In besten Kreisen
zum Melken zusammen.« »Ich hoffe nur, sie hat nicht gesehen, wie du auf sie gezielt hast«, sagte Kate. »Wer immer Mary Bradford auch ist, wir sollten eine gewisse Etikette aufrechterhalten, oder?« »Aber sie kann uns gar nicht sehen, Tante Kate«, versicherte Leo.
»Erstens sind wir gut versteckt, liegen sozusagen im Hinterhalt. Und zweitens erwartet sie gar nicht, zu der Stunde jemanden auf den Beinen zu sehen, weil all diese Windbeutel aus der Stadt ihre Zeit nur verschlafen, wie sie immer sagt. Und sie macht solch einen unglaublichen Lärm, wenn sie nach den Kühen schreit. Und wie sie sie nennt… einmal hat sie…!« »Leo!« Das war Williams Stimme, und sein höchst wütender Blick traf Leo und durchbohrte ihn.
»Mein lieber Leo«, sagte Emmet. »Falls Miss Fansler wissen will, was Mary Bradford dort des Morgens zu sagen hat, kann sie auf die schlichte Möglichkeit zurückgreifen, sich um die Uhrzeit zu erheben und zuzuhören. Bis dahin stimmst du mir sicher zu, daß eine detaillierte Wiedergabe aus deinem Mund weder aufschlußreich noch schicklich wäre.« »Wenn sie so faszinierend ist«, warf Mulligan ein, »dann werde ich allerdings aufstehen und ihr mit eigenen Ohren zuhören.« »Vielleicht«, sagte Emmet, »sollten wir eine Kühe-Einsammel-Party geben, mit Kaffee und Beschimpfungen: Kommen Sie im Schlafanzug, und seien Sie darauf gefaßt, total wach und schockiert zu werden.« »Mr. Artifoni sagt«, bemerkte Leo, »daß der Schock einer der gefährlichsten Zustände nach einem Unfall ist. Darum ist es so wichtig, vorsichtig zu sein nach einem Unfall, also zu…!« »Mr. Artifoni ist, wenn ich richtig vermute«, sagte Mr. Mulligan, »das örtliche Orakel, das die Aufsicht über das Jugendlager da oben hat.« »So ist es«, antwortete Kate, »und es gibt Augenblicke, in denen der Vorteil, dieses A.B.C. wie das Lager genannt wird, zu haben – jedenfalls um Leos willen –, deutlich in Frage gestellt wird durch die Wucht nicht nur der Bemerkungen aus dem Mund Mr. Artifonis, die natürlich klug und hilfreich sind, wenn auch nur anwendbar in ziemlich speziellen Situationen« – Kate lächelte Leo an –, »sondern auch durch die Wucht, mit der siebzig Jungen aufzutreten pflegen. Jedesmal, wenn ich mehrere Jungen die Köpfe zusammenstecken sehe, fürchte ich um die Zukunft der Menschheit. Zweifellos ist das der Grund, warum ich eine alte Junggesellin geblieben bin und persönlich zur Zukunft der Menschheit nichts beitrage. Trinken wir den Kaffee im Wohnzimmer?« Reed registrierte überrascht, aber erfreut, daß Leo, Emmet und William in die eine Richtung verschwanden, während Kate ihm und Mr. Mulligan ins Wohnzimmer voranging.
»Für mich bitte schwarz«, sagte Mr. Mulligan. »Die mögen über meine Orgien sagen, was sie wollen, Miss Fansler, und das gleiche gilt auch für Ihr Junggesellinnen-Dasein. Aber wenn Sie weiterhin so mannhaft und wirkungsvoll Ihren Haushalt führen, dann werden auch Ihnen demnächst die Orgien angedichtet werden. Meinen Sie nicht«, fragte er, nippte genußvoll an seinem Kaffee und ließ sich einen Brandy dazu einschenken, »wir sollten unsere Haushalte zusammenlegen und eine Orgie feiern, damit wir wenigstens sagen können, es habe tatsächlich eine gegeben. Sind wir nicht irgendwie verpflichtet, ein wenig Wasser auf Mary Bradfords Mühlen zu leiten?« »Das ist genau das, was mir heute nachmittag durch den Kopf ging«, sagte Reed. »Sie piesackt die Leute wirklich so sehr, daß sie einen geradezu zu Gemeinheiten zwingt. Wäre ich ihr Mann, was ich Gottseidank nicht bin, dann würde ich ihr höchstpersönlich meine Socken in den Staubsauger stecken. Wie gehässig das klingt. Versteht ihr, was ich meine?« »Genau«, sagte Kate. »Du mußt Emmet und William dazu bringen, daß sie mit dir einen geeigneten teuflischen Plan aushecken.
Aber laß bitte Leo und mich aus der Sache heraus. Offen gesagt, die Frau schreckt und entsetzt mich gleichermaßen, und ich bin nun einmal verantwortlich für Leo.« »Natürlich will keiner sein wie unsere neugierige Nachbarin«, bemerkte Mr. Mulligan, »aber dürfte ich wohl, ohne abstoßend zu erscheinen, fragen, wer eigentlich Emmet und William sind? Sie sehen, schöne Dame, daß schon die Art meiner Fragestellung eine unschuldige und vernünftige Antwort voraussetzt.« »Sie sind ziemlich sicher, daß ich jetzt nicht behaupten werde, sie seien meine Liebhaber, meine unehelichen Kinder oder Mitglieder meiner Bande?« »Allerdings. Soweit
Weitere Kostenlose Bücher