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In angenehmer Gesellschaft

In angenehmer Gesellschaft

Titel: In angenehmer Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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fragte Jim mich.
    Ich zuckte die Achseln.
    »Natürlich hat er mich geschlagen«, sagte Pogo mit schlichter Bescheidenheit. »Aber ich bin ja auch nicht viel mehr als ein Anfänger. Und Czaszolic ist... Czaszolic!«
    »Ich weiß es immer noch nicht«, sagte Jim, »wer, zum Teufel, ist Czaszolic?«
    »Also«, erklärte Pogo, »man könnte sagen, Czaszolic ist für das Schachspiel dasselbe, was mein alter Freund Picasso für die Malerei ist.«
    »Oh!« sagte Jim.
    »Und du hast mit ihm gespielt!« sagte Jessica. »Oh, Vater!«
    »Ich glaube«, sagte Roger — und es klang, als ob er am Ersticken wäre —, »ich fahre jetzt besser.« Er war völlig übersehen und vergessen worden und sah vollkommen verwirrt aus. Er ging von einem zum anderen und verabschiedete sich.
    »Ich hoffe«, sagte Pogo, als er ihm die Hand schüttelte, »daß Ihr Bulle schnell und vollständig wieder gesund wird!«
    »Ich danke Ihnen, Sir!«
    »Und Sie können sich darauf verlassen, daß Jessica bei mir in sicherer Hut ist. Ich werde jeden wegjagen, der ihr nachstellt.«
    Roger lachte nervös. »Das ist sehr nett von Ihnen, Sir!«
    »Ich komme mit hinaus, Roger«, sagte Jessica.
    Ich ging nach oben, um mich umzuziehen.

5

    Wir kamen zu spät, und schuld daran war nur ich. Als ich in mein Zimmer kam, konnte ich weder richtig denken noch wegen des Kleides entscheiden. Schließlich zog ich das neue schwarze an und sah aus — wie Jessica vorausgesagt hatte —, als ob ich zu einer Beerdigung gehen wolle. Ich probierte ein Empirekleid aus grauem Satin an und zog es hastig wieder aus, weil mir einfiel, daß ich ein ganz ähnliches besessen hatte, als ich mit Pogo in Paris lebte. Ich versuchte ein anderes schwarzes und war entsetzt über die Wirkung — es war zu tief dekolletiert und ließ die Schultern ganz frei. Endlich zog ich doch das rote an und dachte: Es fällt mir, verdammt noch mal, nicht ein, mich zum fünften Male umzuziehen 1 Das muß genügen! Selbst, wenn ich darin aussah wie eine Carmen in mittleren Jahren. Alles, was noch daran fehlte, war eine rote Rose zwischen den Zähnen und ein Paar Kastagnetten.
    »Mutter! Endlich!« rief Jessica, als ich die Treppe herunterkam. »Wir warten seit Stunden! Ah! Du siehst wie ein Traum aus!«
    »Vielen Dank!« sagte ich.
    Sie sah selbst wie ein Traum aus in ihrem hübschen weißseidenen Kleid mit den weißen Schuhen. Sehr mädchenhaft und passend. Mein Halsband funkelte an ihrem Hals, und ich freute mich, daß es wenigstens ihr gehörte und nicht irgendeiner Herumtreiberin an der Riviera. Vielleicht hätte ich es desinfizieren sollen, ehe Jessica es trug.
    »Ein bezauberndes Kleid!« murmelte Pogo. »Rot hat dir immer gut gestanden.« Er war wieder der alte, oder besser der junge Pogo, schlank und anmutig in seinem Dinner-Jackett. Keine Spur von Fett hatte er angesetzt, und er sah fast genauso aus wie vor zwanzig Jahren, mager, intelligent, beweglich und gefährlich. Für einen Augenblick fühlte ich mich in die Zeit zurückversetzt, da wir in unserer Pariser Wohnung lebten und abends in die Oper oder zu einer Gesellschaft bei Sophia de Coolus gingen.
    Jim starrte mich an. Auch mein Vater starrte. Mir wären beinahe die Tränen gekommen.
    »Wir werden meinen Wagen nehmen«, sagte Jessica. »Wenn wir uns etwas zusammenquetschen, geht es.«
    »Ja?« sagte Pogo. »Was für einen Wagen hast du?«
    »Einen Thunderbird«, sagte sie. »Er ist herrlich!«
    »Und du fährst so schnell, daß dein Haar wie bei einer Nymphe nach hinten flattert?«
    Sie schüttelte sich vor Lachen. »Nein. Ich fahre furchtbar vorsichtig, und mein Haar flattert sowieso nicht; dazu ist es zu kurz.«
    Jim musterte mich von oben bis unten. »Jessica, ich glaube, der Thunderbird ist für deine Mutter zu zugig. Nehmt lieber den Lincoln.«
    »Oh, Jim, ist das dein Ernst?«
    »Natürlich. Ich will nicht, daß deine Mutter sich erkältet.« Offenbar gefiel ihm das rote Kleid nicht; es war ihm zu durchsichtig. Aber vermutlich hätte es ihm ebensowenig gefallen, wenn ich mich wie eine Eskimofrau eingewickelt hätte. Er ärgerte sich und grollte und war eifersüchtig.
    Jessica gab ihm einen Kuß. »Du bist ein Engel, Jim!« Sie wandte sich an Pogo und erklärte aufgeregt: »Warte, bis du Jims Wagen siehst! Es ist das neueste Modell! Damit erregen wir Aufsehen!«
    »Fein«, sagte Pogo lächelnd. »Das ist wirklich furchtbar nett von Ihnen, alter Junge! Sie können sich darauf verlassen, daß ich sehr vorsichtig damit umgehe.«
    Jim

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