In Blut geschrieben
der respektiert werden will und aus diesem Grund Cop geworden ist. Und weil er dadurch in ständigem Kontakt mit dem Verbrechen ist, jeden Tag das Blut der anderen sieht und hofft, durch den Beruf seine Triebe befriedigen zu können. Aber das genügt nicht. Ich brauche mehr … Ich giere nach Macht, aber ich bin auch sehr vorsichtig, denn ich bin Cop und weiß, dass man leicht erwischt werden kann, dass man bei allem, was man tut, umsichtig sein muss. Ich kenne die Methoden der Polizei, vor allem weiß ich aus Erfahrung dass der Verbrecher unvorhersehbaren Ereignissen ausgeliefert ist, die ihn verraten können. Ich handle mit Vorbedacht, verberge mich hinter einer falschen Identität, und um die anderen noch mehr in die Irre zu führen, wähle ich einen Frauennamen. Besser noch, ich bediene mich des Mannes, dem ich am meisten vertraue, ich lasse ihn an meiner Stelle agieren und bleibe selbst im Schatten; so habe ich die Kontrolle, ohne Risiken einzugehen. Dank meiner Erfahrung als Polizist plane ich alles, bis hin zu den Entführungsmethoden, und verberge mich hinter meinem Vasallen, hinter Bob. Und wenn im schlimmsten vorstellbaren Fall das Unmögliche eintreten, wenn die Caliban-Sekte entdeckt werden sollte, dann würde man nach dem Gehirn, dem Anführer suchen. Falls Lynch oder Shapiro auspacken würden, könnten sie nur Bobs Namen nennen, da sie nur den kennen, und seine Schrift würde ihn belasten. Er hat die Briefe geschrieben, seine Handschrift wurde bei Annabel gefunden, also würde Bobs Kopf rollen. Ich müsste mich in diesem Fall nur diskret verhalten und abwarten. Eventuell müsste ich Bob beseitigen lassen, um mir seines Schweigens sicher sein zu können, doch ich hatte schon meine Gründe, gerade ihn auszuwählen … Ja, so ist das …
Auf der menschenleeren Straße lehnte sich Brolin an eine Ampel.
Er war auf der richtigen Spur, davon war er überzeugt. Der Polizist, der sich hinter Malicia Bents verbarg, war keine untergeordnete Figur, nein, er war derjenige, der alles aus dem Verborgenen lenkte. Die Sache mit den handgeschriebenen Nachrichten passte nicht zum Rest, das war sein Notausgang, die Sicherheit, dass alles bei Bob aufhörte, falls die Caliban-Sekte enttarnt würde. Niemand hätte je von Malicia Bents erfahren dürfen.
Malicia Bents … Malicia Bents.
Plötzlich machte Brolin kehrt. Im Eilschritt lief er die Straße hinauf, bis er gefunden hatte, was er suchte: ein Geschäft, das auf jede Art von Süßwaren spezialisiert war, einer jener Orte, der bei den New Yorker Studenten und Schülern sehr beliebt war. Dieses Heiligtum kindlicher Nostalgie schloss seine Türen nicht vor zwei Uhr morgens und beherbergte in seinen Nebenräumen auch noch einen Spielwarenladen. Brolin bahnte sich seinen Weg durch die bunten Regale, vorbei an einem Paar, das gerade mit der Auswahl einer Puppe beschäftigt war.
Der Privatdetektiv steuerte die Abteilung »Gesellschaftsspiele« an. Er fand schnell, was er suchte, und riss die Plastikverpackung eines Scrabble auf. Er öffnete das Säckchen mit den Buchstaben und suchte so lange, bis er die nötigen Steine gefunden hatte, um den NAMEN MALICIA BENTS zusammensetzen zu können. Dann stellte er einige Lettern um und formte neue Worte. Die Idee war ihm plötzlich gekommen, als er an den Namen Caliban gedacht hatte, der sich durch Austauschen von nur zwei Buchstaben in Caníbal verwandeln ließ. Auch IN MALICIA BENTS steckte das Wort Caníbal, und als er das geschrieben hatte, ergab sich der Rest wie von selbst.
Auch Malicia Bents eignete sich für ein Anagramm:
Caliban it’s me – Ich bin Caliban.
Demjenigen, der hinter der ganzen Sache stand, mangelte es nicht an Humor. Dieses Wortspiel, das ihn sicher begeistert hatte, offenbarte all seine Egozentrik und Selbstherrlichkeit.
Brolin hatte sich nicht geirrt. Auch Bob war nur eine Marionette.
Der wahre Meister dieser Maskerade war noch viel gefährlicher.
Denn niemand kannte sein Gesicht.
67
Als er den Befehl von Special Agent Keel in seinem Kopfhörer vernahm, atmete Mark Martins tief durch und gab den beiden Männern, die ihn begleiteten, ein Zeichen, sich zum Sturm bereit zu machen.
Seine Heckler & Koch MP5 im Anschlag, rannte er aus dem Unterholz zum Haus. Innerhalb von dreißig Sekunden waren alle Eingänge von einer Gruppe bewaffneter Männer besetzt, die mit Nachtsichtgeräten der Marke ITT Night Enforcer 6015 ausgestattet waren.
Der Rammbock stieß die Eingangstür ein, im selben Moment
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