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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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Klang dieses Wortes liebte. Emporragen . Sie liebte Worte, die nicht nur eine Bedeutung besaßen, sondern auch ein Gefühl vermittelten.
    Ein Pfad aus demselben grauen Stein führte zur großen hölzernen Eingangstür. Links und rechts davon befanden sich hohe schmale Fenster, und auf der winzigen Veranda standen rote Geranien in weißen Blumenkästen, so wie bei May. Annie Laurie stellte sich vor, wie sie jetzt dort saß, vielleicht einen Schokoriegel naschte und zuhörte, wie ihre Oma und May sich im Wohnzimmer unterhielten. Dann wiederum dachte sie an May und Cassandra, wie sie im Gefängnis saßen. An May, die weinend auf einer Pritsche saß, während Cassandra in der Zelle auf und ab ging. Wieder loderte Zorn in ihr auf. Ehe sie der Mut verlassen konnte, trat sie auf die Veranda und läutete. Sie hörte es, ein lauter Gong im Innern des Hauses, gefolgt von einem Bellen. Sekunden später erschien Sugar am Fenster
rechts neben der Eingangstür. Bei ihrem Anblick hörte er auf zu bellen und wedelte stattdessen so begeistert mit seinem Stummelschwanz, dass er abzufallen drohte.
    Sie hätte sich so gern zu ihm hinuntergebeugt, um ihn zu begrüßen, aber hier ging es um etwas Geschäftliches. Weshalb um alles in der Welt dauerte das denn so lange? Annie Laurie läutete ein zweites Mal. Sekunden später sah sie, wie Sugar hinter sich blickte, und wusste, dass Mrs. Lundy kommen musste. Schließlich ging die Tür einen Spaltbreit auf, und sie sah eine Kette, die verhinderte, dass sie noch weiter geöffnet wurde.
    Annie Laurie holte tief Luft und machte sich bereit. Sie wollte erklären, dass May es doch nur getan hatte, um den Schildkröten zu helfen, dass sie es nicht verdiene, deswegen ins Gefängnis zu gehen, und ob Mrs. Lundy bitte, bitte, bitte die Anzeige gegen sie fallen lassen könne. Doch bevor sie ein Wort sagen konnte, wurde ihr die Tür vor der Nase zugeschlagen, ehe sie erneut aufgerissen wurde, diesmal ohne die Kette. »Komm rein«, forderte Mrs. Lundy sie auf, und ehe Annie Laurie sich’s versah, stand sie im Haus, die Tür wurde hinter ihr geschlossen, und Sugar sprang an ihren Beinen hoch.
    »Ich freue mich, dich zu sehen«, fuhr Mrs. Lundy fort. Annie Laurie konnte sie nur anstarren - nicht nur, weil Mrs. Lundy offenbar tatsächlich erfreut über ihr Erscheinen war, sondern auch, weil sie »Ich« statt »Sie« gesagt hatte. Ihre Oma hatte gemeint, sie habe wahrscheinlich einen Schlaganfall erlitten und sage deshalb so seltsame Sachen. »Haben Sie sich ein wenig erholt?«, erkundigte sich Annie Laurie.
    »Erholt? Wovon?«
    »Von Ihrem Schlaganfall.«
    »Kind, ich hatte einen leichten Hirnschlag, keine Lobotomie. Und jetzt komm mit. Bitte.«
    May schob sich noch eine Käsestange in den Mund und gab den Deckel wieder auf die Tupperschüssel. Lieber etwas
für später aufbewahren. Schließlich wusste niemand, wie lange sie hier noch bleiben musste. Sie ließ sich mit dem Rücken gegen die Wand hinter ihrer Pritsche sinken und richtete sich auf eine längere Wartezeit ein. Ihr war immer noch nicht klar, weshalb Cassandra sich am Morgen von Walton gegen Kaution hatte herausholen lassen. Dieses Mädchen war die ganze Nacht außer sich gewesen, hatte sich aufgeführt, als hätten sie ein Verbrechen begangen oder so was. Ihr fehlte jeder Sinn fürs Abenteuer. Als das betrachtete May es - trotz des Gestanks und des mangelnden Tageslichts hier.
    Hätte sie nichts zu essen, wäre es gewiss wesentlich schlimmer. Sie wünschte nur, jemand anderes als Lorette Williams hätte diese Käsestangen gebacken. Der einzige Grund, weshalb diese Frau all das Zeug zu Walton gebracht hatte, war, weil sie sehen wollte, ob sie etwas in Erfahrung bringen und dann überall in Salter Path herumerzählen konnte. Trotzdem konnte May ihr keinen Vorwurf machen, denn sie hätte es bestimmt genauso gemacht. Dies war nun mal die Art, wie die Leute im Ort auf dem Laufenden blieben, und wer wollte schon riskieren, nicht Bescheid zu wissen? Als Ergebnis hatte sie nun einen Vorrat an Käsestangen, Fleischbällchen und Erdnussbutterkeksen - Sachen, die auch ohne Kühlschrank nicht verderben konnten.
    Sie wischte sich die Krümel von den Händen und griff nach der Zeitung. Es war an der Zeit, sich zu konzentrieren, für den Fall, dass die Geschichte noch nicht erschienen war. Sie studierte die Titelseite der Carteret News-Times und fragte sich, ob sie ihre Konzentration auf einen bestimmten Reporter oder auf das Blatt im Allgemeinen richten

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