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In angenehmer Gesellschaft

In angenehmer Gesellschaft

Titel: In angenehmer Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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verlassen?« Es war empörend!
    Und dann erschien mein Vater auf der Bühne. Pogo sprang auf, um ihn zu begrüßen.
    »Hallo, Mr. Savage! Kennen Sie mich noch?«
    Mein Vater musterte ihn ruhig. »Gewiß. Wie geht es Ihnen, Biddeford?«
    »Es könnte nicht besser sein. Ich freue mich, Sie wiederzusehen.«
    »Ich nehme an«, sagte mein Vater, »Sie sind gekommen, um Brautvater zu sein?«
    »Sicher.«
    »Herrlich!« sagte mein Vater. »Es wird Jessica sehr glücklich machen!«
    »Und wie steht es mit Ihrem Buch?«
    »Mein Buch?«
    »Als ich Kate kennenlernte, erzählte sie mir von einem Buch, das Sie schrieben. Ich habe darauf geachtet, aber es muß mir entgangen sein. Hoffentlich war es ein großer Erfolg!«
    »An diesem Buch schreibe ich immer noch.«
    »Oh — tatsächlich?! «
    »Man kann ein Buch nicht in ein paar Monaten schreiben. Von woher kommen Sie jetzt?«
    »Nairobi.«
    »So — Nairobi — Sie sind ein weitgereister Mann, Biddeford.«
    »Das Telegramm hat mich an der Grenze von Tanganjika erreicht. Es war ein Wunder, daß der Läufer mich gefunden hat.«
    Jim sagte wie ein kleiner Junge, der über die wilden Abenteuer des großen Jägers aufgeregt ist: »Waren Sie auf einer Safari?«
    »Nein. In diesem Jahr habe ich nicht gejagt, mich nur so umhergetrieben. Es ist sehr unterhaltsam in Kenia.«
    »Wirklich?« sagte Jim fasziniert.
    »Absolut! Ganze Herden von Leuten aus London, die den hohen Steuern dort entgehen wollen. Endlose Parties. Viel Spaß. Einige Löwen gibt es auch noch und eine Menge anderes Wild, Sie würden Freude daran haben.«
    »Ich bin überzeugt!« sagte Jim, und ich sah, daß seine Augen einen verschleierten Blick bekommen hatten.
    »Wie steht es mit Elefanten?« fragte mein Vater. Auch seine Augen waren leicht verschleiert.
    »Nun, sie stehen jetzt unter Jagdschutz. Aber wenn einer der alten Bullen toll wird, zieht eine Expedition los, um das arme Vieh abzuschießen.«
    »Sie richten eine Menge Schaden an«, bemerkte Jim weise. Außerhalb des Zoos hatte er noch nie einen Elefanten gesehen.
    »Riesigen Schaden!« sagte Pogo. »Riesigen! Es gibt nichts Schlimmeres als toll gewordene Elefanten.«
    »Und wie steht es mit den menschenfressenden Tigern in Indien?« fragte Jim.
    »Sonderbar, daß Sie danach fragen«, versetzte Pogo. »Vor ein paar Jahren habe ich einen gejagt, beim Maharadschah von Mandrapur...«
    »Das würde ich gern hören, Biddeford«, sagte mein Vater.
    Er hatte sie beide gefesselt. Es war leicht für ihn ; er machte es seit vielen Jahren, kam in ein fremdes Haus, versammelte sofort Männer, Frauen, Kinder und Hunde um sich und faszinierte sie mit seinen endlosen Geschichten. Er machte es sogar noch besser als früher; die lange Übung kam ihm zustatten; seine Technik hatte sich höher entwickelt; und gegen meinen Willen riß mich der heitere Schwung seiner Stimme mit fort.
    Er war in Geschichten von menschenfressenden Tigern vertieft, war mehrere Male auf Seitenpfaden in den Dschungel gedrungen, um Mambas und Pythons und Krokodile schildern zu können, als ich Jessica die Treppe herunterkommen sah, wie im Traum vor sich hinlächelnd. Sie hatte ihr lichtblaues Abendkleid angezogen und sich das Nerz-Cape, das Jim ihr geschenkt hatte, um die Schultern gelegt; als junges Mädchen war sie die Treppe hinaufgaloppiert — als stolze, träumende junge Frau kam sie zurück. Es war, als ob das Schicksal dieses Zusammentreffen zustande gebracht hätte.
    Pogo hielt mitten im Satz inne und wurde blaß. Jim und mein Vater drehten sich um und traten zur Seite.
    Einen Augenblick lang war sie verwirrt, weil sie einen dritten Mann im Zimmer sah, den sie nicht erkannte. Ein bißchen zögernd ging sie auf ihn zu. Sie legte den Kopf etwas zur Seite und musterte Pogo lächelnd. Und dann erkannte sie ihn.
    Ruhig sagte sie: »Du bist hier!«
    »Ja.«
    Sie starrten sich schweigend an, und ich hätte weinen mögen. Pogo war entsetzlich aufgeregt; seine Kiefermuskeln hatten sich zusammengezogen; seine Augen waren schmal geworden; seine Heiterkeit war verschwunden. Den Bruchteil einer Sekunde lang sah er zu mir herüber, fast wie in dankbarer Anerkennung meines Anteils an diesem Wunder.
    Jessica war sehr ruhig. »Ich habe nicht gedacht, daß du kommen würdest«, sagte sie.
    »Du hättest nicht daran zweifeln dürfen.«
    Sie runzelte die Stirn, weil sie nicht wußte, was sie tun sollte, was jetzt von ihr erwartet wurde. Schüchtern streckte sie ihm ihre Hand entgegen, Pogo aber übersah es, trat vor

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