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In besten Kreisen

In besten Kreisen

Titel: In besten Kreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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müssen. Die Steuern sind hoch, denn nur Wohnhäuser können besteuert werden und so Schulen und Straßen finanzieren. Die Sommergäste in ihren Ferienhäusern werden – zwar nicht im Prinzip, aber faktisch – doppelt so hoch besteuert wie die eigentlichen Einwohner, was aber, weil jeder Sommergast natürlich reich ist wie Krösus, von den Steuerbehörden als vollkommen angemessen angesehen wird. Von Mr. Mulligan wußte man zum Beispiel, daß er für seinen Stall – ein relativ kleines Gebäude, das ursprünglich einmal als Pferdestall gedient hatte und jetzt seinen Wagen beherbergte – fast doppelt so viel Steuer zahlen mußte wie die Bradfords, deren Ställe und Scheunen immerhin ein Vermögen in Form von Melkmaschinen und Heu-Aufzug bargen.
    Aber irgendwie fanden die Sommergäste weder Zeit noch Energie, dem Ganzen einmal auf den Grund zu gehen.
    Der Name Araby ist häufig kommentiert worden, weil es in New England fast die einzige Stadt ist, die nicht nach einem englischen Herzogtum oder einem Begriff indianischen Ursprungs benannt wurde. Geschichten darüber, wie es zu diesem seltsamen Namen gekommen sei, gab es viele, und sie waren alle gleich dubios. Die bekannteste erzählte von einem der ersten Siedler, der gern ein Scheich sein wollte und behauptet haben soll, er stamme »aus Arabien«. Wie er es schaffte, aus dieser eigentümlichen Marotte den Namen der Stadt zu machen, wurde nie befriedigend geklärt, und das wird wohl auch jetzt nicht mehr geschehen.
    Mit dem zweiten Juli-Wochenende waren fast alle Sommergäste »angetreten«, und die meisten bevölkerten Mr. Mulligans Wohnzimmer. Bei Halbzeit, als die entfernteren Bekannten wieder im Aufbruch waren und das fröhliche Treiben höchste Phonstärke erreicht hatte, traf das Kontingent aus Kates Haus ein, sechs an der Zahl. Mr. Mulligan begrüßte sie mit größtmöglichem Enthusiasmus und verkündete sogleich, daß er vorhabe, Grace Knole mit Beschlag zu belegen, weil sie so eine berühmte und faszinierende Frau sei, und ebenso Lina, weil sie faszinierend sei und ihm bisher unbekannt.
    »Und für den jungen Mann ist ja gewiß auch gut gesorgt«, sagte er zu Emmet und William gewandt, die sich gerade Martinis besorgten.
    »Er ist anderswo zu Besuch«, sagte William.
    »Bei einem Bürschchen aus diesem fidelen Ferienlager«, sagte Emmet. »Der ist jetzt dran, die Jungs zu Würstchen und türkischem Honig einzuladen. Was das Landleben so alles an sozialen Kontakten bietet, es ist schon erstaunlich.« »Martini oder Scotch?« fragte Reed Kate.
    »Was würdest du sagen, wenn ich um einen Manhattan bäte?« »Whisky und süßen Wermut? Ich habe ja gehofft, du würdest dich so weit ändern, daß du vielleicht bereit wärest, mich zu heiraten, aber wenn ich das Gefühl hätte, du könntest dich derartig ändern, dann würde ich dich vielleicht gar nicht mehr wollen.« »Ich habe schon galantere Feststellungen gehört.« »Mir ist nicht galant zumute. Nur alt, dumm und merkwürdig besorgt.« »Weshalb, Reed? Das sieht dir gar nicht ähnlich. Wann immer ich mir über irgend etwas auch nur ansatzweise Sorgen mache, siehst du darin immer typisch weiblichen Schwachsinn.« »Wenn du es denn wissen willst, unsere Spaziergänge durch die Hügel sind der einzige Teil meines ländlichen Zwischenspiels, an den ich mit vollkommener Befriedigung denke. Worüber hat sich Mr. Artifoni, der Fitness-und Erste-Hilfe-Experte, gestern ausgelassen, als wir von unserem Spaziergang zurückkehrten?« »Über Mary Bradford.« »Schon wieder diese Frau. Kaum zu glauben.« »Ich bin vollkommen deiner Meinung. Alle Eltern, die mit ihrem Wagen ihren Sprößling ins A.B.C. bringen oder dort abholen und deswegen unsere Straße entlangfahren, scheinen Mary Bradfords Hühner aufzuscheuchen und ihre Kinder der Vernichtung anheimzugeben; das behauptet sie jedenfalls. Sie hat sich angewöhnt, im Lager aufzutauchen, wenn dort Hochbetrieb ist, Drohungen auszustoßen und davon zu reden, daß sie Mr. Artifoni verklagen will. Ich glaube, sie hat sogar einen Polizisten von der Verkehrsstreife bearbeitet, damit er den Eltern Strafzettel wegen Geschwindigkeitsüberschreitung verpaßt. Jedenfalls hatte Mr. Artifoni Mordlust in den Augen.« »Und da kam er natürlich als erstes zu dir, um mit dir zu reden.« »Na ja, ich bin noch neu hier, und deshalb nimmt man wohl an, ich hätte noch mehr Toleranz für Klatsch und Tratsch hier am Ort.
    Zudem hat er Leo nach Hause gebracht, das war nett von ihm. Was

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