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In besten Kreisen

In besten Kreisen

Titel: In besten Kreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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von Kopf bis Fuß bei dem Gedanken, über offenes Feld zu gehen, und fährt in die nahegelegene Stadt, wo wir einkaufen – sie hat dreitausend Einwohner –, um des schieren Vergnügens willen, über einen gepflasterten Bürgersteig zu gehen und eine Taube betrachten zu können. Er hat außerdem einen sehr guten Einfluß auf Leo, auch wenn er zu der Sorte Mensch gehört, die, wenn sie Bewegungsdrang überkommt, sich hinlegt und wartet, bis der Anfall vorbei ist. Aber er redet mit Leo, als hätten die beiden noch kürzlich zum Jet Set gehört und sich aus purer Langeweile zurückgezogen. Für Leo ist das eine gute Erfahrung, denn man hat ihn immer behandelt, als wäre er ein Pfadfinder, der seine Gruppe im Stich gelassen hat.« »William und Emmet scheinen sich als Gegenspieler wunderbar zu entsprechen«, sagte Reed, »aber glaubst du, sie sind – vielleicht ist ›zuträglich‹ das Wort, das ich suche – wirklich zuträglich für Leo?« »Was ihnen an Zuträglichkeit fehlt, liefert Mr. Artifoni und sein Lager in entsprechender Dosierung. Ich persönlich finde Emmets Kraftlosigkeit entschieden zuträglicher als die Kraftmeierei, wie sie im Lager üblich ist, aber vielleicht sollte ich das besser nicht zugeben. Leo beginnt den Tag mit William und den Zielübungen mit einer leeren Flinte und diskutiert mit Emmet über Joyce, aber dann wird er zum Lager gefahren, wo er nach dem Treueeid und dem Vaterunser in die höheren Geheimnisse des Ballwurfes eingeweiht wird, wie ihn Bob Cousy entwickelt hat.« »Kate«, sagte Reed, »du bist eine bemerkenswerte Frau. Du kennst tatsächlich Bob Cousy.« »Mein Kompliment, verehrte Lady«, sagte Mr. Mulligan und erhob sich, »und auf Wiedersehen. Am kommenden Wochenende gebe ich eine Cocktailparty, und ich wäre entzückt, Miss Fansler, wenn Sie und Mr. Amhearst und natürlich Emmet und William am Samstagnachmittag zu mir kämen, vorausgesetzt, Sie können Leo mit Mrs. Monzoni allein lassen. Ich hoffe, ich kann Ihnen versprechen, daß niemand den Namen Mary Bradford erwähnen wird.« Kate nahm für sich die Einladung an und versprach, auch Emmet und William mitzubringen. Reeds Antwort fiel ein wenig unklar aus.
    Er wisse zur Zeit vom einen Moment zum anderen nicht, ob er das Landleben weiter ertragen könne, denn ihm fehle, im Vergleich zu Emmet, etwas, das die Anziehungskraft von Joyce habe. Aber sollte er noch da sein, dann… »Ich erwarte morgen nachmittag die Ankunft von zwei Gästen«, sagte Kate. »Es wird Sie sicherlich erleichtern, zu hören, daß es sich um weibliche Wesen handelt. Falls wir alle kommen, könnte es sein, daß damit unser Haushalt bei Ihrer Party ein Übergewicht erhält; andererseits kann ich versprechen, daß Grace Knole für jede Gesellschaft ein Gewinn ist.« »Die Grace Knole? Sie ist Ihre Kollegin, nicht wahr?« »Leider nicht mehr. Sie ist emeritiert. Aber sie ist immer noch sehr die Grace Knole. Sie kommt zusammen mit einer jungen Kollegin von mir, die wiederum Williams Freundin ist.« »Ich werde entzückt sein, Sie alle am Samstag begrüßen zu können, meine Liebe«, sagte Mr. Mulligan und streckte ihr mit zeremonieller Verbeugung die Hand entgegen. »Dann bis Samstag, mit besonderen Grüßen an die berühmte Frau Professor Knole. Ich bin sehr erfreut, Sie kennengelernt zu haben, Mr. Amhearst, und ich hoffe, Sie beschließen zu bleiben.« »Wer ist denn diese berühmte Professor Knole?« fragte Reed, nachdem Mr. Mulligan mit weiteren Verbeugungen verschwunden war. »Ist sie tatsächlich so berühmt?« »In der akademischen Welt«, antwortete Kate, »so berühmt, wie man nur sein kann.« Grace
     
    D ie berühmte Professorin Grace Knole betrachtete die den Taconic Parkway umgebende Landschaft mit dem Gefühl liebevoller Verzweiflung. Mit siebzig Meilen raste diese Landschaft an ihr, beziehungsweise sie an der Landschaft vorbei. Eveline Chisana, die am Steuer saß, war eine geübte Fahrerin; zudem sollte sich Grace Knole, selbst schon fast siebzig und somit zahlenmäßig fast der Geschwindigkeit ebenbürtig, eigentlich vor dem Tod nicht mehr fürchten. Eveline war noch keine dreißig und hatte bisher keinerlei Anflüge von Selbstmordneigungen gezeigt. Frauen sollten sich möglichst nicht wie alte Damen benehmen, vor allem, wenn sie außer sich darüber waren, daß man sie auf dem Höhepunkt ihrer Kräfte in den Ruhestand versetzt hatte. Und sie war noch verdammt gut bei Kräften, dachte Grace, obwohl das gewiß nicht die beste Ausdrucksweise

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