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in China

in China

Titel: in China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Karte in ihrer Enzyklopädie genommen. Was sie da sah, jagte ihr Schauer des Entsetzens den Rücken hinunter. Die Provinz Sinkiang lag Tausende von Meilen vom Meer entfernt. Sie grenzte an Tibet, Pakistan, Afghanistan. Wüste erstreckte sich wie ein ausgedehnter Teppich bis zu den furchterregenden Gebirgszügen von Kunlun und Karakorum. Thermosocken, Dörrobst,
    Schokolade... Der Verdacht, der in ihr aufstieg, machte ihr immer noch zu schaffen.
    Sie stieg aus der Wanne und schlüpfte in ihren Bademantel. Auf dem Weg zum Bett mußte sie sich eingestehen, daß sie einen noch viel schrecklicheren Verdacht hegte, der sie so entsetzte, daß sie sich bemühte, nicht darüber nachzudenken. Sie mußte diese Furcht verdrängen, durfte sie erst gar nicht ins Bewußtsein dringen lassen, mußte sich eisern dagegen zur Wehr setzen; denn bei Licht besehen würden sich ihre Befürchtungen als so schlimm erweisen, daß Bishop mit Recht Angst um sie hatte. Sie knipste das Licht aus, ließ den Verdacht erst gar nicht die Oberhand gewinnen und schlief sofort ein.

4. Kapitel
    Am nächsten Morgen erschien Iris in Jeans. Getreulich geleitete Mrs. Pollifax sie die Treppe hinunter, doch dann sah sie, daß sie ihr keine seelische Stütze mehr zu sein brauchte.
    Jenny stieß einen anerkennenden Pfiff aus, Malcolm betrachtete sie mit Wohlgefallen, und in George Westrums Augen trat ein Glanz, den Iris hoffentlich auch bemerkte. Joe Forbes murmelte: »Na so was!« Selbst Peter fand Iris beachtlich. Allerdings schüttete sich Iris beim Frühstück eine Schale mit Erdnüssen in den Schoß, und die Hälfte davon rieselte unter den Tisch, doch wie Jenny ganz richtig bemerkte, war das leichter zu beheben, als es bei verschüttetem Bier der Fall war. Ohne es zu wollen, lavierte sich Iris immer mehr in die Rolle des Clowns der Reisegruppe hinein.
    Beim Frühstück und auch beim Mittagessen notierte Mrs. Pollifax pflichteifrigst, was die einzelnen Teilnehmer zu sehen wünschten. Sie fand es nicht verwunderlich, wofür sich die einzelnen entschieden hatten. Joe Forbes wollte eine Universität besichtigen, Jenny die zweite Klasse einer Grundschule besuchen. George war vor allem an Kommunen interessiert.
    Malcolm hatte breit gefächerte Interessen, vor allem auf kulturellem Gebiet. Peter äußerte wieder den Wunsch, einen kleinen Abstecher in das Dorf zu machen, in dem seine
    Großmutter geboren war. Iris wollte in die chinesische Oper, vor allem aber auch in das Ban Po Dorfmuseum in Xian, und zwar wegen der Artifakte, die von einer neolithischen
    Gesellschaft zeugten, in der die Frauen vor achttausend Jahren das Sagen gehabt hatten.
    Wieder die Befreiung der Frau! Mrs. Pollifax selbst gab den Trommelturm in Xian an und hoffte, daß sie das nicht zu begründen brauchte. Nachdem sie ihren Reiseführer konsultiert hatte, gab sie zu Tarnungszwecken auch noch den Glockenturm an sowie buddhistische Tempel.
    In Guangzhou oder Kanton wurde ihre Geduld auf eine harte Probe gestellt. Sie gingen zur Bank, um Traveller Schecks einzulösen und gegen Zwischenscheine umzutauschen.
    Fasziniert sah sie mit an, wie sich vier Bankangestellte mit ihrem Geld zu schaffen machten und den Betrag mit Hilfe eines Abakus' berechneten. Doch Mr. Li hatte ihnen erklärt, daß sie dieses Touristengeld nicht einfach in jedem x-beliebigen Geschäft, auf den Basaren oder auf dem freien Markt ausgeben konnten, sondern ausschließlich in den regierungseigenen Läden.
    Das behagte Mrs. Pollifax ganz und gar nicht. »Wie komme ich denn an richtiges Geld?«
    fragte sie ihn sofort. Immerhin konnte ja der Fall eintreten, daß sie etwas dringend brauchte.
    Sie erfuhr, daß die Freundschaftsläden die Touristenwährung sicherlich in das übliche chinesische Geld umtauschen würden. Daraufhin verlangte sie prompt größere Mengen von Touristenscheinen; denn sie war fest entschlossen, so viele echte Scheine wie nur irgend möglich in die Hände zu bekommen.
    »Mein neues Hobby... Sammelleidenschaft«, wandte sie sich guten Muts an Malcolm.
    Nachdem dieses Ärgernis praktisch aus der Welt geschafft war, bewunderte sie die Sun Yatsen Gedächtnishalle mit ihren herrlichen tiefblauen Lackarbeiten, die errichtet worden war, um den Gründer der Nationalen Partei zu ehren. Im Zoo zollte sie den Pandas Beifall, wie es von ihr erwartet wurde, doch mittags herrschte eine solche Glut, daß sie zu Tode ermattet war. Wieder aßen sie im zweiten Stockwerk eines Restaurants, die Chinesen dagegen aßen unten.
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