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In angenehmer Gesellschaft

In angenehmer Gesellschaft

Titel: In angenehmer Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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Blauen Zimmer geschlafen! Willst du behaupten, daß ein Zimmer, das für Tom Dewey gut genug war, für deinen früheren Mann nicht gut genug ist?«
    »Jim, Lieber — hör doch mal! Es ist ja nur bis zum Sonnabend...«
    »Mir sind schon zwei Minuten zuviel! Du schaffst ihn hier hinaus!!«
    »Jim, sei mal vernünftig! Das mindeste, was wir tun können, ist, es ihm behaglich zu machen...«
    Er hob die geballten Fäuste. »Warum kann er es nicht im Blauen Zimmer behaglich haben? Tom Dewey hat sich auch behaglich darin gefühlt. Ich weiß noch, wie er mir auf die Schulter klopfte und sagte, er habe noch nie besser geschlafen. Für die Matratze allein habe ich zweihundertundfünfzig Dollar bezahlt, und dein früherer Mann rümpft die Nase darüber!«
    Ich begütigte und tröstete ihn, bis er nach zehn Minuten nur noch leise brummte und murrte. Ich ging hinaus zur Treppe und lauschte auf die Unterhaltung unten. Vor Jahren hatte Pogo mir klargemacht, daß Lauschen unter gewissen Umständen durchaus erlaubt sei, weil man dadurch Dinge erfuhr, von denen man sonst nichts gehört hätte, und auf diese Art Unannehmlichkeiten vermeiden könne. Seitdem hielt ich es für völlig erlaubt.
    Es hatte sich inzwischen nichts geändert. Jessica sprach immer noch wie eine Mondsüchtige, Pogo ganz väterlich.
    »Hör auf!« sagte Pogo gerade lachend. »Ich bin nicht berühmt!«
    »Doch. Ich habe eine Menge Notizbücher mit Bildern von dir und Artikel über dich.«
    »Vielleicht ist >bekannt< das richtige Wort. Du hast mich also über die ganze Erde verfolgt?!«
    »Ja. Es hat mir Spaß gemacht.« Sie lachte zärtlich. »Wie die Abenteuergeschichten, die ich als Kind gelesen habe. Pogo Poole im schottischen Hochland. Pogo Poole in Ascot. Pogo Poole auf den griechischen Inseln. Pogo Poole und sein berühmter Rennwagen... Immer habe ich aufgepaßt, ob ich etwas Neues über dich finde.« Ihre Stimme schwankte. »Es gab mir das Gefühl, daß du bei mir wärst!«
    Er war so anständig, jetzt endlich verlegen zu werden. »Ich hätte dir schreiben müssen. Aber ich bin kein großer Brief Schreiber.«
    Weshalb müssen Frauen immer die Männer trösten? Leise sagte sie: »Es macht nichts.«
    »Und die vergessenen Geburtstage?!« sagte er traurig. »Ich habe vieles zu bereuen!«
    »Nein, das hast du nicht«, murmelte sie.
    Er seufzte. »Und jetzt bin ich nur gekommen, um etwas wegzugeben, was mir nie gehört hat.«
    »Das ist nicht wahr«, sagte sie.
    »Leider doch.«
    »Nein. — Als ich dreizehn war, mußten wir in der Schule beschreiben, wen oder was wir besonders lieb hatten.« Kindlich, als ob sie wieder dreizehn wäre, zitierte sie: »Mein Vater. Mein Vater war im Krieg ein großer Held. Er war einer der ersten Amerikaner, die in die Royal Air Force eintraten. Er hat viele feindliche Flugzeuge abgeschossen und viele Orden bekommen. Auf dem College war er auch ein berühmter Leichtathlet, und er spielt sehr schön Klavier. Er reist viel um die Welt. Ich liebe ihn sehr.«
    Ich kannte diesen Aufsatz. Er war einer von vielen, die alle dieselbe Liebe für ihren heldenhaften, gottähnlichen Vater ausdrückten, das mystische Wesen, das sie erzeugt, und das sie in Erinnerung behalten wollte. Ich entsann mich, daß ich damals, allein im Bett, über diesen Aufsatz geweint und Verschiedenes über Biddeford Poole gesagt hatte.
    »Es ist doch wahr!« sagte sie. »Du hättest ein großer Pianist werden können, wenn du nur gewollt hättest.«
    Er sagte scharf: »Wer hat dir das erzählt?«
    »Mutter.«
    »Es ist nicht wahr. Ich habe es gewollt.« Sie mußte ihn schmerzhaft damit getroffen haben, daß sie ihre große Liebe so naiv offenbarte, und er reagierte ungewöhnlich heftig. Seine Stimme klang hart, nicht mehr einschmeichelnd. »Ich habe es versucht und war nicht gut genug. Unglücklicherweise habe ich immer gleich zu Anfang das Höchste und Letzte verlangt. Ich wollte gleich Mannschaftskapitän werden, als ich eben angefangen hatte, Fußball zu spielen, wollte die Olympiade mitmachen, als ich noch Ski laufen lernte, und so weiter. Ich beschloß, der größte Pianist der Welt zu werden, und entdeckte, daß ich nicht genug Talent besaß.«
    »Aber ich glaube doch, daß du es hättest werden können!«
    »Oh, mein Liebes! Du läßt mich wünschen, daß ich wieder jung wäre!«
    »Du bist ja jung!« rief sie. »Und du siehst schrecklich jung aus!«
    »Glaubst du, die Leute könnten mich für deinen Bruder halten?«
    »Ja.«
    Es wurde Zeit, dem ein Ende zu

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