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In angenehmer Gesellschaft

In angenehmer Gesellschaft

Titel: In angenehmer Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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ist alles.«
    »Sieh sie dir gut an, Kate, wenn sie wieder hereinkommt. Sie sprudelt über vor Energie und Glück, und ich bitte dich: bring sie nicht darum!«
    »Ich habe sie noch nie um etwas gebracht!«
    Er trat einen Schritt zurück und starrte auf mich herab. Sein Gesicht war hart geworden. »Nein. Wirklich nicht.«
    »Pogo!«
    »Ich behaupte nicht, daß du es mit Absicht getan hast. Aber weshalb hast du sie von mir ferngehalten?«
    »Dir ferngehalten?«
    »Ja. Und weshalb hast du mich nicht wissen lassen, daß sie ein so außergewöhnliches Kind, ein so herrliches Geschöpf ist?«
    Ich sah rot. »Verdammt — wie konnte ich dich etwas wissen lassen? Wie hätte ich dir etwas mitteilen können? Du warst nie zu finden, warst immer auf irgendeiner Reise, bei irgendeiner neuen Frau, die du irgendwo aufgelesen hattest. Wenn ich an dich schrieb, habe ich nie Antwort bekommen. Auch Jessica auf ihre Briefe nicht. Nicht einmal eine Karte zu Weihnachten. Warum? Weil du nicht mit ihr behelligt werden wolltest. Bis heute abend, als du entdeckt hattest, daß sie dir keine Schande macht, keine Raffzähne hat und nicht schielt und geistig nicht zurückgeblieben ist. Und du hast die Stirn, mir ins Gesicht zu sagen, ich hätte sie dir ferngehalten!«
    »Tatsache ist, daß du mir nichts über sie mitgeteilt hast! Ganz gleich, aus welchem Grunde. Als ich mich entschloß, hierherzukommen, hatte ich keine Ahnung, was mich erwartete. Ich gestehe, daß ich gezögert habe — kannst du es mir verdenken? Als ich in Nairobi ins Flugzeug stieg, zerbrach ich mir den Kopf: Wie wird sie sein, diese deine Tochter, die den größten Teil ihres Lebens in einer entlegenen amerikanischen Stadt verbracht hat? Wird sie Gummi kauen? Wird sie erwarten, daß ich Rock’n Roll mit ihr tanze? Wird ihr Ideal ein jugendlicher Filmschauspieler sein, der sich die Haare schneiden lassen müßte?«
    »Lächerlich!«
    »Aber ich wußte es ja nicht!«
    »Natürlich nicht! Du hast dir ja nie die Mühe gemacht, es herausfinden.«
    Ruhig und nachdenklich sagte er: »Immer nur reitest du darauf herum. Du scheinst nicht einzusehen, daß ich ziemlich erschüttert war, als du mich verließest und Jessica mitnahmst. Es war nicht alles so einseitig, wie du es siehst. Du hast mich sehr schäbig behandelt, Kate!«
    Es verschlug mir fast die Sprache. »Ich... habe dich... schäbig behandelt?«
    »Es tut mir leid, ja sagen zu müssen.«
    »Das wollen wir doch gleich mal in Ordnung bringen, Pogo Poole...«
    »Siehst du — du sprichst wie eine Frau, der Unrecht geschehen ist. Ebensoviel Unrecht hast du aber mir angetan, wahrscheinlich viel mehr. Wodurch, glaubst du, habe ich meinen Glauben an Liebe und Ehe und das ganze weibliche Geschlecht verloren? Weshalb habe ich mein Bestmögliches getan, ums Leben zu kommen, weshalb in der Royal Air Force diese gefährlich unsicheren Spitfires geflogen? Oh, Kate — du weißt es vielleicht gar nicht, aber du hast vieles zu verantworten!«
    »Also — um Himmels willen...«
    »Das Wichtigste jedoch«, sagte er, und seine Stimme wurde wieder hart und scharf, »du hast mich mit großem Erfolg über meine Tochter im Dunkeln gelassen. Es hat mich einen schweren Entschluß gekostet, hierherzukommen. Der Gedanke, sie kennenzulernen, war beängstigend — ich wußte ja nichts von ihr. Und als sie heute nachmittag hier ins Zimmer kam, war ich hingerissen. So etwas Schönes, Liebes, Offenherziges hatte ich nie erwartet. Jetzt aber entdecke ich...«Er unterbrach sich.
    »Was findest du?«
    »Mehr. Unendlich viel mehr! Sie ist klug, wissensdurstig, voller Träume...«
    Ich lachte. »Oh, Pogo!«
    Er sah mich ärgerlich an. »Offenbar bist du nicht imstande zu würdigen, welch ungewöhnlicher Mensch sie ist.«
    »Nein? Mein Lieber — du weißt, daß ich diese ganzen Jahre hindurch mit ihr zusammengelebt habe. Ich habe sie aufgezogen, oder — um genau zu sein — Jim und ich haben sie aufgezogen. Ich versichere dir, daß wir Jessicas Vorzüge voll zu würdigen wissen.«
    »Darüber mache ich mir Gedanken«, sagte er.
    Jessica kam mit drei großen, vollen Gläsern auf einem Tablett herein und sagte munter: »Ich konnte euch draußen sprechen hören. Es klang so lebhaft. Worüber habt ihr gesprochen? Über die Party?«
    Pogo sagte: »Ich habe deiner Mutter von meinem Dienst in der Royal Air Force erzählt — wenn man es Dienst nennen kann.«
    »Oh, Vater!« rief sie. »Das muß ich auch alles wissen! Jedes bißchen!«
    »Wir haben auch von dir

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