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In angenehmer Gesellschaft

In angenehmer Gesellschaft

Titel: In angenehmer Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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zu tanzen.«
    »Katherine!« rief Nancy.
    »Das wußte ich gar nicht. Wann denn?«
    »Heute nachmittag«, sagte ich. »Es schmerzt scheußlich. Tanz du doch, Nancy.«
    Sie zitterte wie ein welkes Blatt. »Aber Mr. Poole hat mich nicht aufgefordert.«
    »Ich habe nicht darauf zu hoffen gewagt«, sagte er und lächelte mir säuerlich zu. Sie ergriff ihn und galoppierte mit ihm davon. Ich ging zum Büfett, um meine Tochter zu suchen.
    Sie war von einer ganzen Schar junger Leute umgeben, die alle zu gleicher Zeit sprachen, und versuchte begeistert, allen auf einmal zu antworten.
    »Wo kommt er so plötzlich her?« fragte Sally Clark. »Als wir uns heute morgen sprachen, hast du kein Wort von ihm gesagt!«
    »Er war in Afrika.« Jessica lachte. »Forschungsreise. Im Dschungel, wo noch kein Weißer vor ihm gewesen ist. Eingeborene Läufer haben ihm Mutters Telegramm gebracht, und sofort ist er hergeflogen. Toll, nicht wahr?«
    »Fabelhaft!« sagte Molly Prynne. »Aber ich begreife nicht, daß er dein Vater ist. Er sieht so furchtbar jung aus.«
    »Er ist bestimmt mein Vater!«
    »Hast du mir nicht mal erzählt«, sagte Sebastian Smithers, »daß er Sportwagen fährt? Ich meine, ausländische Sportwagen.«
    »Sportwagen!« rief Jessica verächtlich. »Rennwagen! Ferraris und Maseratis und Aston-Martins! Ich glaube, manchmal probiert er auch aus Gefälligkeit einen Jaguar aus. Ihr hättet sehen sollen, wie er Jims Lincoln gefahren hat — als ob er ein Spielzeug wäre! Mein Thunderbird ist ein Kinderwagen für ihn.«
    »Und hübsch ist er«, sagte Betsy Janis, »wirklich bildhübsch!«
    »Das ist unwichtig«, sagte Jessica. »Es kommt darauf an, was er geleistet hat. Er ist einer der besten Skiläufer der Welt und eine große Autorität in orientalischer Kunst. Und Klavierspielen hat er in Paris bei Rubinowicz studiert.«
    »Wer ist Rubinowicz?« fragte Smoky Petersen. »Muß man ihn kennen?«
    »Rubunowicz ist allgemein als der größte lebende Schubert-Interpret anerkannt — wie Schnabel als Beethoven-Interpret. Und mein Vater hat bei ihm studiert.«
    »Schnabel ist tot«, sagte Philip Williams, ein intellektueller Typ. »Vor acht oder neun Jahren gestorben.«
    »Und was meinst du damit, Philip Williams?«
    »Ich habe es nur festgestellt.«
    »Manche Leute müssen immer andere Leute herabsetzen«, sagte Sally Clark.
    »Ich habe niemanden herabgesetzt«, sagte Philip Williams.
    Jetzt wandten sich alle jungen Mädchen gegen ihn. »Du machst dich lächerlich, Williams!« sagte Molly Prynne. »Willst du etwa Jessicas Vater kritisieren?« sagte Betsy Janis. »Du weißt nicht, wann du den Mund zu halten hast, Williams«, sagte Sally Clark. »Kümmert euch doch gar nicht um ihn«, sagte Jessica.
    Ich ging davon. Pogo wirkte immer noch so stark wie früher.
    Auf dem Nachhauseweg schmiegte Jessica sich glücklich an ihn. Mich hatte sie vergessen. Es schadete nichts. Es war zu erwarten gewesen. Ein- oder zweimal geruhte sie, mich anzusprechen, weil ihr vorübergehend einfiel, daß ich noch existierte. Ich nehme an, ich hätte ihr dafür dankbar sein müssen.
    »Hast du gesehen«, sagte sie, »welchen Eindruck Vater gemacht hat? Jeder wollte ihn einladen — Sallys Mutter und Betsys Mutter und Mollys Mutter. Sie haben sich alle nach ihm umgebracht.«
    »Ich freue mich sehr darüber!« sagte ich.
    »Es war herrlich!« rief sie und vergaß mich sofort wieder. »Oh, Vater! Ich wünschte, du würdest immer in San Franzisko leben!«
    »Ich wünschte, ich könnte es«, sagte er. »Aber Mitte nächster Woche muß ich in Athen sein und zum Wochenende danach in Belgrad.«
    »Oh«, sagte sie, und ihre glückliche Stimmung verging. »So schnell willst du wieder abreisen?«
    »Ich muß. Außerdem darfst du nicht vergessen, daß ich hier bin, um dich einem hübschen jungen Mann zu übergeben, der dich sofort davonführen wird, erst nach Hawaii, dann auf seine Ranch.«
    »Ja«, sagte sie, »ich hatte fast vergessen, daß ich ja am Sonnabend heirate.«
    »Überdies glaube ich — was ich vielleicht nicht sagen sollte —, daß San Franzisko keine Stadt für mich ist.«
    »Aber, Vater! San Franzisko ist die wundervollste Stadt der Welt!«
    »Bestimmt, solange du darin lebst«, sagte er weich. »Aber was bleibt, wenn du fortgezogen bist?«
    »San Franzisko bleibt trotzdem die wundervollste Stadt der Welt!«
    »Ich kenne es nicht richtig«, sagte Pogo, »aber bisher hatte ich den Eindruck, daß es ein bezauberndes altes Fischerdorf war, das zu seinem

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