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In Blut geschrieben

In Blut geschrieben

Titel: In Blut geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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zerbarsten zwei Scheiben, und während das Echo des splitternden Glases noch im Haus widerhallte, befanden sich bereits fünf Männer in Einsatzkleidung im Flur, um den anderen, die im Laufschritt folgten, Deckung zu geben.
    Mark Martins gehörte zur zweiten Truppe. Er kniete im Durchgang zum Wohnzimmer, sein Partner stand hinter ihm und suchte mit dem Zielfernrohr seiner Waffe den Raum ab. Niemand. Martins erhob sich und lief zur gegenüberliegenden Wand. Er war jetzt zehn Zentimeter entfernt von der Tür, die vermutlich zum Schlafzimmer führte. Trotz des ausgiebigen Trainings keuchte er, nichts war vergleichbar mit dem Adrenalinschub beim realen Einsatz.
    Er konnte die Silhouette kaum erkennen, nichts als eine flüchtige Bewegung, doch im grünlichen Schein seines Lichtverstärkers identifizierte er den blitzenden Lauf einer Waffe im Türrahmen.
    Neil Keel sah, wie sich seine Männer in Gruppen rund um Robert Fairziaks Haus verteilten. Über Stan Lowels, den Captain des Trupps, konnte er alle Informationen aus dem Zentrum des Einsatzfeldes mithören.
    »Team Alpha in Position, Rammbock fertig, Team Bravo und Charlie auf Abruf … Go!«
    Das Geräusch der splitternden Tür, das Hämmern der Schritte auf dem Boden.
    »FBI – keine Bewegung!«
    Der Atem der Männer, das Klirren einer zerbrechenden Lampe oder Vase, das Rascheln der Schutzanzüge, verstärkt durch die Mikros.
    »Bravo, im Wohnzimmer nichts Verdächtiges.«
    »Alpha, in der Küche nichts Verdächtiges.«
    Acht Sekunden waren seit der Stürmung vergangen.
    Keel nickte Brett Cahill zu, um ihm zu bedeuten, dass bis jetzt alles gut verlief. Jeden Augenblick müsste Robert Fairziak festgenommen sein, und sie würden hineingehen können.
    Eine verzerrte Stimme brüllte:
    » LASSEN SIE DIE WAFFE FALLEN. FALLEN LASSEN!«
    » VERDÄCHTIGER BEWAFFNET «, SCHRIE EIN ANDERER.
    » VERDÄCHTIGER IM SCHLAFZIMMER!«
    » KEINE BEWEGUNG! WERFEN SIE DIE WAFFE WEG! KEINE BEWEGUNG!«
    »Ein Team soll sich durchs Fenster Zutritt verschaffen und in seinem Rücken postieren!«, befahl Captain Lowels.
    »Negativ, Captain, Zugang ist durch Felswand unmöglich.«
    »Ich habe seinen Kopf genau im Visier.«
    Zwanzig Sekunden.
    »Negativ, Feuer wird nur eröffnet, wenn er die Waffe hebt.«
    »Verstanden! Ich glaube nicht, dass …«
    » NEIN!!!«
    Das Krachen der Schüsse drang aus dem Empfänger und dröhnte Neil Keel und Brett Cahill in den Ohren.
    » FEUER EINSTELLEN! FEUER EINSTELLEN!«
    Keel griff nach dem Walkie-Talkie und näherte sich in geduckter Haltung dem Haus, so als fürchte er Querschläger.
    »Lowels, was ist passiert?«
    Kurzes Schweigen, ehe knisternd die Stimme des Captains ertönte: »Fairziak liegt am Boden.«
    »Verdammter Mist! Verluste bei uns?«
    »Negativ, wir haben vor ihm geschossen.«
    »Bin gleich da.«
    Keel und Cahill eilten zu der Einsatztruppe. Beißender Pulvergeruch hing im Raum. Man hatte in Wohn- und Schlafzimmer Licht gemacht. Auf der Schwelle kniete Mark Martins über einen Körper gebeugt, um den sich ein roter Schatten ausbreitete. Mark hob den Kopf: »Wir brauchen einen Helikopter, um ihn abzutransportieren.«
    Seinem Tonfall war zu entnehmen, dass Robert Fairziak längst tot wäre, bis der Hubschrauber einträfe. Brett Cahill beugte sich über ihn. Bob war eher mager, die Haut weiß und milchig. Der kurze, struppige Bart hatte eine dunkle Farbe. Das Haar war ungekämmt und stand wild vom Schädel ab. Langsam wandte er den Blick zu Cahill, die braunen Augen musterten ihn aufmerksam. Er blinzelte mühsam, sein Atem drang pfeifend aus dem blutigen Mund. Prüfend, so als wollte er einschätzen, wer ihn besiegt hatte, musterte er Cahill.
    Trotz allem, was Bob getan hatte, wollte es Cahill in diesem Moment nicht gelingen, ihn als Monster zu sehen. Was er sah, war ein hagerer, geschwächter Körper, dem das Leben mehr und mehr entwich und der bald unter einem Dutzend gleichgültiger Augenpaare in völliger Einsamkeit sterben würde.
    Cahill schob eine Hand unter seinen Kopf. Der Mann, den er hielt, war einmal ein Kind gewesen, aus dessen Leid Bob der Mörder geboren war. In diesem grausamen Augenblick, da sein Leben zu Ende ging, war er wieder das verletzte Kind, dessen Seele von mehr Narben entstellt war, als auf einem menschlichen Körper Platz gefunden hätten.
    »Bewegen Sie sich nicht, alles wird gut«, log er.
    Bobs blutrote Lippen öffneten sich zu einem Lächeln.
    »Ich habe keine Angst«, murmelte er, ein Pfeifen und Gurgeln in der

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