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In Blut geschrieben

In Blut geschrieben

Titel: In Blut geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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gerade zur Tür wenden, hielt aber inne.
    »Sie hatten Recht«, gestand sie. »Diesmal hat er eine ganze Familie gekidnappt.«
    Brolin legte ihr freundschaftlich die Hand auf die Schulter.
    »Möchten Sie einen Tee? Das würde Ihnen bestimmt gut tun.«
    Sie winkte ab. Brolin sah ihr in die Augen.
    »Annabel, sagt Ihnen der Name Malicia Bents etwas?«
    Er hatte sie beim Vornamen genannt, das tat er selten. Sie wurde verlegen, fand es dann aber doch angenehm. Diese aufkeimende Vertraulichkeit gefiel ihr. Sie überlegte, schüttelte dann den Kopf.
    »Nein, ich glaube nicht. Warum?«
    »Nur so … Sehen wir uns heute Abend?«
    Annabel schwieg.
    »Rein beruflich, versteht sich«, fügte er hinzu, als er die Überraschung der jungen Frau bemerkte.
    Sie kam sich mit einem Mal ziemlich albern vor, und ihre Wangen brannten. Wie dumm sie doch manchmal war! Blöde Kuh, was hast du bloß?
    Brolin lächelte freundlich und erklärte: »Ich habe dann auch ein paar Neuigkeiten, das hoffe ich zumindest.«
    Bis dahin hatte Malicia Bents ihr Geheimnis vielleicht schon preisgegeben.
    Annabel trat einen Schritt zurück und entdeckte Saphir neben dem Sofa.
    »Beim letzten Mal ist mir gar nicht aufgefallen, dass Sie einen Hund haben.«
    Brolin sah sie an, seine Augen leuchteten. Statt einer Antwort wurde sein Lächeln breiter.
    »Ich rufe Sie an«, meinte Annabel und ging.
    Als sie im Flur stand, ärgerte sie sich über ihre Unbeholfenheit. Die Kraft und Stärke, die von ihm ausgingen, verwirrten sie noch immer. Im Aufzug fragte sie sich, warum sie überhaupt gekommen war. Sie hätte es ihm auch am Telefon erzählen können. Nein, das hat überhaupt nichts mit seiner Anziehungskraft zu tun! Davon war sie überzeugt. In Wirklichkeit wollte sie ihn unbedingt sehen und mit ihm sprechen, weil er in diesem Dunkel Zuversicht ausstrahlte. Nach den Aufregungen der vergangenen Nacht hatte sie sich einsam gefühlt. Seine Gegenwart wirkte beruhigend.
    Ja, das war es, er tat ihr gut.

43
    Larry Salhindro räusperte sich vernehmlich.
    »Jetzt halte dich fest«, sagte er. »Deine Malicia Bents ist in Wirklichkeit nur ein Phantom. Ich habe es überprüft, es gibt im ganzen Land zwei Malicia Bentz mit Z, aber keinen Namen, wie du ihn mir buchstabiert hast. Nur … und das ist das Beste! Unsere Freunde von US Postal 1 suchen auch nach dieser Malicia Bents mit S.«
    »Und warum?«
    »Wegen besonderer Verstöße. Das ist so: Offenbar haben die Leute von US Postal vor einiger Zeit ein verdächtiges Paket abgefangen. Einzelheiten weiß ich nicht, aber es hat mit einer gewissen Malicia Bents zu tun. Seither wird sie gesucht.«
    »Und was ist das für ein Paket?«, fragte Brolin.
    »Keine Ahnung, ich habe eine Telefonnummer von einem der Ermittler in New York. Hast du etwas zu schreiben?«
    Brolin kritzelte die Nummer auf einen Briefbogen des Hotels.
    »Also, offiziell gibt es keine Malicia Bents«, fasste Brolin zusammen. »Andererseits wird sie wegen eines Postdelikts gesucht …«
    »Genau. Das heißt, dass der Name falsch ist.«
    »Oder es ist eine illegale Einwanderin.«
    »Auch möglich.«
    Brolin bedankte sich herzlich bei seinem Freund und wählte die Nummer des US-Postal-Ermittlers. Als er diesem erklärte, er sei Privatdetektiv und mit der Suche nach einer entführten Jugendlichen beauftragt, willigte Freddy Copperpot, der zuständige Beamte für den Fall Malicia Bents, ein, sich zum Mittagessen mit ihm zu treffen.
    Brolin nahm seine Glock und reinigte sie sorgfältig. Er musste sich schnell eine andere Waffe besorgen, denn mit dieser hier hatte er Shapiro erschossen. Sie konnte daher durch ballistischen Abgleich leicht identifiziert werden.

    Um elf Uhr zwängte sich Brolin zusammen mit anderen müden Gestalten in die U-Bahn. An den Haltestellen füllte sich der Wagen mit grauen Anzügen, lauten Jugendlichen und einer Hand voll verträumter Touristen. An der Manhattan Bridge überquerte die Bahn den grauen Spiegel des East River, bevor sie in den Häuserschluchten wieder von der Erde verschluckt wurde. Brolin stieg in Little Italy aus und gelangte problemlos in die Mulberry Street, wo Freddy Copperpot schon auf ihn wartete.
    In seinem schwarzen Anzug und dem weißen Hemd, mit seinem kurz geschnittenen Bart und der relativ frischen Dauerwelle fiel Copperpot in der Menge der Businessmen nicht weiter auf. Brolin schätzte ihn auf etwa vierzig Jahre. Er hielt eine lederne Dokumentenmappe in einer Hand, an der Brolin einen großen Siegelring flüchtig

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