In Blut geschrieben
aufblitzen sah. Sie wechselten ein paar Worte, und Brolin bedankte sich und betonte die Dringlichkeit seiner Untersuchung, da das junge Mädchen, das er suchte, nun schon seit geraumer Zeit verschwunden und das Schlimmste zu befürchten war. Die beiden Männer gingen in ein kleines Bistro, an dem nur der Name italienisch war, und bestellten ein Mittagessen.
»Glauben Sie, dass das Mädchen entführt wurde?«, fragte Copperpot mit einem Seitenblick auf das Pflaster an Brolins Ohr.
»Rachel Faulet? Ja, ich befürchte es. Wie ich schon am Telefon sagte, bin ich in Sachen Rachel auf den Namen Malicia Bents gestoßen, ansonsten weiß ich nichts von ihr. Ich dachte, es handelt sich um eine Freundin, bis ich erfahren habe, dass es sie gar nicht gibt und dass Sie auch nach ihr fahnden.«
Es blieb ihm nichts anderes übrig, als zu lügen. Würde er den Papierfetzen aus dem Lagerhaus erwähnen, müsste er seine Anwesenheit dort erklären und würde sich damit in Zusammenhang mit Lucas Shapiros Tod bringen.
»Ja, wir ›würden gerne mit ihr reden‹. Ich will ehrlich sein. Nach Ihrem Anruf habe ich Informationen über Sie eingeholt.«
Copperpot hielt inne und musterte ihn.
»Ihrem Ruf als Exdetective und Privatdetektiv zufolge sind Sie ein Einzelgänger. Wenn ich mein Wissen mit Ihnen teile, erwarte ich dasselbe von Ihnen.«
»Natürlich, viel habe ich aber leider nicht, nur ein Stück Papier mit dem Namen Malicia Bents.«
Er beugte sich zu Copperpot, sah ihn durchdringend an und fuhr dann fort: »Ich will wissen, was mit Rachel geschehen ist, das allein zählt. Und diese Malicia steht vielleicht mit ihrem Verschwinden in Zusammenhang.«
Freddy Copperpot saß, den Kopf auf die Hand gestützt, am Tisch und strich sich nervös über den Bart. Er überlegte, wog das Für und Wider ab.
»Gut«, sagte er schließlich. »Das bleibt unter uns, und ich wende mich jetzt an den Expolizisten. Wenn Sie bei Ihren Ermittlungen etwas über Malicia Bents herausfinden, informieren Sie mich sofort. Ich verlasse mich auf Sie. Ihre Kollegen haben gesagt, Sie seien ein Mann, der sein Wort hält, und ich vertraue ihnen.«
Brolin schloss langsam die Lider als Zeichen der Zustimmung. Copperpot war also wirklich so weit gegangen, seine früheren Kollegen in Portland anzurufen.
»Vor sechs Monaten fand ein Postbeamter ein äußerst seltsames Paket. Er machte gerade eine Ladung für den Lieferwagen fertig, als er bemerkte, dass aus einer Sendung rote Tropfen auf den Boden fielen. Eine Seite des Pakets war rot gefärbt, wie von Blut. Er hat den Fall gemeldet, und wir haben eine Routineuntersuchung eingeleitet. In unserem Land werden alljährlich einhundertsechzig Milliarden Briefe und Pakete zugestellt, in manchen befinden sich Drogen, Kinderpornographie und sogar exotische Tiere, die illegal eingeführt werden, wie Spinnen, Skorpione oder Schlangen und sogar Affen, die lebend in Kartons verschickt werden. Sie können sich gar nicht vorstellen, was wir alles finden.«
Copperpot hielt kurz inne, als ihnen die Kellnerin das Essen servierte: zwei Teller Spaghetti Bolognese.
»Bei dem betreffenden Paket handelt es sich um eine Wertpaketsendung, die dem Vierten Verfassungszusatz unterliegt. Wir dürfen sie also nicht einfach so öffnen. Deshalb haben wir versucht, Kontakt zum Empfänger, einer gewissen Malicia Bents, aufzunehmen. Die Anschrift entspricht einem Postfach in einer Stadt in New Jersey, gemietet auf den Namen Malicia Bents. Nach sorgfältiger Überprüfung haben sich alle Informationen als falsch erwiesen. Diese Ms. Bents wollte offenbar anonym bleiben. Wir haben daraufhin eine Vollmacht zum Öffnen des Pakets erwirkt.«
Copperpot schaute Brolin scharf an und schob seinen Teller beiseite.
»Was enthielt es?«, fragte der Privatdetektiv und ahnte schon die Antwort.
»In Plastik verschweißtes Eis und in der Mitte eine Leber und ein Schienbein. Die Analyse unseres Labors ergab eindeutig: menschlichen Ursprungs.«
Sie sahen sich durch den Dampf, der von den heißen Tellern aufstieg, an.
»Der eingetragene Absender ist ebenfalls falsch. Wenn die Post ein Paket in Empfang nimmt, wird es registriert und bekommt für die elektronische Abfertigung einen Strichcode. Mit Hilfe dieses Strichcodes konnten wir die Spur bis zu einem Postamt in Paterson, New Jersey, dem Aufgabeort, zurückverfolgen. Dort aber fanden wir nichts mehr, keinen Zeugen, niente. Wir haben also in Phillipsburg eine Überwachung eingerichtet …«
»Phillipsburg?«,
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