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in China

in China

Titel: in China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Frau durch Zeichensprache verständlich zu machen. Joe Forbes stand neben ihm und kicherte. Ein junger Mann erspähte Mrs. Pollifax und eilte auf sie zu. »Sie auch Amerikanerin«, rief er begeistert. »Ich darf Fragen stellen?«
    »Aber natürlich«, entgegnete sie freudig. »Ni hao! Guten Abend!«
    Die Chinesen, die sich zuvor um Malcolm geschart hatten, waren über die Kühnheit und den Wagemut dieses jungen Mannes so erstaunt, daß sie hinter ihn traten. Sie sahen Mrs. Pollifax beifällig lächelnd an und warteten gespannt darauf, daß ihr Landsmann die Besucherin aus einem Lande ansprach, das am anderen Ende der Welt lag. Sie waren sichtlich stolz auf ihn, und auch das Herz von Mrs. Pollifax schlug schneller. Sie war sich der Bedeutung dieses Augenblicks durchaus bewußt.
    Der Mann legte ernst die Stirn in Falten und fragte bedeutsam: »In Amerika Sie pflanzen Baumwolle an?«
    Verwundert nickte Mrs. Pollifax. »Ja. In den Südstaaten.«
    »Südstaaten?«
    »Wo es warm ist«, erklärte sie ihm. »Wie in Kanton?«
    »Kanton?« Verwirrt sah er sie an. Sie erkannte, daß sie sich hoffnungslos verfranst hatten.
    Der gute Wille war immer noch vorhanden, fast greifbar und doch schon bedroht.
    »Nein«, sagte sie und bemühte sich, wieder auf den rechten Weg zu kommen. »In den Vereinigten Staaten, wo ich zu Hause bin. »Wo...« Sie drohte plötzlich in den Substantiven, Pronomen und Verben zu ertrinken, die sie trennten und aus denen sie Sätze bilden mußte.
    Ihr kam auch schmerzhaft zu Bewußtsein, welche Verwirrung selbst kleine Wörtchen wie für, über oder von stiften konnten. Zwischen ihnen schien eine unüberwindliche Mauer zu stehen, ein tiefer Abgrund schien sich zwischen ihnen aufzutun, doch dann hatte sie ganz plötzlich eine Erleuchtung: Die Schnappschüsse fielen ihr wieder ein, die sie noch im allerletzten Augenblick in die Handtasche gestopft hatte. Sie zog sie heraus. Ein Foto des Hauses, in dem sie wohnte. Sie selbst stand davor. Ein anderes Foto zeigte ihren Enkel beim Öffnen der Weihnachtsgeschenke in ihrem Wohnzimmer. Auch ein Foto von Cyrus war dabei und zwei von ihren Geranien. Sie reichte sie dem neuen Freund. Verwundert nahm er die Fotos. Seine Landsleute rückten näher und sahen ihm über die Schulter. Der junge Mann reichte die Fotos herum, sie gingen von Hand zu Hand. Ehrfürchtige Blicke, verwundertes Murmeln.
    »Schnee?« fragte ihr Freund und wies auf das Foto, auf dem sie vor dem Haus stand.
    »Ja, Schnee«, bestätigte sie und nickte hocherfreut. »Schnee!
    Zu kalt für Baumwolle.«
    »Ah, verstehen, verstehen«, rief er kolossal erleichtert aus und wandte sich an seine Kameraden, um eine fachmännische Erklärung abzugeben.
    »Ehemann?« fragte er dann und wies auf Cyrus.
    Mrs. Pollifax schüttelte lächelnd den Kopf. »Ein sehr lieber Freund.«
    »Aaah!« rief er freudig und wandte sich wieder an die Menge.
    Doch das Foto ihres Enkels erregte die größte Aufmerksamkeit. Von überallher kam
    beifälliges Murmeln. Die Blicke der Leute zeugten von tiefem Respekt.
    Ein Bild wiegt tausend Worte auf, dachte sie glücklich. Hatten die Chinesen das nicht selbst zuerst gesagt?
    Der junge Mann, der sie angesprochen hatte, bedankte sich überschwenglich bei ihr. »Jetzt wir sehen, ja«, sagte er. Er wandte sich um und sprach schneidend scharf mit einem Mann, der eins der Fotos betrachtete. Er entriß es ihm, wischte einen Fingerabdruck weg und gab es Mrs. Pollifax zurück. Nach und nach bekam sie alle ihre Fotos wieder. Sie verstaute sie in ihrer Handtasche. Es war Zeit, den Rückzug anzutreten. Der Augenblick erschien ihr günstig.
    »Jetzt gehe ich«, wandte sie sich an die Leute und verneigte sich. »Gute Nacht und vielen Dank! Zai jian!«
    »Guten Tag «, riefen sie und lachten freundlich. Sobald sie sich abgewandt hatte, scharten sie sich wieder um Malcolm und seinen Zeichenblock.
    Mrs. Pollifax ging weiter den Weg entlang, ignorierte eine entzückende Bogenbrücke, die sich über einen kleinen Teich spannte, und ging auf ein geheimnisvolles helles Licht in der Ferne zu, von dem sie sich magisch angezogen fühlte. Iris war hinter ihr hergegangen. Sobald sie sie eingeholt hatte, sagte sie:
    »Ich glaube, ich gehe jetzt zurück, es wird schon langsam dunkel.«
    »Hallo!« rief da Jenny und tauchte aus einem Seitenpfad auf. »Gehen Sie zum Hotel zurück?«
    »Bald«, erwiderte Mrs. Pollifax. »Ich muß erst wissen, was es mit dem hellen Licht da vorne auf sich hat. Ich bin neugierig - es

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