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In angenehmer Gesellschaft

In angenehmer Gesellschaft

Titel: In angenehmer Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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herum und sahen zu. Die Clarks haben ein ungeheures Haus, mindestens zweimal so groß wie unseres. Es war reichlich Platz für eine Tanzkapelle und etwa sechzig junge Leute. Es ging lustig zu; ein- oder zweimal vergaß ich Pogo und lachte über die Späße der Jungen mit. Aber jedesmal wurde ich sofort wieder an ihn erinnert.
    Sein Eindruck auf Nancy Clark, Sallys Mutter, war niederschmetternd. Sie saß neben mir und plapperte unaufhörlich von ihm. Als er mit Jessica tanzte, sagte sie: »Ein schönes Paar, nicht wahr? Sie ist so hübsch und er so schrecklich distinguiert!«
    Ich sagte: »Hm.«
    »Man sieht sofort, daß er Engländer ist. Diese zauberhaften blauen Augen — war er nicht in der britischen Marine?«
    Wie dumm Frauen fragen können, dachte ich und sagte: »Er ist kein Engländer. Er stammt aus Pennsylvanien und hat in gar keiner Marine gedient, nicht einmal in der Schweizer.«
    »Aber, Kate, er hat doch diesen hinreißenden englischen Akzent. Und Jessica hat mir erzählt, er sei im Weltkrieg in der britischen Marine gewesen und habe die >Tirpitz< oder so etwas versenkt!«
    »Er war in der Royal Air Force.«
    »Ah, ich wußte es! Diese scharfen blauen, weithin blickenden Augen — es ist seltsam, Kate, aber weißt du, an wen er mich erinnert?«
    »Keine Ahnung.«
    »An die drei Musketiere«, sagte Nancy verträumt. »Nicht an diesen ziemlich ordinären D’Artagnan. Und nicht an den Dicken. An den Aristokratischen, der am Ende stirbt. Athos oder Pathos oder so ähnlich. Ich habe Eimer voller Tränen um ihn geweint. Er war der eleganteste Mann und fromm und trug die hübschesten Spitzenmanschetten. Und einen prächtigen Federhut. Ganz wie Mr. Poole.«
    Ich sagte: »Nancy, du leidest an Halluzinationen!«
    »Nein. Ehrlich: er ist verheerend!« Sie blickte durch die Menge und versuchte, ihn zu erspähen. »Katherine, ich begreife nicht: wie um alles in der Welt hast du es fertigbekommen, ihn aufzugeben? Wegen einer anderen Frau?«
    »Nein.«
    »Du müßtest dich heute selbst backpfeifen, Liebe. Jim ist furchtbar nett und all das, aber Mr. Poole... Er ist doch sicher wieder verheiratet?!«
    »Zweimal.«
    Sie war erschrocken. »Zweimal?«
    »Er ist von beiden geschieden.«
    »Wirklich? Er ist also frei?!«
    »Frei wie der Vogel in der Luft. Woran denkst du, Nancy?«
    Sie flüsterte hinter ihrer vorgehaltenen Hand: »Meine Kusine Wendy.«
    »Lieber Himmel!« sagte ich.
    »Also — sie sieht vielleicht nicht gerade sehr gut aus, aber sie hat ein angenehmes Wesen und hat außerdem eben das Riesenvermögen geerbt, das der arme Henry mit seiner lächerlichen Matratzenfabrik gemacht hat. Und es wäre so nett, Mr. Poole in der Familie zu haben!« Sie sah mich unschuldig an. »Glaubst du, daß er sich dafür interessieren würde?«
    »Er würde sich nie für jemand interessieren, der Wendy heißt. Ich sage das nicht gern, aber es ist die Wahrheit.«
    »Katherine, in jedes Mannes Leben kommt eine Zeit, in der er mehr Wert auf Bequemlichkeit als auf äußeren Glanz legt. Und Wendy ist ein sehr bequemer Mensch.«
    »Es ist besser, Nancy, wenn du diese Idee vergißt.«
    »Katherine, bist du nicht ein kleines bißchen neidisch?«
    »Ich sage nur die Wahrheit.«
    »Katherine Dougherty«, sagte sie, »ich möchte wetten, daß du immer noch in ihn verliebt bist!«
    »Ha!« sagte ich.
    »Doch! Und du kannst keinem etwas anderes vormachen!«
    So ging eine nette Freundschaft zum Teufel. Das war durch Pogos dynamische Wirkung auf Frauen in mittleren Jahren auch früher vorgekommen, und ich wunderte mich deshalb nicht darüber. Wirschwiegen, bis der Tanz zu Ende war und er zu uns herüberkam. Seine weithin blickenden Adleraugen zwinkerten. »Kate«, sagte er mit einer kleinen Verbeugung, »Mrs. Clark.«
    Sie lächelte ihn geziert an. »Ich hoffe, Sie amüsieren sich, Mr. Poole!«
    »Ich habe mich seit Jahren nicht so amüsiert. Um genau zu sein: seit der Verlobungsfeier der Herzogin von Bakesfield. Und selbst das«, fügte er mit schwungvoller Geste hinzu, »war nichts im Vergleich mit diesem Abend. Nichts!«
    »Wie nett von Ihnen!« sagte sie schwer atmend.
    »Wo ist Jessica?« fragte ich.
    »Sie ist mir während des letzten Walzers von einer Schar lachender Nymphen entrissen worden. Wahrscheinlich steht sie am Büfett und ißt petit fours. — Kate, wenn Mrs. Clark uns entschuldigt: hast du Lust, diesen Foxtrott mit mir zu tanzen?«
    »Schade!« sagte ich. »Ich habe mir den Knöchel verrenkt. Dr. Freed hat mir streng verboten

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