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In Blut geschrieben

In Blut geschrieben

Titel: In Blut geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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ermitteln etwa, wenn die Sicherheit von Poststationen oder Postangestellten gefährdet ist, verbotenes Material wie kinderpornographische Schriften oder illegale Substanzen wie Rauschmittel verschickt werden

44
    Während unter Jack Thayers müdem Blick das dritte Team den Dienst antrat, um die Skelette aus dem Waggon abzutransportieren, befand sich Annabel in Phillipsburg in einem kleinen Ziegelgebäude an der Corliss Avenue, dem Büro des örtlichen Sheriffs. Eric Murdoch saß der jungen Frau gegenüber und hörte ihr aufmerksam zu. Annabel war vom ersten Augenblick an beeindruckt gewesen von der stattlichen Erscheinung des Sheriffs, der einen Meter neunzig maß und bestimmt über hundert Kilo wog.
    »Zu viele Opfer kommen aus dieser Gegend, das kann kein Zufall sein. Bob muss auch irgendwo hier wohnen«, erläuterte Annabel. »Wir müssen die ganze Umgebung unter die Lupe nehmen, alle vorbestraften Personen überprüfen, die Nachbarn der Opfer befragen, ob ihnen nichts aufgefallen ist.«
    »Ich helfe Ihnen natürlich gerne, möchte aber keinen Ärger mit den Bundesbehörden. Haben Sie sich mit denen abgesprochen?«
    Jetzt war sie auch noch an einen Bürokraten geraten. Der Bezirk gehörte nicht zu ihrem Zuständigkeitsbereich, und selbst wenn sie von Woodbine oder dem Bürgermeister von New York höchstpersönlich unterstützt wurde, musste sie sich doch an die Vorschriften halten.
    »Unter uns gesagt: Es ist ja nicht so, dass ich sie schätze«, meinte er vertraulich. »Sie halten sich für die Kings, aber ich möchte Unannehmlichkeiten vermeiden.«
    »Das haben wir schnell geregelt, glauben Sie mir. Einstweilen brauche ich Ihre Unterstützung. Sie sind hier zu Hause und kennen die Leute.«
    »Ja … Was Sie mir vorhin über Taylor Adams erzählt haben, hat sich das wirklich so abgespielt? Sie wurde völlig nackt mit einer am Körper festgesteckten Nachricht aufgefunden?«
    Annabel nickte finster.
    »Kannten Sie sie?«
    »Taylor? Doch, ja. Man kann sogar sagen, dass sie hier gewissermaßen Stammgast war! Sie machte nur Blödsinn. Mehrmals habe ich sie selbst zu ihrer Mutter zurückgebracht, nachdem sie völlig betrunken auf der Straße aufgegriffen worden war. Sie ist kein schlechtes Mädchen, nur ein bisschen wirr im Kopf. Aber wenn man nichts tut, um ihr zu helfen, wird es böse enden.«
    »Ich fürchte, in Zukunft wird sie sich wesentlich ruhiger verhalten. Ich komme gerade von ihrer Mutter, sie hat mir eine Aufstellung von Taylors Freunden gegeben. Was meinen Sie dazu?«
    Annabel hielt dem Sheriff die Liste hin, der sie mit seiner großen schwieligen Hand entgegennahm.
    »Hm … nichts Besonderes. Zwei davon kenne ich, die sind genauso wie sie, die anderen … keine Ahnung, wahrscheinlich irgendwelche Burschen aus der Gegend. Darf ich Sie etwas fragen?«
    »Natürlich.«
    »Was war denn in dem Umschlag?«
    »Nur wirres Zeug«, log die junge Frau. »Warum?«
    »Ich dachte nur. Man muss schon ganz schön verrückt sein, um so etwas zu tun!«
    »Oder unglaublich selbstsicher.«
    Sie hatte in den letzten Stunden lange darüber nachgedacht. Plötzlich hatte sie das Bedürfnis, ihre Ideen darzulegen, sich mitzuteilen.
    »Es ist, als wollte er uns beweisen, dass er tun kann, was er will, dass ihm ein Menschenleben völlig gleichgültig ist. Als wollte er uns zeigen, wie mächtig er ist, dass er es sich erlauben kann, Menschen zu entführen, nur um sie als Boten zu benutzen, als brauchte er bloß mit den Fingern zu schnippen, um zu bekommen, was er will. Die Welt ist seine Vorratskammer, er braucht sich nur daraus zu bedienen. In gewisser Weise hält er sich für Gott.«
    »Ich habe in einem Buch gelesen, dass genau das oft das Problem bei Serienmördern ist«, warf Sheriff Murdoch ein. »Sie streben nach totaler Kontrolle und Macht, indem sie ihre Opfer entmenschlichen. Ich finde es idiotisch, so was zu schreiben, wie kann man denn …«
    Annabels Handy summte. Sie trat ein wenig beiseite und nahm das Gespräch an. Es war Joshua Brolin.
    »Wir müssen uns sehen, es ist wichtig«, erklärte er.
    »Ich muss noch ein paar Personen befragen, die Freunde des Mädchens, das heute Nacht aufgefunden wurde. Danach komme ich zurück.«
    »Vergessen Sie das, wir müssen uns unbedingt sprechen.«
    »Was macht Sie so sicher, dass …«
    »Ich bin in einer Stunde vor Ihrer Wohnung. Bis gleich.«
    Er beendete das Gespräch.
    Annabel erholte sich kurz von ihrer Überraschung und kehrte dann zu Murdoch zurück.
    »Ich … Ich muss

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