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In besten Kreisen

In besten Kreisen

Titel: In besten Kreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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faszinierend. Sie ist sich ihrer eigenen Rechtschaffenheit so vollkommen sicher und liegt dabei in jedem Punkt so absolut und überwältigend falsch. Womit ich schon wieder bei ihr bin… Leo, ich bin gar nicht so sicher, ob ich deine Schießübungen gut finde, falls es das ist, womit du Mary Bradford ›erwischt‹ hast. Aber jedenfalls solltest du nicht darüber reden.« »Ich habe es niemandem erzählt«, grummelte Leo. »Keinem, der zählt.« »Nur allen Jungs im Araby Boys’ Camp«, sagte Emmet.
    »Die zählen nicht«, beharrte Leo.
    »Mein lieber Leo«, sagte Kate, »du bist genauso unheilbar städ-tisch wie wir alle. Jeder von diesen Jungen hat eine Familie, die gierig auf jedes Häppchen Klatsch und Tratsch wartet. Letzte Woche, Reed, sind fünf unglückliche Jugendliche dort unten auf der Straße in einen besonders scheußlichen Unfall verwickelt gewesen; sie müssen achtzig Meilen draufgehabt haben, und ihr Wagen wurde buchstäblich in zwei Hälften gerissen. Und weißt du was? Zwei Tage lang sind die Leute aus der Gegend meilenweit gefahren, um einen Blick auf das Autowrack zu werfen. Der Mann, dem das Grundstück gehörte, mußte Parkverbotsschilder aufstellen, und nur die Sommerfrischler fanden daran etwas ungewöhnlich.« »Ich bin mit Ihnen einer Meinung, was das Gewehr betrifft«, sagte Emmet. »Man liest ja dauernd von Menschen, die durch Zufall von ›unschuldigen‹ Gewehren getroffen wurden. Ich lehne es kategorisch ab, an die Unschuld von Gewehren zu glauben.« »Wenn ein Gewehr nicht geladen ist«, widersprach William, der sich offenbar persönlich herausgefordert sah, »dann kannst du es vielleicht jemandem über den Schädel schlagen und ihn so umbringen, aber ganz sicher kannst du niemanden damit erschießen. Ich finde, es ist ein hervorragendes Ventil für Leo.« »Mit einem ungeladenen Gewehr zu schießen?« fragte Mr. Mulligan.
    »Es hat ein Zielfernrohr«, erklärte Leo eilig, bevor William noch den Ball aufnehmen konnte, den ihm Mulligan zugeworfen hatte.
    »Ich visiere mein Ziel an und lerne, nicht zu wackeln, wenn ich abdrücke. William hat mir versprochen, daß er Ende des Sommers mit mir richtige Schießübungen macht. Natürlich passiert jetzt nichts, wenn ich abdrücke, aber das Zielen durchs Visier macht schon Spaß.
    Da unten auf dem Hof gibt es einen Mann, der trifft Murmeltiere, die Meilen weit weg sind. Also gut, ein paar Meter weit«, fügte er hinzu, als er Kates Blick auffing.
    »Woher bist du so sicher, daß hier nirgends Kugeln herumliegen?« fragte Reed.
    »Ach, Lieber«, sagte Kate, »wir haben das Gewehr gerade erst in der Scheune gefunden; der Gärtner hat gleich nachgeschaut, ob der Lauf und das Magazin auch wirklich leer sind, und ich glaube, er hat es ein wenig geölt. Leo hat auf das Feierlichste geschworen, niemals eine Kugel, falls er eine finden sollte, auch nur anzurühren, nicht einmal mit dem Fingernagel, und ich habe mich sehr sorgfältig umgeschaut und keine gefunden. Jetzt hast du mich richtig unsicher gemacht. Aber ich weiß wirklich nicht viel über Jungen, und es kommt mir ein wenig altjüngferlich und männlichkeitsfeindlich vor, Gewehre in Bausch und Bogen zu verdammen; ich habe darauf bestanden, daß niemand, solange er unter meinem Dach wohnt, auf Lebendiges schießen darf, und das ist doch wohl ladylike genug.« »Warum aber mit dem Gewehr üben, wenn man auf nichts schießen darf, nicht einmal später?« fragte Mr. Mulligan.
    »Also. Leo und William behaupten beide, es würde großen Spaß machen, auf Scheiben zu schießen. Jedenfalls kann ich es ganz und gar nicht billigen, wenn auf Mary Bradford gezielt wird. Sie ist zweifellos eine unmögliche Frau – ich bin die Letzte, die dem nicht zustimmte –, aber mußt du wirklich auf sie zielen, als wolltest du sie töten, Leo, selbst wenn das Gewehr nicht geladen ist? Das scheint mir doch ein bißchen gegen den Geist unserer Abmachung zu verstoßen, wenn nicht gar gegen ihren Wortlaut.« »Wahrscheinlich haben Sie recht«, sagte William. »Aber ich stehe immer mit Leo zusammen früh auf« (»Verdammt früh«, murmelte Reed), »und morgens macht er halt gern seine Zielübungen, und da stand sie eben direkt vor uns, die gute Mary Bradford, und bot sich sozusagen an als Zielscheibe. Sie wissen ja, sie ist dort jeden Morgen und schreit herum, was das Zeug hält.« »Was um Himmels willen hat sie dort um halb sechs in der Früh zu suchen?« fragte Reed. »Sammelt sie Kröten im Tau?« »Treibt die Kühe

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