Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
in China

in China

Titel: in China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
Vom Netzwerk:
ist mir schon aufgefallen, als wir den Park betreten haben, und es ist noch immer da.«
    »Auch Geräusche sind zu hören«, fügte Iris hinzu, während sie sich dem Licht näherten.
    »Menschenstimmen?« fragte Jenny voller Zweifel.
    »Komische Geräusche«, meinte Iris. »Menschen und Maschinen. Vielleicht geraten wir da in ein richtiges kleines Abenteuer.«
    »Ganz bestimmt«, sagte Mrs. Pollifax erregt. »Gehen wir hin. Das müssen wir unbedingt sehen.«
    Aus dem Dämmerlicht stieg eine runde tonnenähnliche Holzstruktur vor ihnen auf. Das Licht kam aus dem Inneren. Stufen führten ganz hinauf. Oben lief eine Plattform ringsherum. Die Silhouetten zahlreicher Köpfe zeichneten sich ab. »Ja, ja«, sagte der Wächter, der an der untersten Stufe lehnte, und öffnete das Seil, das den Zugang versperrte, um sie gratis durchzulassen. Sie stiegen die schmalen, steilen Stufen hinauf, immer höher und höher, dem strahlend hellen und doch gedämpften Licht entgegen. Oben angekommen starrten sie in eine Arena hinab, deren Wände schräg anstiegen.
    »Großer Gott«, keuchte Iris, »das ist ja, wie wenn man in ein Faß sieht - so klein und eng.
    Sehen Sie mal - zwei Motorräder!«
    Zwei prächtig gekleidete junge Männer traten aus einer kleinen Tür und stiegen auf die Motorräder. Die Menge murmelte ehrfürchtig. Die jungen Männer verneigten sich grinsend, ließen die Motoren aufheulen und fuhren eine Runde zu ebener Erde. Dann gaben sie erst richtig Gas, und die Motorräder schraubten sich langsam die Wände hinauf. Mrs. Pollifax mußte sich zusammennehmen. Höher und immer höher kreisten die Motorradfahrer, die Motoren dröhnten, brüllten und heulten auf. Die Plattform, auf der sie standen, knackste und knirschte. Der ganze Turm erbebte unter ihren Füßen. Die Fahrer standen jetzt lotrecht, und einen Augenblick lang sah es aus, als könnten sie über den oberen Rand hinausschießen und die Zuschauer mitsamt der Plattform mit sich reißen
    (Schlagzeile: Xian, Volksrepublik China, Dutzende von Menschen kamen ums Leben, als zwei Artisten die Gewalt über ihre Motorräder verloren und in die Zuschauer rasten. Unter den Toten sind auch drei amerikanische Touristinnen, die noch nicht identifiziert werden konnten.), doch da drosselten sie die Motoren, die Gefahr war gebannt - zumindest was die Zuschauer anging, doch das Schwierigste war noch nicht geschafft: Die zwei strahlenden jungen Helden mußten ihre schweren Maschinen erst sicher wieder hinunterbringen. Das gelang ihnen - anscheinend mühelos. Sie erreichten den Boden und bremsten, daß das ganze
    ›Faß‹ bebte. Sie nahmen ihre Helme ab. Das Publikum bedankte sich mit donnerndem
    Applaus.
    Auch Mrs. Pollifax klatschte wie wild. Es war vorbei und überstanden. Langsam stiegen sie inmitten der Menge die Stufen wieder ab, bis sie sicher unten angelangt waren und wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Unten brannte nur noch ein einziges Licht, das den Weg beleuchtete.
    »Also, das war ja unglaublich«, stotterte Mrs. Pollifax, noch immer ganz benommen.
    »Und auch diese Plattform«, warf Jenny ein. »Ich hatte ständig das Gefühl, am Rande eines Korbes zu hängen, so wackelig war das ganze Ding. Ich habe mich fast zu Tode gefürchtet.«
    »Na wenn schon, aber es hat Spaß gemacht«, japste Iris, noch ganz außer Atem und mit glänzenden Augen.
    Überall im Park wurden jetzt die Lichter gelöscht. Hier wurde kein Strom verschwendet. Es war neun Uhr. Der Fernseher lief nicht mehr. Der Park leerte sich allmählich. Sie traten auf die Straße hinaus, wo die kleinen grellen Lichter der fliegenden Händler wie Glühwürmchen durch die Dunkelheit geisterten. Die wenigen Straßenlaternen verbreiteten trübes Licht. Die Leute standen in Grüppchen beieinander und schwatzten, einige eilten auch schon nach Hause.
    »Aus welcher Richtung sind wir denn gekommen?« fragte Iris.
    »Von da - diese Straße entlang«, sagte Mrs. Pollifax und zeigte in die Richtung.
    Doch Jenny schüttelte den Kopf. »Nein, da haben wir doch noch gesehen, wie George Fotos gemacht hat, wissen Sie nicht mehr? Wir müssen also die andere Straße langgehen.«
    Mrs. Pollifax hatte ihre Zweifel. »Das glaube ich aber nicht.«
    »Ich bin für meinen untrüglichen Richtungssinn bekannt«, behauptete Jenny. »Wirklich, Sie können mir glauben. Vertrauen Sie sich mir nur ruhig an!«
    »Gut, wir vertrauen Ihnen«, versicherte ihr Iris mit todernster Miene.
    Schließlich gelangten sie zu der breiten Allee,

Weitere Kostenlose Bücher