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In besten Kreisen

In besten Kreisen

Titel: In besten Kreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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beobachtest du da mit deinem höchst bezirksstaatsanwältlichen Blick?« »Mr. Mulligan«, sagte Reed. »Er mag ja keine Orgien veranstalten, aber er ist eindeutig der schnellste Verführer seit Don Giovanni und hat auch den gleichen Geschmack, wenn ich mich richtig an Leporellos vertrauliche Mitteilungen erinnere.« »Das sehe ich«, sagte Kate, »und verdammt, William schaut auch schon hin. Aber schließlich ist sie weit über zwanzig und wird schon wissen, was sie tut.« »Da habe ich meine Zweifel«, sagte Reed düster, »ob irgendeiner von uns das weiß. Noch was zu trinken?« »Ich muß schon sagen, deine umwölkte Stirn ist nicht gerade schmeichelhaft für mich.« Reed sah sie an. »Es sieht schlicht so aus«, sagte er, »daß ich dich liebe und mir wünschte, du kämst mit mir nach New York zurück und würdest ordentlich mit mir in einer vollklimatisierten Wohnung sündigen. Wenn du meine Meinung hören willst: Die meisten Stadtbewohner, bis auf den Jet Set und die Verfasser schmutziger Artikel für den ›Esquire‹, sind so unschuldig wie ungeborene Lämmer.« »Apropos Lämmer«, sagte Kate.
    »Ich weiß, deswegen ist mir auch der Vergleich mit den Lämmern eingefallen. Glaubst du, er hat vor, sie noch während der Cocktailparty zu verführen oder gleich hinterher, oder wird er sie erst über Formen und Funktion im französischen…« »Wir gehen besser zu William und reden mit ihm.« »Emmet redet schon mit William.« »Zweimal ist er schon auf die Nase gefallen, und wie ich ihn kenne, passiert das auch noch ein drittes Mal. Kannst du dich nicht dazwischendrängen?« »Kate«, sagte Reed und schob sich nicht gerade sanft durch die Menge vorwärts, »du mußt mir erklären, was mit William los ist.« »Das kann ich nicht«, sagte Kate. »Ich kann dir auch nicht erklären, was mit Emmet oder Leo los ist oder sonstwem. Emmet hat mir heute morgen James Joyce in aller quälenden Ausführlichkeit erklärt, und ich habe beschlossen, ich kann auch Joyce nicht erklären. William!« rief Kate, die jetzt bis auf Hörweite zu ihm vorgedrungen war.
    William kam ihnen gehorsam durch den Menschenstrom entgegengeschwommen. »Wo ist Grace Knole?« fragte Kate.
    »Wird von den Osterhoffs über künstliche Befruchtung aufgeklärt.« »Oh, Gott, wir sollten sie lieber retten gehen. Wären Sie sehr dagegen, wenn wir danach gingen, falls es uns gelingt, sie von den Details des Privatlebens einer Kuh zu befreien?« »Nichts wäre mir lieber«, sagte William brüsk und mit einem Seitenblick auf Mr. Mulligan und Lina, »als sofort zu verschwinden.« »Wißt ihr, ich finde«, sagte Emmet, der sich ihnen anschloß, »mein Interesse an der künstlichen Befruchtung ist auch nicht gerade voll atemloser Spannung. Und seien wir doch ehrlich: Nichtkünstliche Befruchtung ist weit interessanter, und nichtkünstliche Nicht-Befruchtung noch mehr…« »Ach, halt den Mund«, sagte William unfreundlich.
    »Obwohl natürlich«, sagte Emmet mit dünner Stimme am Ende des Pilgerzugs, der sich auf Grace Knole zubewegte, »eine Nicht-Diskussion der nichtkünstlichen Nicht-Befruchtung überhaupt das beste ist.« »Gehen Sie nicht«, sagte Mr. Mulligan zu Lina.
    »Aber alle gehen doch.« »Lassen Sie sie. Ich bringe Sie nach Hause. Sie können mich jetzt nicht verlassen. Um diese Zeit bin ich eine Cocktailparty eigentlich immer schon leid, aber wenn es Ihre eigene ist, dann können Sie nicht aufstehen und verschwinden. Der große Nachteil, wenn man Cocktailparties gibt, statt zu ihnen zu gehen. Was trinken Sie?« »Ich glaube, ich sollte besser nichts mehr trinken.« »Höre nie auf mit dem Trinken, solange du noch denken kannst, daß du besser aufhören solltest zu trinken, das ist Regel Nummer eins für ein erfolgreiches Genießerleben. Und natürlich ist ein genußvolles Leben das einzig mögliche, wenn man die heißen Monate auf dem Lande in seinem Sommerhaus verbringt. Trinken ist eine der wenigen einfachen Freuden, die einem im modernen Leben geblieben sind – trinken und lieben.« »Ist Liebe wirklich eine einfache Freude?« »Für den komplexen Charakter, ist Ihnen das noch nicht aufgefallen? Norman Mailer hat ein kleines Vermögen verdient mit dem Versuch, Liebe in eine einfache Freude zu verwandeln. Aber der einzige, dem das wirklich gelingt, ist James Bond, denn der ist selbst so simpel, daß seine Vergnügungen kaum anders sein können. Du durchlöcherst die Autoreifen eines Mädchens mit einem kleinen Spielzeug, das extra für 007

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