur Modesache wurde. Sie hat einen wundervollen Blick für das Gute, und die Maler liebten sie, weil sie sehen konnte, was sie selbst sahen. Die meisten Menschen können das nicht.«
    Das war eine Anerkennung. Sie überraschte Jessica. »Das habe ich nicht gewußt«, sagte sie und betrachtete mich mit neuem Respekt. Ihre alte Mutter!
    Pogo fragte ernst: »Gefällt es dir?«
    Ich konnte nicht nein sagen. »Ja, Pogo. Ich danke dir!«
    »Es hat einen großen Eindruck hier gemacht, Biddeford«, sagte mein Vater.
    Jim trug sein Teil bei: »Ich habe Kate gleich gesagt: solche Sachen werden von Sammlern teuer bezahlt.«
    Pogo lächelte Jessica zu. »Dir habe ich aber auch etwas mitgebracht. Darf ich es dir jetzt geben?«
    »Oh, ja!« rief sie.
    Er griff in seine Tasche und sagte: »Laß mich erst erklären: Auf dem Wege von Nairobi nach hier bin ich über Paris gekommen. Wir haben da ein Stahlfach, in einer Bank, in dem unser Familienschmuck liegt — meist Kleinigkeiten. Und das hier habe ich für dich dort geholt.«
    Er zog ein Samtetui aus der Tasche und gab es ihr. Ich starrte darauf hin.
    Leise sagte er: »Es hat meiner Großmutter gehört, und sie hat es mir mit der Anordnung hinterlassen, ich sollte es aufheben und eines Tages jemandem geben, den sie hätte lieben können. Ich habe es für dich aufgehoben.«
    Jessicas Hände zitterten, als sie es nahm. Sie öffnete das Etui und schrie auf, wie ich einmal aufgeschrien hatte: »Oh! Oh! Wie schön! Wie vollkommen schön!«
    Er sagte: »Darf ich es dir umlegen?«
    »Oh —bitte!«
    Er nahm das Halsband aus dem Etui und legte es ihr um. Während er es festmachte, zog er ein Gesicht. »Es paßt nicht ganz zu dem, was du jetzt trägst, aber...«
    Ich sah meinen Vater an. Er grinste breit. Auch er hatte dieses Halsband schon gesehen.
    »Mutter! Sieh!« flüsterte Jessica. »Ich bin sprachlos!«
    »Ich auch!«
    »Oh, ich muß es sehen!« Sie drehte sich um und lief in die Diele, zum Spiegel.
    Pogo war sehr mit sich zufrieden. Die dramatische Wirkung war glänzend gewesen. »Es ist hübsch, nicht wahr?« fragte er leichthin.
    »Ein herrliches Stück!« sagte Jim. »Himmel, wie sie sich freut!« Er war selbst tief beeindruckt und mit Recht: dieses Halsband war seine fünfundzwanzigtausend Dollar wert.
    Mein Vater sagte: »Ich glaube, Biddeford, Ihre Großmutter wäre sehr gerührt, wenn sie wüßte, daß Sie es für Ihre Tochter aufgehoben haben.«
    »Ich glaube auch.«
    »Was sind das für Steine?« fragte Jim. »Diamanten und Smaragde?« Er war von Ehrfurcht erfüllt.
    Pogo sagte halb gleichgültig: »Eine alte italienische Arbeit. Achtundvierzig Diamanten und... ich habe vergessen, wie viele Smaragde.«
    »Zweiunddreißig«, sagte ich.
    Pogo blinzelte mich an. »Was meinst du, Kate?«
    »Ich habe gesagt: zweiunddreißig Smaragde.«
    In der Diele schrie Jessica vor Entzücken.
    Mein Vater rieb sich die Hände. Er schien sehr zufrieden zu sein. »Ein toller Tag ist das gewesen!« sagte er. »Ein toller Tag! Jim — wie denkst du über noch eine Flasche? Zum Feiern.«
    »Sofort!« sagte Jim.

4

    Wir tranken noch einen, und ich bedachte die Lage. Sie war nicht so, daß ich Grund gehabt hätte, vor Freude zu

Weitere Kostenlose Bücher